Dennis Jones – About Time – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Seit 2003 hat Dennis Jones, der schon für Johnny Winter, Buddy Guy, George Thorogood und Tinsley Ellis als Opener aufgetreten ist, insgesamt sieben erfolgreiche CDs und eine DVD auf seinem eigenen Label Blue Rock Records veröffentlicht. Und nun hat er sein neuestes Werk „About Time“ am Start, seit dem 28. Juni steht es in den Regalen.

Musikalisch ist Dennis Jones fest im Blues Rock der 70ger Jahre verankert, was man den zehn Songs dieses Longplayers auch deutlich anhört. All seine Mitstreiter auf „About Time“ sind namhafte Größen aus der Blues- und Rock Szene. So sind z. B. Paulie Cerra am Saxophon (Joe Bonsmassa, Keb‘ Mo‘) und Robert McDonald am Bass (u. a. Johnny Guitar Watson) mit dabei.

Dennis Jones liefert wilde Gitarrensoli sowie sägende und jaulende Gitarrenriffs, teilweise gepaart mit starken Saxophoneinlagen von Paulie Cerra und dezenten Background Vocals von der Sängerin Nio Wilson und dem Bassisten Robert McDonald. Jones‘ kräftiger aber auch gefühlvoller Gesang ist dabei immer präsent und besticht durch seine manchmal aufblitzende stimmliche Nähe zu Jimi Hendrix. Bis auf „Mother Earth“ (im Original von Memphis Slim) hat Jones alle Songs des Albums selbst geschrieben.

Dies ist auch neben dem leicht balladesken „More Time“ das einzige, etwas ruhigere Stück auf der Scheibe. Die übrigen Songs gehen ziemlich straight vorwärts und bewegen sich nur selten im gemäßigten Midtempo Bereich. „Too High To Fly“ ist ein schönes Beispiel dafür. Ein Chicagoblues mit Hintergrundchor und Keyboardunterstützung. Etwas heraus ragt ebenfalls auch „Just Like You“. Die Nummer kommt als flotter Shuffle mit Boogie-Attitude daher.

Für Freunde der härteren Gangart mit Hang zu Hendrix und Co. ist Dennis Jones‘ neue Scheibe „About Time“ sicherlich ein Must-Have. Alle anderen Musikfreunde sind möglicherweise von den derart vielen und geballt auftretenden wilden Gitarrenriffs bereits nach einmaligem Hören genervt. Leute mit einer Affinität zu wildem Hard Rock werden allerdings die CD als Glücksfall sehen und sie begeistert in ihre Sammlung einreihen.

Blue Rock Records (2024)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Condition Blue
02. Don‘t Stop
03. You‘re Killing Me
04. Mother Earth
05. Too High To Fly
06. Just Like You
07. Always The Same
08. Hell
09. More Time
10. Six Feet Off The Ground

Dennis Jones
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Celso Salim & Darryl Carriere – About Time – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Der brasilianische Gitarrist Celso Salim und der kalifornische Harpspieler Darryl Carriere blicken beide auf eine schon lange währende Musikerkarriere zurück. Celso Salim arbeitete im Laufe seines Musikerlebens bereits mit zahlreichen Größen des Musikgeschäftes zusammen, darunter B. B. King, Deep Purple, Canned Heat, John Hammond und Joe Bonamassa, um nur ein paar Namen zu nennen und es gibt inzwischen 6 Soloalben von ihm. Darryl Carriere ist seit seiner frühen Jugend der Mundharmonika verfallen und spielte u. a. mit Billy Preston, Robbie Krieger von den Doors und Corey Stevens und dem legendären Schlagzeuger Gary Mallaber (Van Morrison und Steve Miller Band).

Auch zusammen sind die beiden seit mehr als zwanzig Jahren unterwegs, mit „About Time“ präsentieren sie jetzt aber erstmals auch ein gemeinsames Album. Für den nötigen Drive und Rhythmus sorgen auf der Scheibe David Kita am Schlagzeug und Mike Hightower am Bass, bekannt von seiner Arbeit bei „Johnny Mastro & The MB‘s und „The 44‘s“.

Die zehn Originalsongs auf der Scheibe umfassen eine bunte Mischung an teils traditionellen Blues-Tunes („In Your Arms“, „Here With You“), abgeschmeckt mit Rock‘n‘Roll-Anleihen („Sweet Thing“, „Sadie“), Countryelementen („With My Friends“, „Make You Mine“) und mitunter leichten Souleinflüssen („Please Stop“, „Get Along“), sowie Chicago Blues- Klängen („BBQ“, „Love On A Shelf“, „Get Along“).

Das von Mike Hightower und Celso Salim produzierte Werk ist durch die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse echt abwechslungsreich. Und durch die vielfach leicht und fluffig daherkommenden Tracks verbreitet es zudem jede Menge gute Laune, zu der sicherlich auch die stimmigen Lead Vocals, vor allem von Darryl Carriere, beitragen. „About Time“ ist dafür gemacht, und hat es auch verdient, nicht nur nur ab und zu, sondern wirklich des Öfteren angehört zu werden, gern auch in Dauerschleife.

Wide Tracks Recordings (2024)
Stil: Blues

Tracks:
01. BBQ
02. Sweet Thing
03. Please Stop
04. In Your Arms
05. Here WithYou
06. With My Friends
07. Get Along
08. Love On A Shelf
09. Sadie
10. Make You Mine

Celso Salim & Darryl Carriere
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Crossing Keys – About Time… – CD-Review

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Oh Mann, dieser Silberling der Crossing Keys bringt den Rezensenten mal wieder echt in die Bredouille. Die 1994 gegründete schwedische Band liefert eine ungemein engagierte, handwerklich perfekt eingespielte und produzierte Scheibe ab und trotzdem hinterlässt sie einige Kritikpunkte, die z.T. allerdings meinem subjektiven Empfinden/Geschmack geschuldet sind. So umweht mein Urteil ein bisschen der Hauch des Ungerechten.

