Forty5South – We’re Country So We Can – CD-Review

Bereits das zweite, tolle New Country-/Country-/Countryrock-Independent-Album einer Band von fünf jungen Burschen, die sich nach dem Highway benannt haben, der mitten durch ihre Heimatstadt Jackson, Tennessee verläuft, diesmal produziert von einem der schillerndsten Rocksänger der 80er Jahre, Bret Michaels, Frontmann von Poison, deren Hits wie „Every Rose Has Ist Thorn“ oder „Somethin’ To Believe In“ sicher noch vielen geläufig sein dürften!

„Unser größter Fan von Anfang an, war die Polizei“ konstatieren die Jungs um Ashley Bowers, Sänger und Komponist fast aller Lieder. „Wir probten anfangs im Wohnzimmer  meiner Junggesellenbude 6-7 Nächte in der Woche durch, so dass wir nach einer gewissen Zeit mit allen Gesetzeshütern per Du waren“. Der Grund, warum man sich für Countrymusic entschieden hatte, ist relativ einfach. In Jackson gab es keine Band, die sich diesem Genre verschrieben hatte. Ihre musikalischen Einflüsse umreißen Forty5South aber eher weitläufig, von B. B. King, Kenny Chesney bis zu Guns’N’Roses.

Dank ihrer packenden Live-Shows haben sie sich sehr schnell einen Namen gemacht, und so wurden sie beispielsweise bereits 2003 vom „Armed Forces Entertainment“ für 28 Gigs, innerhalb von 40 Tagen, als Performer für die amerikanischen Übersee-Truppen quer durch Asien gebucht. Ein regelrechter „On-The Road-Crash-Kurs“ für eine so relativ junge Combo. Aber die Jungs stecken voller Energie und meisterten die Aufgabe mit Bravour. Auch bei ihrem aktuellen Werk „We’re Country So We Can“ gelang es, sicher auch ein Verdienst von Bret Michaels, diese Energie mit ins Studio zu übertragen, denn Michaels sorgte für einen wirklich dynamischen, frischen und modernen Sound, hauptsächlich basierend auf knackigen Drumlinien und präzise gespielten Gitarrenläufen.

Allerdings wurden jede Menge country-typische Elemente wie Banjo, Fiddle, Steel oder Mandoline in die relativ kurz gehaltenen Songs (nur einer überschreitet vier Minuten) sehr feinfühlig und filigran integriert, wobei einige bekannte Gastmusiker wie Larry Franklin, Glen Duncan oder Dan Dugmore Glanzlichter setzen. Alle Songs sind überaus melodisch und haben dank ihres hohen Wiedererkennungswertes durchweg Single-Charakter, so dass es ungemein schwer fällt überhaupt einen explizit herauszuheben. Plattenfirma und Band entschieden sich bezüglich der ersten Single jedenfalls für das abschließende, gleichnamige Titelstück, einen leicht southern-infizierten Countrysong mit kratzigen E-Gitarren, tollen Dobro-Fills und einem herrlichen Telecaster-Solo, dazu ein dezent Hip-Hop-verdächtiges, kurzes Sprechgesangsbreak, das aber überhaupt nicht stört, und „Mr. Poison“ sogar zum Gastauftritt im dazu produzierten Video animierte.

Herrlich auch die Honkytonk-Nummer „Li’l Red Riding Hood“, mit viel Banjo, Steel und Fiddle, die aber diesmal ohne das ansonsten typische Piano-Geklimper auskommt. Der Kracher des Albums aber ohne Zweifel „Smoke If You Got Them“ eine Southern-infizierte Nummer mit einem stampfenden, genretypischen Gitarrenriff, heulender Orgel und klimperndem Klavier. Erinnert ein wenig an Chris Cagles „The Chicks Dig It“, am Ende mit einem atmosphärischen Orgel/Piano-Finish.

Die restlichen Uptemponummern und die zwei, drei eingepassten, knackigen Balladen gehen runter wie Öl. Man sieht mit dem geistigen Auge die Jungs an einem sonnigen Abend mit einem riesigen, offenen Oldtimer-Cabrio an einer Eisdiele in Jackson vorfahren, die Mädels einladen, danach den 45-South runterbrettern, um dann mit ihren Songs und diversen Six-Packs irgendwo an einem abgelegenen Seeufer Party zu machen. Peppige Musik mit hohem Spaßfaktor für Freunde von den jungen New Country-Acts der Marke Warren Brothers, Hilljack, Rascal Flatts, Blue County, Emerson Drive oder aber auch zum Teil vom bereits erwähnten Chris Cagle!

Tilo Entertainment (2005)
Stil:  New Country

01. I’m Gonna Move On
02. The Stuff I Grew Up On
03. Heaven Only Knows
04. I’ve Been There Too
05. Li’l Red Riding Hood
06. A Mile Away
07. My Way
08. Second Hand Life
09. Taste Of Class
10. Smoke If You Got ‘Em
11. Seems Like Yesterday
12. We’re Country So We Can

Bärchen Records

Tommy Gallagher Band – Always Something – CD-Review

Flockiger, lockerer, herrlich melodiöser, erfrischender, Red Dirt -Countryrock vom Allerfeinsten! Die Tommy Gallagher Band, oder kurz TGB genannt, stammt aus Amarillo/Texas und wurde 2004 gegründet. Ihr Band-Leader Tommy Gallagher ist ein Enkel der Honky Tonk-Legende Tommy Allan und somit musikalisch einmal mehr vorgeprägt (er fuhr bereits als kleiner Junge mit im Tourbus des Opas). Das sich allseits größter Beliebtheit erfreuende und hoch geschätzte Smith Entertainment Label nahm den hochtalentierten Gallagher in weiser Voraussicht unter seine Fittiche und veröffentlichte jetzt sein neue Album „Always Something“.

Schlichtweg eine tolle CD! Ähnlich wie bei Gallaghers Kollegen Bo Cox wurden auch hier fast die gleichen, exzellenten Rahmenbedingungen (Mike McClure – Produzent; Travis Linville – Engineering. Joe Hardy – Mastering; dazu noch Lloyd Maines mit seinem fantastischen Pedal Steel-Spiel und Jeremy Watkins an der Fiddle als Gastmusiker) für das zehn erstklassige Songs umfassende Album geschaffen, die alle von Tommy komponiert wurden. Das eröffnende flockige, sehr melodische Titelstück „Always Something“ (lockerer Akustik-/E-Gitarrenrhythmus, dezente „beatlesque“ Note, schönes E-Gitarren-Solo) schickt sich bereits an, die texanischen Music Charts im Sturm zu erobern.

