Michael Allman – Blues Travels Fast – CD-Review

Dass Michael Sean Allman nicht vom Briefträger abstammt und auch nicht von Michael Green, wie es ihm seine Mutter Mary Lynn Sutton, eine ehemalige Go-Go-Tänzerin, fast sechs Jahre lang als Kind weismachen wollte (wenn man den Gazetten Glauben schenken darf), dürfte zumindest heute wohl selbst jeder Blinde beim Blick auf das Cover-Bild seiner neuen Scheibe „Blues Travels Fast“ bestätigen.

Ja, der gute wirkliche Papa Gregg, dem dieses Werk auch mit gewidmet ist, hat es zu damaliger Zeit, begleitet von seiner Drogensucht, ziemlich wild hergehen lassen, man erinnert sich u. a. an seine spektakuläre Hochzeit mit Cher, die mal angeblich über ihn gesagt haben soll: „Für Gregg Allman waren die Frauen nur für zwei Dinge gut, die Betten zu machen, und um sich anschließend wieder hineinzulegen…“

Aber wie dem auch sei, das ist alles Geschichte und hier geht es um die aktuelle Musik des Erstgeborenen des berühmten und ja mittlerweile leider schon seit einiger Zeit verstorbenen Bandleaders der Allman Brothers Band.

Die Europa-Version der Scheibe „Blues Travels Fast“ wird wieder von unseren Freunden von Juke Joint 500 herausgegeben, wie gewohnt in CD-Form und auf farbigem Vinyl in handnummerierter 500er Auflage, was die Werke nicht nur für Southern Rock-Freaks, sondern natürlich auch für echte Sammler, besonders interessant macht.

Und, um es vorweg zunehmen, der von Floyd (Tom) Skinner und Michael Stern produzierte Longplayer ist ein Klasse- Werk geworden. Southern Rock-Freunde bekommen alles geboten, was ihr Herz begehrt, viele starke E-Gitarren- und-Soli, Piano, Orgel und oft integrierte weibliche Backingvocals.

Dass es ordentlich südstaatlich bluest kann man ja schon an der ersten Hälfte der Tracks ablesen, gleich vier Titel haben das Wort ‚Blues‘ im Titel und auch weitere Sachen wie „Black Cat Moan“, „Mule Named Whiskey“ (ein herrlicher Barroomblues-Schunkler mit überragenden raubkatzenartigen BGVs von Diane Durett)  und der finale deltamäßige Jailhouse-Song „Sun Don’t Shine“ machen dem Genre ebenfalls alle Ehre.

Beim Titelstück reihen sich Albert Lee mit klasse E-Gitarrenparts und die uns bekannte Michelle Malone (BGVs) in die Reihe der vielen vorzüglichen Musiker, die in dieses vorzügliche Werk involviert sind, nahtlos ein.  Das von herrlichem Klimper-Piano begleitete „Brown Liquor Blues“, das kammermusikartig performte „Rosehill“ (mit schwermütigem Cello) und die a la „Baker Street“, mit markanten Saxophon-Einlagen bestückte Ballade „Feeling So Bad“ bilden weitere unterhaltsame Abwechslung.

Michael Allman, der immerhin die Hälfte der Stücke mitgeschrieben hat, bietet, auch wenn er vielleicht stimmlich nicht ganz an seinen berühmten Vater heranreichen kann, den eindeutigen Beweis, dass die Gesetze der Genetik auch im musikalischen Bereich ihre unbestrittene Gültigkeit besitzen. Wo Allman draufsteht, ist demnach auch viel Allman Brothers Band drin. Und diese wären für das Werk mit Sicherheit grenzenlos bejubelt worden. Papa Gregg darf im Rock And Roll Heaven stolz auf den Sohnemann sein!

Juke Joint 500 (2022)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Blues Travels Fast
02. Goin‘ Back To Daytona
03. New Minglewood Blues
04. Midnight Blues
05. Brown Liquor Blues
06. Rosehill
07. Black Cat Moan
08. Feeling So Bad
09. Mule Named Whiskey
10. Sun Don’t Shine

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Juke Joint 500

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