Andererseits habe ich natürlich schon hunderte Scheiben aus diesem Bereich rezensiert und denke, dass mein recht fundiertes Wissen in dieser Sparte letztendlich ein verlässliches Resultat abgibt. Kommen wir kurz zu den Backgroundinfos bzgl. dieser skandinavischen Band, die relativ spärlich gesät sind, da selbst die Homepage nur auf Schwedisch verfasst ist.

Die Crossing Keys musizieren heute (mit unterschiedlichen Eintrittsdaten) in folgender Besetzung. Tomas Odhner (voc, guitars, harp), Peter Nilsson (guitars, mandolin, voc), Jimmy Östlund (guitars, pedal steel, voc), Johannes Brodén (drums), Thomas Andersson (bass, voc) und Daniel Karlsson (keyboards). Wer für das Songwriting der sieben (vermutlich selbst geschriebenen) Stücke, neben drei einwandfrei zu identifizierenden Coversongs, verantwortlich ist, gibt das mir zur Verfügung gestellte, zweiseitige, auf einem Tintenstrahldrucker ausgeworfene Blättchen nebst einfacher CDR, nicht her.

Ich denke aber, dass Frontmann Odhner hier größtenteils involviert ist, und wohl von daher auch den Hauptpart am Mikro übernommen hat. Sorry, ich bin leider nun mal kein Freund von dünnen hellen Stimmen. Diese schmälert bei mir dann im Verlauf auch den Hörgenuss beträchtlich, da sie sich halt naturgemäß wie ein roter Faden durch das Werk zieht und lediglich beim abschließenden Instrumental „Steam Train“ (ein dahinrollender Schlagabtausch zwischen Telecaster-Spiel in Brad Paisley-Manier und einem klimpernden Piano, dazwischen Hupgeräusche einer Dampflok – Thematik gut umgesetzt!) nicht zum Einsatz kommt.

Direkt der Opener „Whatever Comes First“, ein Coverstück von den Sons Of The Desert (eine meiner Lieblingsbands), zeigt dann letztendlich auch den großen Unterschied zu perfekter Musik auf. Während Odhners aus meiner Sicht ein wenig amateurhaft und auch skandinavisch klingender Gesang (wenn man schon diverse Melodic Rock-/AOR-Scheiben aus diesem Areal besprochen hat, hört man das sofort) diesen Track zum Allerweltslied mutieren lässt, versprüht Drew Womack im Original doch eben die Aura, die Songs auf Topebene auszeichnet. Ich bin mir sicher, dass diese CD mit einem Sänger seines Formats ganz erheblich aufgewertet würde. So einer lässt sich allerdings im Land der Elche auch nicht so einfach mal aus dem Wald zaubern.

Deshalb muss ich leider hier eine gewisse, z.T. aber auch durchaus verständliche Betriebsblindheit attestieren. Es gibt mit „That Just About Says It All“ (von The Sky Kings, eine ehemals designierte Supergroup mit zwei Doobie Brothers-Leuten plus Bill Lloyd/Foster & Lloyd und Rusty Young/Poco) sowie „Every Night’s A Saturday Night“ ein Lied von Lee Roy Parnell, als der sich noch in New Countrygefilden bewegte, zwei weitere Cover.

Die restlichen, selbstkreierten Stücke sind allesamt sehr melodisch und auch flockig instrumentiert. Ab und zu leiert mal die Pedal Steel, das Piano klimpert schön, die Orgel gurgelt, einmal quäkt die Mundharmonika dazwischen („See It Fall“). Klasse vor allem die schönen E-Soli (manchmal auch in der bei Southern Rock-Fans beliebten Twin-Version), -Fills, und -Untermalungen, das ist alles tadellos und auch sehr knackig produziert.

Die Stücke variieren aufgrund Odhners vokalen Darbietungen zwischen 1990er umwobenem New Country vom Schlage Little Texas (dezent Keith Urban), über AOR Marke REO Speedwagon (sie erinnert mich immer wieder an die von Kevin Cronin) und bravem Westcoast in Poco-Manier (Gesang in Richtung Glenn Frey/Timothy B. Schmit). Alles keine schlechten Referenzen, leider aber letztendlich doch nicht mit deren Esprit. Auch die Spielzeit von einer knappen halben Stunde (in New Country-Kreisen zwar nicht unüblich) gibt bei drei Covern im Kreativbereich kleine Abzüge. Dazu fehlt mir so ein wenig die eigene Duftmarke.

Insgesamt ist den Crossing Keys ein melodisches, instrumentell einwandfreies, aber auch sehr angepasstes Album gelungen. Trotz viel Herzbluts wird es aufgrund der genannten Kritikpunkte aus meiner Erfahrung her schwer werden, mehr als nur regionale Beachtung zu erhaschen.

Eigenproduktion (2011)
Stil:  New Country & More

01. Whatever Comes First
02. The Beauty Of Love
03. Sweet Carrie Anne
04. Ain’t Nothing Like A Change
05. When I Found You
06. That Just About Says It All
07. Every Night’s A Saturday Night
08. Says Yes
09. See It Fall
10. Steam Train

Crossing Keys
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