Beim folgenden, ebenfalls vom einem herrlich locker leichten Groove durchzogenen „Smile“ setzt „Steel-Ikone“ Lloyd Maines an seinem Parade-Instrument mit wunderbaren Melodienlinien erste Akzente, wobei auch der vortrefflich agierende Lead Gitarrist Dustin Garrett bei einem kurzen Schlagabtausch durchaus Paroli zu bieten weiß. Das ist zeitloser, traumhafter Countryrock auf ganz hohem Niveau, der unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht eines jeden Genre-Liebhabers zaubern wird. Auch bei den sich anschließenden, prächtigen „What Goes Around“ (flott gespielt, lässig, klasse Baritone Gitarre, basierend auf einem stark an die goldenen Tage der Eagles erinnernden, lockeren „Take it easy“-Groove) und dem eingängigen „Here Tonight“ (feine Twin-Gitarren, klasse E-Gitarren-Solo) kommen einem unweigerlich Vergleichsgrößen wie die Eli Young Band, No Justice, The Great Divide, The Mike McClure Band oder die Cody Gill Band in den Sinn, wobei es bei der TGB vielleicht ein klein wenig countrylastiger zur Sache geht.

Klasse Überraschungsmomente, bzw. „Farbtupfer“ des Albums bieten „Got It Made“ und das hoch interessante „Have A Ball“. Erstgenannter Song weiß mit furios abgehendem, sich fast in Rockabilly-Sphären bewegendem Retro-Uptempo-Rock zu überzeugen, während die zweitgenannte Nummer im Gesangsteil gar etwas rotzig punkige Züge aufweist (trotzdem sehr melodiebewusst), durch eine glänzend eingefügte, sehr bluesig rockende Phase mit lang gezogen gespielten E-Gitarrenlinien dann jäh unterbrochen wird, um letztendlich im Stile des Beginns wieder „weiterzupoltern“. Hört sich „abgefahren“, aber sehr stark an an und passt trotzdem ganz hervorragend in das Gesamtkonzept des Werkes. Ein klares Highlight dieses durchgehend hervorragenden Silberlings.

Nach diesen zwei im Gesamtkontext recht ungewöhnlichen Ausflügen, kehren Gallagher und seine Mannen wieder zu ihrer Synthese aus flockigem Red Dirt und melodiebewusstem Countryrock zurück und reihen bis zum Ende einen Ohrwurm an den anderen. In dieser Phase bringen sich Lloyd Maines und vor allem Fiddler Jeremy Watkins immer wieder bestens ein, so dass auch Freunde der Randy Rogers Band großen Gefallen an Gallaghers toller Musik finden werden. „Dream“ (ein klasse Countryschwofer mit viel Steel- und E-Gitarre, „Without You“ (wohl mit eine der am schönsten gesungenen Liebeserklärungen, die die Red Dirt-Szene bisher erlebt hat – wunderbar „schmalzig“, trotzdem mit zwei starken, würzigen E-Gitarren-Soli), „Your Gone“ (flockiger Red Dirt mit sägender Fiddle) und „Lovin‘ What I Do“ (an der Schnittstelle zum New Country Marke Blake Shelton, mit trauriger Fiddle), beweisen allesamt Gallaghers Talent, äußerst melodische Songstrukturen außergewöhnlich instrumentiert darzubieten.

Seine angenehme Stimme (Pat Green-Flair) passt sich dem Charakter seiner Songs auf wohlwollende Weise an. Aufgrund der eingängigen Melodien und einer bereits jetzt schon vorhandenen „Nashville-Kompatibilität“ (und dies ist ganz und gar nicht abwertend gemeint) dürften Tommy Gallagher und seine Band mit „Always Something“ vielleicht bereits jetzt schon den Grundstein dafür gelegt haben, Interpreten wie der Eli Young Band, Randy Rogers Band, Wade Bowen oder Pat Green irgendwann in naher Zukunft in den Major-Sektor zu folgen. Wer weiß, zu gönnen wäre es ihnen. Aber egal, das wichtigste ist, sie bleiben sich selbst treu, lassen sich nicht verbiegen und machen weiterhin solch wunderbare Musik. „Always something“ jedenfalls beinhaltet hochkarätigen, leichtfüßigen, radiotauglichen, zeitlos schönen, exzellent umgesetzten Red Dirt-Countryrock ohne Fehl und Tadel. Einfach toll vom ersten bis zum letzten Stück!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Always Something
02. Smile
03. What Goes Around
04. Here Tonight
05. Got It Made
06. Have A Ball
07. Dream
08. Without You
09. You’re Gone
10. Lovin What I Do

Tommy Gallagher Band
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Halfway To Hazard – Same – CD-Review

Halfway To Hazard sind ein super-starkes, neues New Country-Duo, das zunächst (im Jahre 2006) die Fans als Support der gigantischen „Soul2Soul“-Tour von Tim McGraw und Faith Hill mit ihren prächtigen Performances (glänzender Gesang, großartiges Gitarrenspiel) begeisterte. Hill und McGraw waren dermaßen angetan von den Beiden, dass es nicht lange dauerte, bis die entsprechenden „Fäden“ gezogen waren. Mittlerweile besitzen sie einen Major-Deal und präsentieren nun mit der gleichnamigen CD ihr Debütalbum – eine bärenstarke, kraftvolle, knackige, „Rock-influenced“ New Country-Scheibe voller Dynamik und Frische, folgerichtig produziert von Tim McGraw und Byron Gallimore.

Sämtlichen bis dato erworbenen Vorschusslorbeeren werden sie nicht nur voll und ganz gerecht, sie übertreffen sie noch! Halfway To Hazard sind David Tolliver und Chad Warrix, zwei langjährige Freunde, die beide aus zwei unterschiedlichen kleinen Nestern in der Umgebung von Hazard, Kentucky stammen. Immer wieder trafen sie sich „auf halbem Weg“ nach Hazard, wenn sie auszogen, dort ihre Freizeit zu verbringen und die vielen Live-Clubs zu besuchen. Seit frühester Jugend waren sie Musik-verrückt und spielten in diversen Bands. Unabhängig voneinander gingen beide Ende der Neunziger nach Nashville, trafen sich dort wieder und begannen gemeinsam durch die örtlichen Country- und Rock-Clubs zu tingeln.

Ihre großartigen Auftrutte erzeugten in der Szene schnell eine erhöhte Aufmerksamkeit – bis sie schließlich für die oben erwähnte „Soul2Soul“-Tour des Superstar-Ehepaares McGraw/Hill verpflichtet wurden. Beide verfügen über hervorragende Stimmen (dennoch übernimmt David zumeist den Lead-Gesang), spielen, wie bereits erwähnt, klasse Gitarre, haben auf ihrer ersten Scheibe (bis auf zwei Ausnahmen) sämtliche Songs mit diversen, arrivierten Co-Autoren (z. B. Bobby Pinson, Anthony Smith, Rivers Rutherford) selbst komponiert und genießen die natürlich major-übliche, prominente Unterstützung der ersten Nashville Studio-Riege (u.a. Tom Bukovac, Dan Dugmore, Greg Morrow, Shannon Forrest, Tony Harrell, Jonathan Yudkin, Glenn Worf). Das Ergebnis ist einfach klasse!

