Lenny McDaniel – Worth The Price – CD-Review

Lenny McDaniel stammt aus New Orleans und ist von Kindheit an auf die typisch amerikanische Weise (Schule/Kirche) mit Musik groß geworden. Nachdem er diverse Instrumente gelernt hatte, spielte er zunächst in einigen Bands wie u.a. bei Aaron Neville, führte eine Gruppe namens The Last Nikel an, entschied sich dann aber in den Siebzigern nach Los Angeles zu ziehen, um dort als Studio-Musiker für Leute wie u.a. Dwight Yoakam, Jackson Browne oder John Mayall zu wirken. Ende der Achtziger begleitete er Stephen Stills auf seiner Tour als Bass-Spieler.

Irgendwann war es dann soweit für seine erste Solo-Scheibe (produziert von Steve Valentino), mit der er sofort den Titel der CD des Jahres bei den Off Beat’s Awards einheimste. Beflügelt vom Erfolg seines Debüts widmete er sich sofort dem Songwriting für den Nachfolger „Worth The Price“, um den es hier geht. Carlo Ditta, der andere Produzent dieses Werkes, stellte über die Bluessängerin Marva Wright den Kontakt zum französischen Virgin-Unterlabel Sky Ranch her, das Lenny dann auch verpflichtete. Eine Erklärung vielleicht dafür, warum McDaniel vornehmlich in Frankreich mit diesem Album zur Kenntnis genommen wurde (er wurde seinerzeit dort sogar zu ‚Taratata‘ eingeladen, dem franz. TV-Pendant zur ‚The Tonight Show‘ und tourte dort auch sehr intensiv). Soviel zur Vorgeschichte.

Das Album „Worth The Price“ war mit eines der ersten meiner langsam zu wachsen beginnenden CD-Sammlung. Ich hatte mir erst zu meinem dreißigsten Geburtstag einen CD-Player gegönnt und mich bis dahin noch immer weitestgehend an LPs festgeklammert. Grundlage meiner Kaufentscheidung zu „Worth The Price“ war der Song „The House Always Wins“, ein schöner, bedrohlich wirkender, swampiger Southern Rocker mit klasse Gesang von Lenny, wunderbar integrierter E-Gitarren-/E-Slide-Kombisolopassage und herrlich rotzigen, weiblichen Backs.

Aber auch das sehr abwechslungsreich gestaltete ‚Drumherum‘ um dieses Lied passte. Midtempo-Stücke, immer mit diesem unterschwelligen, souligen Southern-Ambiente wie „You“, „Hard Life“, das klug verschachtelte Titelstück (erinnert ein wenig an die späteren Hands On The Wheel), „Not Gonna Cry No More“ (immer wieder mit diesen herrlichen Backs von Theresa Anderson und Nora Wixted bestückt), Piano-trächtige, ein wenig an Billy Joel angelehnte Tracks wie „“Rescue Me“ und „That Was The Time“ oder herrlich relaxte Nummern der Marke „Rosa“ (die damalige Single war mit dem dazugehörenden Videoclip ein Hit in Frankreich, wunderbare Akkordeonbegleitung von Christine Schmid), „It Hurts My Heart“ (geniales Slide-Solo von Tommy Malone) oder „Letter To My Brother“ (grandioses klassisches Akustikspiel im Al Di Meola -/John McLaughlin & Co.-Stil von Frederic Koella) lassen erahnen, was dabei raus kommt, wenn ein durch New Orleans-geprägter, hochtalentierter Singer/-Songwriter, mit einer tollen Stimme sich dem rockmusikalischen Savoir-vivre hingibt.

Nicht zu vergessen auch am Ende das schön bluesige „It’s Gonna Be Alright“ (schönes Orgel-/Piano-Zusammenspiel, gospelige Backs) in ähnlicher Art eines Lee Roy Parnells. Erstaunlich auch, welch grandiose Produktion Carlo Ditta und Steve Valentino schon zu dieser Zeit hinlegten. Jedes einzelne Instrument ist, wie auf dieser CD im 10-seitigen Faltbooklet (mit allen Texten – ich weiß nicht, ob die heute zu erwerbende Version auch noch so erhältlich ist) aufgeführt, auch explizit herauszuhören. Der variable McDaniel und seine Mitstreiter erzeugten auf „Worth The Price“ ein spürbar hochqualifiziertes, sehr filigranes Musik-Ambiente. Ein echter Hörgenuss! Wer an diesem Werk Gefallen findet, wird sich vermutlich auch den guten Nachfolger „Tired Angels“ zulegen, der eine Spur rockiger ausfiel.

Sky Ranch Records (1994)
Stil: Southern Soul

01. You
02. Rescue Me
03. Rosa
04. Hard Life
05. It Hurts My Heart
06. Worth The Price
07. The House Always Wins
08. That Was The Time
09. Letter To My Brother
10. Not Gonna Cry No More
11. It’s Gonna Be Alright

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