Lower 40 – Whiskey On My Grave – CD-Review

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Just, wo wir uns gerade mit den anstehenden Gigs der Tedeschi Trucks Band und Blackberry Smoke, über die wir natürlich berichten werden, auf eine erste absolute Hochphase in diesem Jahr zubewegen, ist es mit CD-Veröffentlichungen, gerade auch, was unseren Bereich angeht, eher mau bestellt.

Zeit, mal wieder etwas Unbekannteres hier vorzustellen. Ich habe mich für eine Scheibe aus dem Jahr 2015 von Lower 40 mit dem Titel „Whiskey On My Grave“ entschieden. Die Band aus Oklahoma und ihren Mitgliedern Kyle Earhart (lead vocals), Zach Felts (guitar, keys), Sherman Haynes (drums), Michael Hines (bass) und Nick Work (guitar) scheint aber schon wieder das Zeitliche gesegnet zu haben oder sich in einer anhaltenden Ruhephase zu befinden. Es gibt weder eine aktuelle Homepage noch eine Facebook-Seite und ihr Fronter Kyle Earhart befindet sich mittlerweile, so wie es aussieht, eher auf Solopfaden.

Wirklich schade, denn ihr vierzehn Stücke umfassendes Debüt unter der Regie vom mehrfachen Grammy Gewinner, Jack Joseph Puig (u. a. Green Day, Black Eye Pees, U2, Sheryl Crow, Beck, Rolling Stones, John Mayer, Lady GaGa, Keith Urban), offeriert erhebliches kreatives Potential und musikalisch auch alles, was dem geneigten Leser unseres Magazins, großen Spaß bereitet. Die Burschen präsentieren einen kurzweiligen Mix aus Southern Rock, New Country und, ihrer Region konform, klassischen Red Dirt-Bestandteilen.

Ihr Sänger Kyle Earhart erinnert von der Stimme und der Energie an einen jungen Garth Brooks (der ja ebenfalls aus Oklahoma stammt) und wird teilweise von toll eingestreuten Harmoniegesängen unterstützt. Das Quintett schaffte es mit dem Opener „My Country“ (launiger Southern Country mit markanter E-Hook), „Call Me Crazy“ (flockiger, melodischer, radio-tauglicher Red Dirt – Unplugged-Aufnahme im Best In Texas Music Magazine) und dem  atmosphärischen „28 Degrees“, gleich drei Tracks unter den Top 30 der Texas Music Charts zu platzieren.

Ja von 28 Grad kann man hier derzeit nur träumen, da hebt der fluffige, cabrio-taugliche „Summer Song“ doch direkt die Stimmung im hiesigen, kalt-regnerischen Trübsal. Dass die Burschen richtiges Southern Rock-Blut in sich fließen haben, beweisen satt abgehende Songs wie  das aggressiv polternde „Tearin Down The City“,  der Stampfer „All Night Long“ oder das swampige „Southern Boys“ (im Stile von Brantley Gilberts „Kick It In The Sticks“).

Weitere starke Lieder sind das düster-dramatische „Shot In The Dark“ der countryeske Party-Kracher „Whiskey On My Grave“ (spaßiger Mitgröl-Refrain), das ein wenig in Manier von Brooks‘ berühmten „The Thunder Rolls“ konstruierte „Last Time“ (Synthie-Hall, atmosphärische Piano-Tupfer, Akustikgitarrenfills, surrende E-Gitarre, tolle Vocals, herrliche Harmoniegesänge) oder das melancholisch/ patriotisch umwehte „American Dream“ (Marschtrommel-unterlegt).

Insgesamt eine hervorragend, sehr abwechslungsreich gestaltete Premiere einer äußerst talentierten Combo, der man durchaus noch so einiges zutrauen würde. Selten haben Eintagsfliegen soviel Laune bereitet. Und wenn die Jungs bei „Southern Boys“ vehement ein „Can I Get a ‚Hell Yeah'“ einfordern, erwidern wir angesichts dieser starken Mucke doch glatt ein „‚Hell Yeah‘ Lower 40“!

Land Run Records (2015)
Stil: (Southern) Country Rock

01. My Country
02. Summer Song
03. Tearin Down The City
04. All Night Long
05. Dangerous Game
06. Call Me Crazy
07. Shot In The Dark
08. Whiskey On My Grave
09. Last Time
10. 28 Degrees
11. American Dream
12. This Ole Place
13. Southern Boys
14. Fast

Kyle Earhart bei Facebook

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