Toller, knackiger New Country mit rockig betonter Note und großartigen Melodien. Los geht’s mit dem furiosen „Countrified“, einer „Hammer-Nummer“ aus der Feder von Jeffrey Steele und Kip Raines, den Steele auch vor geraumer Zeit für sein eigenes Album „Outlaw“ als Opener verwendete. „Wüste“ Slide-Attacken, ein ähnlich rotzfrecher Gesang, so wie ein ordentlich abgehendes, „modernes“, forsches Arrangement messen sich problemlos auf Augenhöhe mit dem starken Steele-Original. Ein Klasse-Auftakt!

Die folgenden Songs verlaufen in den Strophen meist zunächst etwas entspannter, nehmen dann mit dem Refrains, in denen Tolliver und Warrix so richtig aus sich herausgehen, mächtig Fahrt auf. Gespickt sind sie mit vielen kleinen instrumentellen Feinheiten (schöne Steel, würzige E-Gitarre, Orgel, Fiddle), die von den Studiokönnern (überragend E-Gitarrist Tom Bukovac) sehr wirkungsvoll eingebracht werden.

So wird beispielsweise die wunderbare, schwungvolle Single „Daisy“ von einer tollen Banjo-Begleitung geprägt. Aufgrund der Songstrukturen und hohen Stimmvariabilität der beiden Protagonisten assoziiert man im weiteren Verlauf vom Flair her diverse Kollegen, die von Keith Urban (bei „Cold“), über Montgomery Gentry (bei „I’m Tired“), Forty5South (bei „Devil And The Cross“) bis hin zu Billy Ray Cyrus (beim etwas moderater gehaltenen „Die By My Own Hand“) oder auch dem Pep von Sugarland reichen. Southern-Countryrock pur gibt es dann beim herzhaften „Country ‚Til The Day We Die“! Hier fallen spontan Songs wie Jason Aldeans „Hicktown“ oder Chris Cagles „Country By The Grace Of God“ als Vergleichsmuster ein. Dazu gibt es tolle Lead-Vocals, irgendwo in der Mitte zwischen Johnny Van Zant und Jeffrey Steele, die von sogenannten Crowd-Gesängen unterstützt werden.

Skynyrd-mäßig gar das folgende „Got Back Up“, ein starker „Southern-Stampfer“ mit prächtiger E-Gitarre, Orgel und dezenten Fiddle-Einsätzen. Beim emotionalen „Burn It Down“ setzt die glänzend aufgelegte Background-Sängerin Joanna Cotton weitere southern-typische Akzente. Noch eine ganz starke Nummer! Auffallend ist, dass die Jungs auch in ihren Texten zuweilen bemüht sind, sich wohltuend vom großen Teil der Szene abzuheben. Dies gipfelt beispielsweise beim rockigen Country Abschluß-Feger „Welcome to Nashville“ in der schonungslosen Abrechnung mit den Gesetzmäßigkeiten rund um „Music City“, mit denen sie sich allerdings wohl oder übel in Zukunft ebenfalls arrangieren werden müssen.

So kann man den beiden nur wünschen, dass sie, trotz des zu erwartenden Erfolgsdrucks, weiterhin ihren Maximen treu bleiben. Mit den Produzenten Tim McGraw und Byron Gallimore, die die Leine bisher äußerst locker gelassen haben, scheint sich das Paar jedenfalls optimal zu ergänzen. David Tolliver und Chad Warrix, alias Halfway To Hazard, werden ihren Weg gehen, da sind wir sicher! Herzerfrischender, knackiger, satter, angerockter New Country voller großartiger Melodik auf der Höhe der Zeit! Tolles Album! Sehr starke Konkurrenz für die bisher den Ton angebenden Duos wie Brooks & Dunn, Sugarland oder Montgomery Gentry, wie auch für die gesamte Nashville New Country-Klientel im Allgemeinen!

Mercury Records (2007)
Stil: New Country

01. Countrified
02. Taking Me On
03. Cold
04. Daisy
05. I’m Tired
06. Devil And The Cross
07. Die By My Own Hand
08. Country ‘Til The Day We Die
09. Got Back Up
10. Burn It Down
11. Welcome To Nashville

Halfway To Hazard
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Eric Heatherly – The Lower East Side Of Life – CD-Review

Eric Heatherly träumte schon von frühester Kindheit an, einmal ein großer Musikstar zu werden. Mit Erhalt seiner ersten Gitarre begann der in Chattanooga/Tennesse geborene Junge schon fast fanatisch seine Fingerfertigkeit zu trainieren, vorzugsweise nach Noten seiner Lieblings-Interpreten wie Creedence Clearwater Revival, Johnny Cash, Conway Twitty oder Roy Orbinson. 1991 entschloss er sich im Country-Mekka sesshaft zu werden und kämpfte sich zunächst mit schlecht bezahlten Auftritten und Gelegenheitsjobs durchs Leben.

Die großen Labels wurden erstmals im Jahre 1995 auf den jungen Singer/Songwriter aufmerksam, der mittlerweile eine Daueranstellung mit einem wöchentlichen Gig im berühmten „Tootsie’s Orchid Lounge Club“ ergattert hatte. Doch zunächst ließ Heatherly von seiner Maxime, sich nicht „verbiegen“ zu lassen, nicht ab. Er schlug ein Angebot von Shania Twain aus, sie auf ihrer Welttournee 1998 als Gitarrist zu begleiten. Mit der Verpflichtung durch Mercury Records schien dann 2000 mit dem Erscheinen seines Debütalbums „Swimming In Champagne“ der Weg zum Durchbruch endgültig geebnet zu sein, zumal das darauf enthaltene Remake von „Flowers On The Wall“ als Top Ten-Hit einschlug.

Doch dem Glauben, endlich am Ziel seiner Träume angelangt zu sein, folgte die Ernüchterung. Sowohl Mercury Records als auch DreamWorks, zu denen Heatherly gewechselt war, verhinderten nacheinander aus nicht nachvollziehbaren Gründen das Erscheinen seiner bereits fertig gestellten Folgewerke. Zum Glück hatte sich Eric zwischenzeitlich, eher rein zufällig, ein zweites Standbein geschaffen. Er produziert (auf die Idee kam er durch einen schweren Unfall, den er und seine seither wohlbehütete Fender Gitarre aber unversehrt überstanden) aus alten Autogurten aufwendig gestaltete Gitarren-Umhängegurte, die unter Musik-Kollegen einer reißenden Nachfrage (u. a. Kid Rock, Brian Setzer, Lenny Kravitz) ausgesetzt sind.

So konnte er es sich erlauben ein eigenes Label zu gründen, womit die Barrieren in Sachen Neu-Veröffentlichungen nun endlich Schnee von gestern sind. Und so dürfen wir uns jetzt über sein sehr persönliches, neues Album „The Lower East Side Of Life“ richtig freuen, denn Heatherly hat ganz hervorragende Arbeit geleistet. Knackiger, teilweise schön angerockter (-popter), wenn auch im Tempo oft gemäßigter, New Country in einem sehr modernen, zeitgemäßen Gewand, ohne dabei je in dem sonst zuweilen üblichen Nashville-Überproduktions-Bombast uzu versinken. Klasse!

