American Aquarium – Things Change – CD-Review

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Review: Michael Segets

Auf einem Konzert von American Aquarium im März 2017 sprach ich Daniel an, dass ich gerne gelegentlich Beiträge für Sounds Of South verfassen würde. Vor ziemlich genau einem Jahr erschien dann auch meine erste CD-Besprechung. Heute feiere ich ein kleines Jubiläum und ich freue mich, dass sich mein 50. Artikel um die neue Scheibe von American Aquarium „Things Change“ dreht.

American Aquarium bewegt sich musikalisch hauptsächlich auf den Genregrenzen zwischen Folk, Rock und Country. Die Spezialität von Bandleader, Sänger und Songschreiber BJ Barham sind ausgefeilte Texte, die er zumeist in Balladen verpackt.

Stilistisch bleibt sich American Aquarium mit „Things Change“ treu. Allerdings hat sich die Band um BJ Barham vollständig neu formiert. Zwar wechselten die Mitglieder der Band seit ihrer Gründung 2006 sowieso schon häufig, von der Besetzung des vorangegangenen Studioalbums „Wolves“ (2015) oder der des letztjährigen Konzerts ist aber kein Musiker mehr auf dem aktuellen Longplayer vertreten.

Als neue Mitstreiter für sein Projekt konnte Barham Shane Boeker für die Lead Guitar, Adam Kurtz für die Pedal Steel und Electric Guitar, Ben Hussey für den Bass und Joey Bybee für die Drums gewinnen. Seinen ehemaligen Bandkollegen widmet Barham „When We Were Younger Men“. Die Ballade fängt stark an, nimmt zwischenzeitlich einen Country-Rhythmus auf und bekommt dann durch die wimmernde Pedal Steel eine ziemlich wehmütige Anmutung. Beinahe trotzig wirkt hingegen das kurz und wuchtig gespielte Titelstück „Things Change“ mit der Feststellung, dass es im Leben nicht immer fair zugeht.

Wie der Titel der CD bereits nahelegt, sind Veränderungen das durchgängige Thema des Albums. Barham verarbeitet in seinen Texten persönliche Erlebnisse, die anschlussfähig an Erfahrungen der Hörer sind. Die transportierten Gefühlslagen bleiben daher sehr gut nachvollziehbar und berühren.

In „The World Is On Fire“ äußert Barham – als frisch verheirateter Mann und werdender Vater – seine Besorgnis angesichts der Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika sowie den damit einhergehenden politischen Entwicklungen. Die Rockballade weist einen langen Refrain auf, der hervorragend ausgearbeitet ist.

Im privaten Bereich passierte in den letzten Jahren einiges bei Barham. Beispielsweise lebt er nach Schwierigkeiten mit seinem Alkoholkonsum nun abstinent. Diesen Wechsel in seiner Lebensführung verarbeitet er in „I Gave Up The Drinking (Before She Gave Up On Me)“ mit einem eingängigen Country-Song. Der Mainstream-Country schlägt auch bei „Work Conquers All“ durch. Thematisch greift Barham das harte Leben als Farmer auf. Der Landbevölkerung zollt er ebenfalls mit dem treibenden Rock-Song „Tough Folks“ Respekt.
Barham stammt aus Reidsville, North Carolina, der er bereits auf seinem Solo-CD „Rockingham“ (2016) ein musikalisches Denkmal setzte. Religiöser Intoleranz als Kehrseite der ländlichen Gemeinschaften kritisiert Barham mit dem zweiten schnellen Rocker „Crooked + Straight“.

Ganz in der Singer-Songwriter-Tradition stehen die von akustischer Gitarre getragenen Folk-Songs „One Day In Time“ und „Shadows Of You“. Das letztgenannte Stück hat einen sehr eingängigen Refrain, der den Schmerz eines verlassenen Liebhabers nachfühlen lässt. Das zweite Liebeslied auf dem Longplayer ist „‘Til The Final Curtain Falls“. Der Titel erscheint von der Grundanlage ebenfalls gelungen, der übermäßige Einsatz der Pedal Steel und das experimentelle Ende treffen jedoch nicht meinen Geschmack.

Auf „Things Change“ zeigt sich BJ Barham literarisch in Hochform. Die selbstkritischen Texte stimmen nachdenklich, sind aber eher kämpferisch als verzweifelt. Die Kompositionen unterstützen die Atmosphäre der Texte gelungen. Musikalisch überwiegen die langsamen Beiträge, das Album bietet mit seinen Uptempo- und Country-Nummern aber eine abwechslungsreiche Mischung. Vielleicht hätten die Pedal Steel und die Slide-Elemente bei einzelnen Tracks etwas reduziert werden können, insgesamt erfüllt „Things Change“ jedoch die hohen Erwartungen, die an Veröffentlichungen von American Aquarium gestellt werden.

New West Records (2018)
Stil: Country/Folk/Roots Rock

01. The World Is On Fire
02. Crooked + Straight
03. Tough Folks
04. When We Were Younger Men
05. One Day At A Time
06. Things Change
07. Work Conquers All
08. I Gave Up The Drinking (Before She Gave Up On Me)
09. Shadows Of You
10. ‘Til The Final Curtain Falls

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