Brett Eldredge – Illinois – CD-Review

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Der „CMA New Artist Of The Year 2014“ mit seinem zweiten Album! Brett Eldredge hatte schon mit seinem Debütwerk „Bring You Back“ einen Traumstart in die Karriere hingelegt. Der Silberling erreichte Platz 2 der Country Billboard-Charts und verpasste nur knapp die Pole-Position. Zusätzlich gab es mit drei Singles unter den Top 10 (parallel auch Nr. 1 in den Airplay-Charts) weitere, große Erfolge. Das weckt, in Bezug auf den Nachfolger, natürlich Begehrlichkeiten. Was ihm beim Vorgänger um Haaresbreite verwehrt blieb, ist ihm jetzt mit seinem brandneuen Silberling „Illinois“ gelungen. Es ist amtlich: Brett Eldredge hat sein erstes Nr. 1 Album in den Billboard Country-Charts und on top noch Platz 3 in der genreübergreifenden Top 200-Notierung der Billboard Album-Charts erreicht.

Eldredge ist somit im Kreise der großen US-Künstler bereits frühzeitig angekommen. Denn ähnlich wie Luke Bryan (im Gegensatz zu ihm, dessen Gesang eigentlich immer recht „hölzern“ wirkt, kann Brett dazu noch mit einer „Mords“-Stimme aufwarten) und Taylor Swift zuvor, folgte der aus Paris, Illinois stammende Cousin von Chris Eldredge (The Grascals) dem derzeitigen Trend in Nashville, die Musik möglichst „zweigleisig“ anzulegen, d. h. auch über den Countrymarkt hinaus kompatibel zu gestalten. So verschwimmen auch auf „Illinois“ New Country- und Pop/Rock-Elemente fließend ineinander. Mitverantwortlich hierfür natürlich der für seine modernen Produktionen bekannte Russ Copperman, für den sich Brett jetzt schwerpunktmäßig entschieden hat, nachdem es beim Vorgänger noch einen Konglomerat aus verschiedensten Produzenten gegeben hatte. Vermutlich auch, weil zwischen beiden die Chemie beim Songwriting (sie haben den Großteil der Stücke geschrieben, Eldredge war sogar in allen Tracks kompositorisch involviert!) zu stimmen scheint.

Dementsprechend hat auch die erste Single des Albums, „Lose My Mind“ (schöne, markante Slide Gitarren-Führungslinie, rhythmischer Powersong) schon die Charts geentert und ist in die Top 10 eingestiegen. Tendenz Richtung Spitze! Die CD startet jedoch mit dem ruppigen Countryrocker „Fire“ (tolle Tempowechsel, starke E-Gitarren) fast in der Manier eines Pat Green. Ein starker Auftakt! Es folgt mit „You Can’t Stop Me“ ein grooviger, soulig angehauchter R&B-Track, den Brett im Duett mit Thomas Rhett performt, der in diesen Tagen auch sein neues Album „Tangled Up“ auf den Markt bringt. Beide werden auch zusammen in Kürze ihre „Suits & Boots“-Tour jeweils als Co-Headliner (Opening Act: Danielle Bradbery) in Angriff nehmen. Auf der ein wenig mit Will Hoge-Flair bedachten Ballade „Wanna Be That Song“ kann Brett dann seine stimmlichen Qualitäten (er „hängt“ sich spürbar immer richtig rein und geht nicht zu Unrecht so ein bisschen als der „Ray Charles des Country“ durch) richtig ausspielen. Klasse hier auch die Harmonie-Vocals gegen Ende von Stephanie Chapman.

Gute Laune verbreitet der Beach-taugliche Abhäng-Track „Time Well Spent“, gefolgt vom melodischen Countrypoplied „If You Were My Girl“. Centersong des Werkes ist das Piano-trächtige, mit einer schönen Southern-Brise umwehte Titelstück „Illinois“, zugleich eine Hommage an seinen Heimatstaat, aber auch vielleicht so etwas wie der legitime Nachfolger von Marc Cohns „Walking In Memphis“. Wunderbar! Geschrieben mit Brad Crisler, der hier, wie auch beim schönen „Lose It All“ (Akustikgitarre, Steeltupfer, kurzes E-Gitarren-Solo) mit an den Reglerknöpfen saß (bei allen anderen Tracks dann Russ Copperman).

Das ein wenig an Marc Broussard erinnernde, atmosphärische „Just A Taste“ und das mit Akkordeon- und Mandolinentupfern bestückte „Drunk On Your Love“ warten ebenfalls mit klaren Chart-Ambitionen auf. Auf „Shadow“ zeigt sich Brett Eldredge recht experimentierfreudig und mutig zugleich. Ein rockiges, sehr „asymmetrisch“ strukturiertes Stück, das ziemlich polarisieren dürfte und man eher im Repertoire von Bands wie Nickelback, Hinder & Co erwarten würde. Ein Klasselied, aber in diesen Sphären doch sehr ungewöhnlich. Dafür wird man zum Schluss mit dem flockigen, eingängigen New Country-Stück „Going Away For A While“ mit einem launigen „Sing-A-Long“-Refrain zurück in die Spur gebracht.

Fazit: „Illinois“ ist bester, moderner New Country mit leichten Pop-Tendenzen, wie er momentan in Nashville richtig angesagt ist. Eingespielt natürlich vom Who-Is Who der Nashville Garde-Studio-Musiker. Brett Eldredge ist nicht zuletzt dank seiner enormen Charakterstimme und dem Gespür für die richtigen Songs vollkommen zu Recht zur richtigen Zeit im Reigen der momentan populären US-Interpreten (aller Genres) angekommen. Chapeau Mr. Eldredge!

Atlantic Records (2015)
Stil: New Country

01. Fire
02. You Can’t Stop Me (feat. Thomas Rhett)
03. Lose My Mind
04. Wanna Be That Song
05. Time Well Spent
06. If You Were My Girl
07. Illinois
08. Just A Taste
09. Drunk On Your Love
10. Lose It All
11. Shadow
12. Going Away For A While

Brett Eldredge
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Bärchen Records

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