Kommt der Eröffnungstrack „Judging Beauty“ mit seinen satten Stones-like Riffs noch recht fetzig aus den Boxen (der Stil erinnert ein wenig an die Warren Brothers), so werden im Verlauf der CD, bis auf zwei weitere Ausnahmen (das Titelstück und die Rockabilly-angehauchte Country-Uptemponummer „Way Down“), wie gesagt, zumeist ruhigere Töne angeschlagen. Dies allerdings alles in einem tollen musikalischen Gewand, wobei Heatherly textlich tiefe Einblicke in sein Gefühlsleben offenbart (z.B. „Job“, „Ruin“ oder „Whatever Happened … To Me“).

Natürlich rechnet er auch mit der Musikbranche ab, indem er die „Züchtung“ von „großen Stars“, die nicht mal einen Akkord spielen können, scharf kritisiert, und verarbeitet auch seine Erlebnisse mit den Majorlabels („Who Needs Enemies With Family Like You“). Fast sämtliche sauber und glasklar dargebotenen Instrumente (Gitarren, Bass, Mandolinen, Drums, Keyboards, Harmonicas…) hat Eric selbst eingespielt, alle Lieder komponiert, gesungen und produziert, nur in Auszügen durften sein Toningenieur Jose Arbelaez und die Herren McHugh, Morrow und Darken Piano-, Schlagzeug- und Percussion-Dienste beifügen.

Es scheint, Eric Heatherly habe, nicht nur seit der Geburt seiner Tochter, der im übrigen auch zwei Songs gewidmet sind, nun seinen inneren Frieden gefunden und dies in kreative musikalische Energie auf einem beachtlichen Niveau umwandeln können. Respekt, Mr. Heatherly, ein klasse Album!

Koch Records (2005)
Stil: New Country

01. Judging Beauty
02. Hang It On Your Heart
03. Job
04. Ruin
05. Whatever Happened…
06. The Lower East Side Of Life
07. Who Needs Enemies (With Family Like You)
08. Dark Days
09. Go Where You Hide
10. Love Story Love
11. Way Down

Eric Heatherly
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Bärchen Records

Heartland – I Loved Her First – CD-Review

Das der Erfolg junge Bands geradezu wie der Blitz trifft, ist im New Country-Genre normalerweise nicht alltäglich. Oftmals gibt es zunächst eine Single, das Label wartet ab, wie sie ankommt, und entscheidet dann über das Erscheinen eines Albums oder spricht sich eben dagegen aus. Wie oft haben wir erlebt, dass selbst renommierte Interpreten die dicksten Scherereien hatten, bis sie ihr Album dann endlich auf den Markt bringen konnten, nicht selten in Verbindung mit gerichtlichen Auseinandersetzungen und anschließendem Wechsel. Umgekehrt verhält es sich im Falle des Newcomer-Sextetts Heartland, deren Single „I Loved Her First“ in den Billboard-Charts einschlug wie eine Bombe.

Da hat das Label Lofton Creek Records (mit dem alten Fuchs Mike Borchetta an der Spitze) den Erscheinungstermin des Albums kurzerhand einfach nach vorne geschoben. Kein Wunder, denn auch das Gesamtwerk kann sich wahrlich sehen lassen. Produziert wurde die Scheibe von Routinier Walt Aldrigde, dessen Gespür für den Zahn der Zeit bekannt ist, und dessen Discographie in Sachen Songwriting, eigener Musik und Produktionstätigkeit schier endlos erscheint.

Aldridge hat seinen Einfluss nicht nur beim Songwriting deutlich geltend gemacht (er hat etliche Songs geschrieben), man fühlt sich grundsätzlich des öfteren an dessen frühere Combo „The Shooters“ erinnert, wie auch ein Hauch vieler anderer Künstler, die er bereits produzierte, durch diesen Silberling weht. Heartland sind ein Sextett aus dem U.S.-Bundesstaat Alabama. Sie spielen allesamt ihre Instrumente selbst, werden aber zum Teil durch recht prominente Musiker unterstützt (u. a. Neu-Skynyrd Mark Matejka, J. T. Corenflos, Larry Franklin, Glenn Duncan.)

Als ihre Einflußgeber benennen sie eine recht breit gefächerte Palette von Interpreten wie Johnny Cash, Van Halen, Elvis Presley, The Beach Boys, AC/DC, Otis Redding, Sam Cooke und natürlich Alabama, die auch ein wenig als Sprungbrett für die Jungs dienten, als sie in Fort Payne ein Konzert als deren Support vor 20.000 Zuschauern geben durften. Den Auftakt des Albums bildet der recht knackige, aber traditionell gehaltener New Country-Song „Boys Like Us“. Ein flockiger Drums-, Akustik- u. E-Gitarren-Rhythmus wird unterbrochen von sägenden Fiddels; dezenten Orgel-Passagen und feinen Harmoniegesängen.

Ein schönes Stratocaster-Solo mit Fiddle-Antwort komplettieren das Stück, das auch Montgomery Gentry oder Alabama in ihrem Programm haben könnten. „Play Hurt“ besitzt ein recht poppiges Flair und liegt dank der eingefügten Harmoniegesänge irgendwo zwischen den Rascal Flatts und Restless Heart. Die erste Ballade ist „You“, der mit „Built To Last“ und der bereits erwähnten Hit-Single „I Loved Her First“ noch zwei weitere folgen, die alle recht romantisch wirken und schön instrumentiert sind. Lonestar, Rascal Flatts, Billy Dean, Diamond Rio sind da im weitesten Sinne als Bezugsgrößen zu nennen. Die ganz starke Phase des Albums beginnt jedoch mit dem Remake des alten Ronnie Milsap-Hits „No Getting Over Me“ (natürlich aus Aldridge’s Feder), das wunderbar relaxt mit Stratocasterbegleitung im Stile von Vince Gill vor sich hin swingt.

Danach folgt plötzlich ein Schrei aus der Box und AC/DC-mäßige Riffs dröhnen einem entgegen. Das „Macho-PS“-getränkte Stück rockt dreckig vor sich hin und erinnert nicht nur wegen seines Titel „Let’s Get Dirty“ an einen der Klassiker der einstigen Hard Rocker von Little Caesar (natürlich auf „country“). „Too Country“ ist ein toller Country-Rocker mit klasse Slidegitarren, schwülen Orgel- und Mundorgeleinlagen der Marke Montgomery Gentry/Anthony Smith. Die Southern-Fans werden dann mit einem großartigen Stück verzückt, dessen Titel eigentlich schon alles sagt. „Freebird In A Firebird““ „Sweet Home Alabama“-mäßiges E-Intro, danach glänzende E-Gitarrenarbeit der Marke Lynyrd Skynyrd von einst.

