Lacy Younger – Still Wild – CD-Review

Wow, was für eine interssante, markante, klasse Stimme! Trotz dieser Gabe war der bisherige Weg für Lacy Younger (“…a Country chanteuse with a Rock and Roll heart…”) äußerst steinig. Die Musikbusiness-„Entscheider“ dropten unverständlicherweise ihr für 1998 geplantes Erstwerk kurz vor der Veröffentlichung, und so wurden die Songs der aus San Diego, California stammenden Singer-/Songwriterin (Tochter skandinavischer Auswanderer) fast neun Jahre lang auf Eis gelegt, bis sich schließlich Produzent und Grammy Award-Gewinner Val Garay (u. a. Linda Ronstatt, Bonnie Raitt, James Taylor, Kim Carnes) der jungen, hübschen Blondine annahm, und ihr jetzt endlich zum Debüt unter seiner Regie bei dem kleinen Label „Big Deal Records“ verhalf.

Was wir erleben, ist ein klasse Werk herzhafter und temperamentvoller New County-Rock-/-Pop-Musik mit einem gepflegten, knackigen Westcoast Pop-/Rock-Einschlag! So sind unter den Begleitmusikern mit Gitarrist Mark Goldenberg (u.a. Creatones, Linda Ronstadt, Karla Bonoff, Jackson Browne) und Bassist Bob Glaub (u.a. Jackson Browne, Linda Ronstadt)beispielsweise ein paar altgediente L.A.-Haudegen mit am Start! Schon der Opener „This Ain’t The First Time“, ein herrlich entspannt gespielter Countryrock-Ohrwurm (mit schöner E-Gitarrenarbeit), zeigt direkt die ganze vokale Bandbreite der eigenwilligen Künstlerin, die wie so viele ihrer Kolleginnen aus einer musikalisch konstituierten Familie stammt: Kraft, Gefühl und eine gewaltige Portion lasziver, sexy-rauchiger Soul.

Dazu das erstklassige Songmaterial mit dem leicht dreckigen, rotzigen Twang! Das alles ist geradezu prädestiniert, sowohl für rockige Uptemponummern, als auch für melodische Midtempostücke und Balladen. Und nicht nur die Stimme überzeugt, Lacy hat dazu, bis auf zwei Lieder, das gesamte Material komponiert. Die Fremdkompositionen folgen mit dem Titletrack „Still Wild“ (Autor Bonnie Hayes), einem fetzig dahin groovenden Roadhouse Rocker und der relaxten, Dobro- und Akustikgitarren-dominierten Countryballade „Here’s To You“, aus der Feder der Nashville-Recken Dennis Robbins, Dave Loggins and John Scott Sherrill. Bei dem starken „But I Miss You“ huldigt sie Keith Richards & Rolling Stones, einem ihrer erklärten musikalischen Vorbilder und mutiert zum „Partyluder“, das sich kurzerhand das Mikro schnappt und eine rauchgeschwängerte Honkytonk-Nummer (klasse Piano- und E-Gitarren-Arbeit) zum Besten gibt.

Abwechslung wird bei Lacy Younger groß geschrieben. Und so geben sich auch im weiteren Verlauf im guten Mischverhältnis gemäßigtere Tracks wie „I Was Wrong“ (Pianoballade mit herrlich eingestreutem „claptonesquem“ Strat-Solo), „Livin’ On Memories“ (toll instrumentierter Countrysong mit Akkordeon und Slide-Gitarre, kratzbürstiger Gesang), „Didn’t I“ (balladeskes Stück mit rauchiger Stimme, Marke Kim Carnes), „This Time“ (Slow-Blues-mäßig) und „Not Forgiving You“ (schöne E-Gitarren-Riffs, dezente Orgel, Harp-Einlagen, bluesige Note) mit flotteren Nummern wie „Broken Heart, Broken Bones“ (klasse, rockiges Southern-Flair), „Dead Wrong“ (traditionell angehauchter Blues-Rocker) und das in Georgia Satellites-Manier abrockende „Let Me In“ die Klinke in die Hand.

Insgesamt hat Lacy Younger mit „Still Wild“ ein beeindruckendes, vielseitiges New Country-Pop-/Rock-Album abgeliefert, dass auf eine ansprechende Karriere hindeutet. Da finden sich Spuren von Sass Jordan bis Beth Hart, von Eve Selis bis zu Kim Carnes, von Linda Ronstadt bis zu Bonnie Raitt. Die CD ist reich bebildert und mit allen Texten versehen. Solch prägnante Stimmen, verbunden dazu noch mit talentierten Songwriter-Qualitäten gibt es heutzutage leider viel zu selten. Ein feines, freches, „junges“, „wildes“ Debüt, das seinem Titel und seiner Namensgeberin alle Ehre macht!

Big Deal Records (2007)
Stil: New Country

01. This Ain’t The First Time
02. Still Wild
03. Here’s To You
04. But I Miss You
05. I Was Wrong
06. Livin‘ On Memories
07. Broken Heart, Broken Bones
08. Dead Wrong
09. Didn’t I
10. This Time
11. Let Me
12. Not Forgiving You
13. Something You Do

Lacy Younger
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Bärchen Records

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