Das Stück wäre von seiner musikalischen Konsistenz her wohl damals selbst von Ronnie Van Zant für’s Bandrepertoire genehmigt worden. „Mississippi Mud“ (locker-poppig, aber mit Country-typischen Zutaten wie Steelguitar und Fiddle (Richtung Rascal Flatts, Lonestar) und „Judge A Man By A Woman“ (mit bluesig relaxtem Barroom-Flair, nette kurze Double Leads-Passage) lassen ein sehr abwechslungsreiches Werk ausklingen. Wir wagen die Prognose, dass die Alabama-Truppe Heartland Nashville in den nächsten Monaten ordentlich aufmischen werden. Die Vorverlegung von „I Loved her First“ erscheint absolut nachvollziehbar. Hitverdächtig in allen Kategorien!

Lofton Creek Records (2006)
Stil: New Country

01. Boys Like Us
02. Play Hurt
03. You
04. Built To Last
05. No Getting Over Me
06. Let’s Get Dirty
07. Too Country
08. Freebird In A Firebird
09. I Loved Her First
10Mississippi Mud
11. Judge A Man By The Woman

Heartland
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Bärchen Records

Ty Herndon – Right About Now – CD-Review

Mit seiner CD „Steam“ schien Ty Herndon 1999 ohne Zweifel auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt zu sein. Major Deal, ein durchgehend gelungener Silberling mit ebenso guten Songs, u. a. der im wahrsten Sinne des Wortes „heiße“ Titletrack, Ohrwürmer wie „Putting The Brakes On Time“, „In A New York Second“ oder der Cockersche Superhit „You Can Leave Your Hat On“, mit dem der smarte Entertainer vor allem die weibliche Klientel seiner immens gewachsenen Fangemeinde bei Live-Events regelmäßig zum Raserei brachte.

Trotzdem wurde es anschließend recht still um Herndon. Ein „Greatest Hits“-Album und eine Weihnachtsscheibe waren dann doch ein eher dürftiger Arbeitsnachweis für die letzten Jahre. Dass der talentierte Sänger jedoch gelernt hat nicht nur im musikalischen Umfeld aufzustehen (er war auch schon mal wegen Drogendelikten hinter Gittern), beweist er jetzt mit seinem neuen, brandaktuellen Werk „Right About Now“. Auch hier lief es im Vorfeld zunächst alles andere als glatt. Die Scheibe wurde mehrfach terminiert, gecancelt und wieder verschoben.

Mittlerweile ist aber alles „in trockenen Tüchern“ und mit dem neuem „Titan/Pyramid“-Label, den Produzenten Darrell Brown, Jonathan Yudkin (!) und Dennis Matkosky sowie zahlreichen Elite-Musikern (mit dabei u.a. J. T. Corenflos, Bruce Gaitsch, Dan Dugmore, Kenny Greenberg, Greg Morrow) und Songwritern (u. a. Radney Foster, Keith Urban), wurde für Ty eine ideale Arbeitsgrundlage geschaffen. Der bedankt sich mit elf tadellosen Stücken und einer gesangstechnischen Bestleistung. Vorwiegend handelt es sich um recht emotional besungene Lovesongs aus dem Mainstream Country/Country-Pop-Bereich, wobei der „Schmalzfaktor“ allerdings in einem erträglichen Rahmen gehalten wurde.

„Someday Soon“ startet direkt mit dieser unnachahmlichen, texanisch angehauchten Relaxtheit, bei der die Handschrift von Radney Foster markant hervortritt. Entspannt lässiger Groove, erzeugt durch Akustik- und Baritone-E-Gitarren, dazu Steel-, Piano-, und Orgel-Fills, ganz dezente Harmoniegesänge und ein kurzes Slide-Solo. „In The Arms Of The One Who Loves Me“ und „You Still Own Me“ sind gespickt mit Country-typischen Instrumenten wie Mandoline, Banjo und Steel, wobei Herndon stimmtechnisch zuweilen etwas an ex-Sons Of The Desert-Frontmann Drew Womack angelehnt zu sein scheint. Bei dem zweitgenannten Lied „blinzeln“ im Refrain auch dezent Rascal Flatts durch.

Während des Titelsongs „Right About Now“ (Co-Autor ist Michael Peterson) sieht man sich geistig im gemütlichen Sessel einer Hotel-Lobby mit einem Whiskey-Glas in der Hand sitzen und den entspannten Klängen eines Trios (Sänger, Pianospieler und Baritone-Gitarrist) lauschen. Ty glänzt hier mit enormer Stimmvariation. „Hide“, „We Are“ und „There Will Be a Better Day“ sind allesamt weitere, recht ruhig gehaltene, balladeske Tracks, die dann zwischendurch immer wieder von lebhafteren New-Country-Geschichten wie den funkig/poppig anmutenden Stücken „Love Revival“ und dem kräftigen „Mercy Line“, oder durch das poppige „If I Could Only Have Her Love Back“ unterbrochen werden.

Das einstige Temperament des Künstlers ist diesmal vielleicht etwas im Hintergrund geblieben. Das Album wirkt eher nachdenklich, was auf einen stattgefundenen Reifeprozess hinzudeuten scheint. Stimmlich ist Ty Herndon in Bestform, der musikalische Rahmen dazu absolut passend gewählt. Eine gelungene Rückmeldung zur rechten Zeit! Ty Herndon is back!

Pyramid Media (2007)
Stil: New Country

01. Someday Soon
02. In The Arms Of The One Who Loves Me
03. You Still Own Me
04. Mighty Mighty Love
05. Right About Now
06. Love Revival
07. Hide
08. Mercy Line
09. We Are
10. If I Could Only Have Her Love Back
11. There Will Be A Better Day

Ty Herndon
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Faith Hill – Fireflies – CD-Review

In Sachen Faith Hill können wir mit zwei Nachrichten aufwarten. Einer Guten und noch einer Guten. Zum einen ist der weibliche Superstar (fünf Mehrfach-Platin-Alben, neun Nr. 1 Hits , mehrfache Grammy Gewinnerin) von ihrem Ausritt in bombastische Pop-Gefilde endlich wieder in heimatliche, „richtige“ (New) Country-Gefilde zurückgekehrt, zum anderen ist ihr nach fast dreijähriger Pause mit ihrem sechsten Silberling „Fireflies“ dabei auch noch eine solch starke Scheibe gelungen (vielleicht ist es sogar ihr bestes Album bis dato überhaupt), die zweifellos jede Menge Fans, die sich erbost von ihr abgewendet hatten, wieder zurück ins Boot holen wird.

Produziert hat Faith einmal mehr mit Dann Huff, mit dabei am Mischpult aber auch der etatmäßige Weggefährte ihres Ehemanns Tim McGraw, Byron Gallimore! Beim Durchblättern des umfangreichen Bookletts (mit allen Texten) fällt sofort auf, dass Faith bei der Auswahl der vielen exzellenten Songschreiber (u. a. The Warren Brothers, Rivers Rutherford, Darrell Scott, Craig Wiseman) diesmal insbesondere auf zwei Komponisten gesetzt hat. Mit John Rich (Part des angesagten und im Moment mega erfolgreichen Duos Big & Rich) und der zierlichen Americana-Singer/Songwriterin Lori McKenna wurden fast die Hälfte der 14 neuen Stücke abgedeckt, die sich trotz ihrer unterschiedlichen Ansätze wunderbar ins Gesamtgefüge des Albums integrieren.

Rich ist naturgemäß mehr für die lockere Gangart der Lieder verantwortlich, während McKenna der textlich anspruchsvolleren Note Genüge tut, aber auch erstaunlich schöne Melodien damit verbindet. Dazu sind sämtlich Songs, ob knackiger New Country oder traditionell verwurzelte, herrlich dahin fließende, entspannte Nummern in wunderbare, reine Arrangements verpackt. Das ist logischerweise nicht zuletzt ein Verdienst der, wie immer, überragend agierenden Musiker. Bis in die kleinsten Ecken, und gleich mehrfach, ist jedes Instrument mit den absoluten Könnern des Genres besetzt worden.

Wenn man sich allein die Liste der Background-Sängerinnen und -Sänger einmal anschaut, wird einem ganz flau im Magen. Vom Vulkan Bekka Bramlett, über Wes Hightower, Rhonda Vincent, Kelly Willis, Bret Warren, Perry Coleman, Lisa Cochran und einigen anderen, bis hin zu ihrem Gatten Tim McGraw reicht die Liste – alles absolute Hochkaräter. Letztgenannter „haucht“ bei der romantischen, aber kraftvollen Ballade „Like We Never Loved Before“ (aus der Feder von John Rich) so unnachahmlich dazwischen, dass dieser Song durchaus die Nachfolge des einst so erfolgreichen Duetts der beiden „It’s Your Love“ antreten könnte.

Als erste Single wurde jedoch „Mississippi Girl“ ausgewählt, auf „Fireflies“ nach dem, wie es der Titel schon verspricht, flockigen Sommersong „Sunshine and Summertime“ (getragen von einem relaxten Banjospiel), der das Werk mit angenehmer Temperatur eröffnet, als zweiter Song platziert. „Mississippi Girl“, ist ein knackiger, flotter Song mit leichtem Southern-Flair, durchsetzt von den schönen, rockigen Gitarrenriffs eines Tom Bukovacs, klasse Mandolinen-Begleitung von Darrell Scott, einem kleinen E- und Steel- Gitarren-Schlagabtausch der Herren Huff und Dugmore, dazu dezente Akkordeon-Untermalung von Tim Lauer! Das Stück hat bereits zurecht Platz vier der Country-Billboard-Charts mit Blick nach oben erklommen.

Wird wohl Faiths nächste Nummer 1 werden! Die allerletzten Zweifel der Countrygemeinde, daß Faith wieder auf die richtigen Pfade zurückgefunden hat, dürfte dann das großartige „Dearly Beloved“ vom Tisch wischen, wo richtig traditionell mit herzerfrischendem Gefiddel die Post abgeht, und so manche Squaredance-Truppe vor eine neue Aufgabe gestellt werden dürfte. Erwähnenswert, wie gesagt, aber auch die drei McKenna-Stücke „Stealing Kisses“, der wunderbare Titeltrack „Fireflies“ (mit toller Akustikgitarren- Mandolinen- und Dobroarbeit), sowie „If you Ask“, die dem Gesamtwerk viel Tiefe vermitteln und Faiths ganze Gesangsklasse offenbaren.

Aufgepeppt wird die Geschichte dann mit tollen Gute-Laune-Nummern wie zum Beispiel „The Lucky One“, geschrieben von den Warren Brothers, allerdings nicht zu verwechseln mit deren Stück „The Lucky“, oder dem von einer kratzigen Mandoline geführten, leicht rootsigen „We’ve Got Nothing But Love To Prove“, das sogar ein kleines überraschend angedeutetes Steel-Reggae-Break enthält, auch ein kleines Indiz für die spürbare Spielfreude der beteiligten Akteure. Auffällig ist, wie mit zunehmender Spieldauer solche den ursprünglichen Country-Traditionen zuzuordnenden, typischen Intrumente wie Mandoline, Dobro, Fiddle, Akkordeon neben den allseits brillant dargebotenen Akustik- und E-Gitarrenparts von Bukovac, Huff, Greenberg und Co. für immer mehr Akzente sorgen.

Die mit gut 57 Minuten Spielzeit recht üppig ausgestatte CD lässt von vorn bis hinten keine Wünsche offen! Der „Back-To-The-Roots-Trip“ der immer noch blendend aussehenden Faith Hill macht richtig Spaß! Das ist die Faith Hill, die die Countryfans hören wollen! Kompliment, Mrs. Hill, und die alten Sünden sind verziehen! Übrigens. Sollte in Europa wieder eine nachträglich poppig eingefärbte Extra-Ausgabe dieses Albums erscheinen, bei uns gibt’s immer die Original US-Country-Ausgabe!

Warner Records (2005)
Stil: New Country

01. Sunshine And Summertime
02. Mississippi Girl
03. Dearly Beloved
04. I Ain’t Gonna Take It Anymore
05. Stealing Kisses
06. Fireflies
07. Like We Never Loved At All
08. I Want You
09. The Lucky One
10. If You Ask
11. We’ve Got Nothing But Love To Prove
12. You Stay With Me
13. Wish For You

Faith Hill
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Baerchen Records

Tish Hinojosa – A Heart Wide Open – CD-Review

Tish Hinojosa galt über ihre gesamte Karriere hinweg schon immer als Verfechterin einer von multi-kulturellen Einflüssen geprägten, dennoch klar im texanisch/mexikanischen Grenzgebiet verwurzelten, sehr anspruchsvollen Musik zwischen Country, Folk und Americana. Aufgewachsen in San Antonio, begleitet von intensiver Schulung traditioneller mexikanischer Lieder seitens ihrer Eltern, begann sie sich schon frühzeitig auch für Pop, Rock und Folk zu interessieren. Sie landete Ende der Achtziger Jahre in der Texas Musik Szene rund um Austin, und mit der Aufnahme ihres Debütwerkes „Homeland“ fiel 1989 der Startschuss zu einer großartigen Karriere mit Auftritten auf nahezu allen Erdteilen dieser Welt.

Dabei gewann sie sehr schnell, kein Wunder bei ihrer Ausstrahlung, Qualität und diesem künstlerischem Vermögen, eine große und äußerst loyale Fanschar, vor allen Dingen auch in Europa. Selbst das Ehepaar Clinton zählt zu den großen Bewunderern ihrer Kunst und bat zu Präsidentschaftszeiten sogar zu einem Auftritt ins Weiße Haus. Wer kann das schon von sich behaupten? Ihrer Linie, dem Kampf gegen das Schubladendenken, bleibt sie auch mit ihrem das Dutzend voll machenden, neuen Album „A Heart Wide Open“ ohne Wenn und Aber treu.

Der Opener „Never Say Never Love Again“ versprüht bei einem relaxten E-Gitarrenrhythmus, schöner Percussion und Akkordeonklängen, beispielsweise ein herrlich karibisches Reggae-Flair, gepaart mit einem wunderbaren Schuss Texas-Border-Feeling. Nach der flockigen, flotten, von einem schön frischen Sound aus tollen Acoustic- und E-Gitarren geprägten Country-/Americana/-Pop-Nummer „Would You Love Me Back Again“ folgt mit „Whatever Happened To Everyone Wanting To Care“ ein folkiges Stück mit sozialkritischem Touch. „The Kitchen Table“, eine countryinfizierte, Steelguitar betonte Ballade mit bildhaftem Text, wird graziös und passend mit sehr zarter und jugendhafter Stimme dargeboten.

Bei „Blue Eyed Billy“ (witzig: Die doch eher unspektakuläre deutsche Stadt Trier findet neben Weltmetropolen wie Paris und Rom Beachtung und namentliche Erwähnung im Text einer amerikanischen Singer- und Songwriterin !) und „Finding Paris“ kann sich dann Akkordeon-Legende Flaco Jimenez so richtig an seinem Instrument „austoben“. Das gar Kammermusik artige „The Poet The Painter“ eröffnet die zweite Hälfte der CD. „Derechos De El Corazon“ in ausschließlich spanischer Sprache dargeboten, lebt von einem gemütlichen Samba-Rhythmus, wobei man unweigerlich an warme Abende in südamerikanischen, urigen Bars beim genüsslichen Schlürfen von eisgekühltem Caipirosca erinnert wird.

Mit „Lock And Chain“ und vor allem „Shotgun Ridin’“ gibt es wieder zwei herrliche „Countrysteilpässe“ (vor allem letzteres mit seiner wundervollen Mandolinen- und Dobro-Begleitung ist melodischer Texas-Acoustic Country vom Allerfeinsten) für ihre Austin-Veteranen-Band, allen voran der auf dem Album überragend agierende Marvin Dykhuis (spielt so ziemlich alles, was Saiten hat), der die Scheibe auch mit produziert hat. Zwei Folksongs, einmal etwas ruhiger, der andere leicht psychedelischer Art, lassen Tish’s wunderbare, ausdrucksstarke Stimme zum Schluss noch einmal in all ihrem Glanz erscheinen.

Die Botschaft von „A Heart Wide Open“ bewendet sich diesmal ungefähr wie folgt: Trauer nicht den verpassten Möglichkeiten im Leben hinterher, nimm dein Herz in die Hand, öffne dich für neue Dinge und lebe einen Traum! Fazit: Tish Hinojosa ist einmal mehr, sowohl musikalisch als auch textlich, ein außerordentlich starkes, von ihren mexikanischen Roots beeinflusstes Texas Americana-Country-Folk-Album gelungen, das bei ihren Fans wieder reißenden Absatz finden dürfte.

CoraZong Records (2005)
Stil: New Country

01:Never Say Never Love Again
02:Would You Love Me Back Again
03:Whatever Happened To Everyone Wanting To Care
04:The Kitchen Table
05:Blue Eyed Billy
06:Finding Paris
07:The Poet The Painter
08:Derechos De El Corazon
09:Lock And Chain
10:Shotgun Ridin‘
11:Something More Than This
12:A Thousand Shades Of Red And Blue

Tish Hinojosa
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Bärchen Records

Steve Holy – Brand New Girlfriend – CD-Review

Sechs Jahre haben die Anhänger auf den Nachfolger seines umjubelten Debüts „Blue Moon“ warten müssen. Mittlerweile ist es vollbracht. Steve Holy ist mit seinem neuen Album „Brand New Girlfriend“ zurück. Und ähnlich wie bei noch frischen Beziehungen „im richtigen Leben“, bemerkt man hier einen außerordentlich positiven Schub, verbunden mit viel Elan, in diesem Fall natürlich im musikalischen Sinne. Die lange Pause ist Holy scheinbar gut bekommen. Aus einem Fundus von fast vierzig potentiellen Stücken haben es schließlich dreizehn auf den neuen Longplayer geschafft.

Der aus Dallas, Texas stammende Entertainer, der eine immense Fanbasis hinter sich weiß, und dementsprechend ein Major-Label (Curb Records) im Rücken hat, dürfte auch mit seinem neuen Werk wieder voll den Geschmack seiner Fans getroffen haben. Traditioneller Nashville Country/New Country, der seinen Weg in den Charts machen wird! Der Titeltrack (im übrigen schon unter den Top 10 der Billboard Country Singles-Charts platziert), gleich zu Beginn des Albums, entwickelt sich nach einem süffisantem Barroom-Piano-Intro zu einem recht flotten und rockigen, intensiv gesungenem Countryheuler mit allen bekannten Zutaten, inklusive traditioneller Honkytonkelemente.

Im weiteren Verlauf bestimmen eine gesunde Mischung aus schnelleren und balladesken Nummern das Geschehen, wobei die gesamte Stilpalette des Countrygenres (von Retro bis poppig) ausgereizt wird. Im Musikerbereich wurde an nichts gespart. Alle Instrumente wurden gleich mehrfach, und von den Namen her, sehr hochkarätig besetzt. Im Uptempo-Geschehen stechen danach noch vier Nummern heraus. „Hurry Up“, mit Rockabillytouch, dezent jazzig dahin swingend (brillant hier Jonathan Yudkin’s Banjorhythmusspiel), „Men Buy The Drinks (Girls Call The Shot)“, eine gut gelaunte Partynummer mit kreischenden Mädel-Harmonies im Refrain, die ein fester Bestandteil seines künftigen Live-Repertoires werden dürfte (klasse Kombination aus Piano und E-Gitarre, sogar mit southern-typischem Mini-Break), „Wrap Around“, an dem John Rich (Big & Rich) mal wieder kompositorisch beteiligt war, und zeigt, das Steve durchaus zum hippen Countryrocker im Stile des allseits bekannten Duos mutieren kann. Stark auch das cool groovende, an Dwight Yoakam erinnernde „Memory On The Run“ mit herrlichen Pianotupfern und tollem E-Solo.

Der richtige Glanz des Frauentyps Holy erstrahlt natürlich dann, wenn er im Balladen-/gemäßigten Midtempobereich unter Einsatz seiner recht variablen Stimme (bis hin zum Falsetto) punktet. Nicht umsonst wird er immer wieder als der „Roy Orbinson des Country“ zitiert (frappierend hier die Ähnlichkeiten bei „Good Night To Be Lonely“)! „A Cliff In Colorado“(Holy schon fast wie ein Barde), „Lead Me On“ (tolle Melodie, poppig, Rascal Flatts-Flair, eines der absoluten Highlights des Albums), oder „Only The Lonely Talking“ (erinnert sehr stark an Chris Isaak-Nummern) werden die Damenherzen wieder zuhauf dahinschmelzen lassen.

„Brand New Girlfriend“ ist ein insgesamt recht abwechslungsreiches und intelligent zusammengestelltes Werk, das Steve Holy sicherlich neben seiner etatmäßigen Fanschar auch neue Käuferschichten eröffnen wird. Wie schon beim Debüt vor sechs Jahren gilt auch heute. Bestsellerverdächtig!

Curb Records (2006)
Stil: New Country

01. Brand New Girlfriend
02. Come On Rain
03. Hurry Up
04. Baby Don’t Go
05. A Cliff In Colorado
06. Men By The Drinks (Girls Call The Shots)
07. Good Night To Be Lonely
08. Lead Me On
09. Only The Lonely Talking
10. Wrap Around
11. Memory On The Run
12. All For The Love Of Sunshine (Bonustrack)
13. What Could I Do Differnet Tonight (Bonustrack)

Steve Holy
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Bärchen Records

Randy Houser – Anything Goes – CD-Review

Solange es Typen wie Randy Houser gibt, braucht man sich in Nashville keine Sorgen um den New Country-Nachwuchs zu machen. Einmal mehr ein hochkarätiges Debüt, direkt auf einen Major-Label! Houser stammt aus Jackson, Mississippi und ist wie so viele seiner Kollegen musikalisch vorbelastet. Sein bereits verstorbener Vater war ein in dortigen Gefilden bekannter Nachtclub-Musiker. Randy, in recht bescheidenen Verhältnissen lebend, zog es 1993 auf Zuruf eines befreundeten Gitarristen nach Music City.

Nur mit einem Ford Cougar und einer Luftmatratze ausgestattet, war ihm von vorne herein klar, dass er von Beginn an unter einem erheblichen Druck stehen würde. Glücklicherweise hatte er recht frühzeitig, dank seiner Demos, die richtigen Beziehungen und gelangte über die Songwriter Derek George und Fred Knobloch an Cliff Audretch III, der ihn zunächst beim Windswept-Label als Songwriter verpflichtete.

Stücke wie „Back That Thing Up“ für Justin Moore, „If You Ever Went Away“ für John Michael Montgomery, „Coming From You“ für George Canyon und nicht zuletzt das mit seinen Freunden Dallas Davidson und Jamey Johnson für Trace Adkins komponierte „Honky-Tonk Badonkadonk“ deuteten bereits das enorme Potential des Burschen an und sorgten zudem für eine etwas beruhigerndere finanzielle Grundlage. Cliff wiederum, der von Randys charismatischer Stimme auf den frühen Demos schon immer begeistert war, sorgte letztendlich für den Kontakt zum arrivierten Hit-Produzenten Mark Wright, der ihn bei Universal South Records unterbrachte und enorm motivierte („The most soulful singers in history all grew up poor“).

Und das Debüt „Anything Goes“ hat es in sich. Vor allem, weil Randy Houser es fantastisch gelingt, seine enorme Vielseitigkeit offen zulegen. So hat er einen Großteil der Songs mitkreiert, bei der Wahl der wenigen Fremdkompositionen ein wirklich gutes Näschen bewiesen, bedient sporadisch gekonnt die Akustikgitarre, lässt seine Stimme, die an einen Mix aus Ronnie Dunn, Trace Adkins und Blake Shelton erinnert, wunderbar variabel mit dem Flair der Songs verschmelzen und lässt nicht zuletzt auch einen sehr interessanten Mix diversester musikalischer Strömungen in seine Countrymusik einfließen.

Alles passt wunderbar zusammen und lässt ihm auch alle Optionen für weitere Alben offen. Ein klug gewählter Einstieg. Dabei hilft ihm natürlich auch die exzellente instrumentelle Umsetzung der 1a-Garde an Musikern. Lonnie Wilson, James Lowery, Michael Rhodes, Steve Nathan, Paul Franklin, Eric Darken und die sich hervorragend ergänzenden Gitarristen wie JT Corenflos, Rob McNelly und Kenny Greenberg, sind eigentlich für jede New Country-Produkion ein Garant für Qualität. Randy wählte als Album-Einstieg mit „Boots On“ direkt einen sehr vitalen, fast schon dreckig und „rüpelhaft“ dahin polternden Southern Country-Rocker mit coolem, in Adkins’scher Manier vorgetragenem (leicht machohaftem) Gesang und einigen schönen Electric-Slide-Attacken. Klasse Nummer!

Die folgende pianoträchtige Single „Anything goes“, zugleich das Titelstück (schon Platz 17 in den Charts mit steigender Tendenz) „beruhigt“ dann auf den Zuhörer wieder und wird mit viel Pathos im Refrain (dazu sehr schöne, soulige, weibliche Background-Gesänge) vorgetragen. „Wild Wild West“ erinnert in den Strophen an Blake Shelton und kommt im Refrain im lockeren Stil von Big & Rich rüber. Eine regelrechte Powerballade ist „Back To God“. Langsam beginnend, steigert sich der Song zunehmend und entwickelt sich mit herrlichen E-Gitarren-Passagen und im Endteil mit dazu eingeflochtenen Streicherkomponenten regelrecht dramaturgisch. „My Kind Of Country“ (swampiger Southern Country Marke Van Zant, Montgomery Gentry), „Strange“ (erinnert an „Swing“ von Trace Adkins) und „Paycheck Man“ (dezente Allman Brothers-Tupfer, Richtung Montgomery Gentry, schönes E-Gitarren-Solo) lassen dann wieder das „Raubein“ in Houser zum Vorschein kommen.

Sehr entspannend, im Storyteller-Stil, wird das humorvoll getextete „Lie“ präsentiert, einfach nur grandios das mit dezent jazzigem Barrroom-Flair und tollem Hintergrund-Gesang von Vince Gill ausgestattete „How Many Times“, geschrieben vom großartigen Songwriter-Duo Jon Randall und Al Anderson. Gänsehautgarantie! Mit „I’ll Sleep“, einer emotionalen, traditionellen Countryballade (mit viel Dobro, Steel, Fiddle und Piano-Fills) endet ein äußerst abwechslungsreiches und niveauvolles Album eines enorm vielversprechenden Newcomers.

Randy Housers Debütwerk „Anything Goes“ lässt für uns nur ein begeisterndes Fazit zu. Da geht in Zukunft noch einiges! Starker Stoff für Freunde von Leuten wie Blake Shelton, Trace Adkins, Brooks & Dunn, Montgomery Gentry, Jason Aldean, Jake Owen, Brian McComas & Co.

Universal South Records (2008)
Stil: New Country

01. Boots On
02. Anything Goes
03. Wild Wild West
04. Back To God
05. Something Real
06. My Kind Of Country
07. Strange
08. Lie
09. Paycheck Man
10. How Many Times
11. I’ll Sleep

Randy Houser
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