Brett Kissel – What Is Life? – CD-Review

0 - What Is Life - CoverArt

Der in seinem Heimatland Kanada enorm erfolgreiche Brett Kissel (mittlerweile allerdings in Nashville lebend), ist nicht nur ein guter Musiker und Songwriter, an ihm scheint wohl auch ein tiefgründiger Philosoph verloren gegangen zu sein. Auf seinem neuen Album befasst er sich mit einer der zentralen Menschheitsfragen „What Is Life?“, oder besser gesagt, wohl damit, was ein solches lebenswert macht.

Antworten dazu finden sich bereits in seinem gesprochenen Prolog zu Beginn, aber auch in manchen Songs. Klar zum Ausdruck kommt, dass für Brett seine Familie die wesentliche Rolle spielt, nicht ohne Stolz gewährt er hier seinen drei Kindern und der Ehefrau mittels kleiner Sprech-Intermezzi zwischen den Liedern, so etwas wie eine kleine Teilhabe an seinem Schaffen.

Rein musikalisch betrachtet, bleiben dann zehn Stücke über, die deutlich offerieren, warum Kissel, der in Kanada in letzter Zeit fast alles an Preisen (u. a. JUNO-Award, CCMA Awards) abgeräumt hat und seitens der Presse als ‚The New King of Canadian Country‘ betitelt wird, schon US-Mega-Größen wie Brad Paisley oder Garth Brooks supportet hat.

Als Bezugsgrößen fallen mir im US-Bereich aber eher moderne Interpreten wie Keith Urban (vor allem der Opener „Make A Life, Not A Living“), Sam Hunt & Co. ein, auf kanadischer Seite sehe ich ihn in ähnlichen Regionen wie z. B. die dortigen Kollegen Tebey oder Doc Walker.

Press (5)Mir gefallen besonders die relativ gitarrenlastigen Tracks wie „Night In The Life“ (da gibt es sogar ein kurze Twin-E-Passage, die an die guten alten Thin Lizzy erinnert) oder „Slidin’ Your Way“, wo dann dem Titel entsprechend, mittels Dobro geslidet wird. Toll auch das vorwiegend zurückgenommene, von Moll-Piano-Klängen und dezenten Streichern begleitete „From This Day Forward“, bei dem sich Kissels gute Stimme besonders herauskristallisieren kann.

Am Ende stellt er beim Abschlusstrack und quasi Abschlussfazit zugleich, „Kindness“ (nur Gesang, begleitet von einer Akustikgitarre), mit den Worten „if kindness is contagious“ die Hypothese in den Raum, dass bei einer herzlichen Erziehung oder Verhaltensweise, auf dieser Welt kein Platz für Hass und die daraus dementsprechend negativen Folgen resultieren würden.

Damit hat er unbestritten recht, ich gehe da persönlich sogar noch etwas weiter, wenn die reichen und mächtigen Bestimmer dieser Erde, sich nicht so egoistisch, beziehungsweise asozial verhalten würden, wäre ein noch größerer Schritt in die richtige Richtung vollzogen. Aber in diesen Sphären sind Begriffe wie ‚Teilen‘ oder ‚Verzichten‘ ja bekanntlich von vorne herein Fremdworte, da führt man lieber Krieg und gibt keine Ruhe, bis man auch den letzten potentiellen Widersacher aus dem Weg geräumt hat.

Aber das Abschlussfazit soll natürlich musikalischer Natur und dem Protagonisten vorbehalten sein. Der in unseren Breitengraden vermutlich noch nicht so bekannte Brett Kissel liefert auf seinem aktuellen Longplayer „What Is Life?“ zehn schön ins Ohr gehende, melodische, knackig und lebhaft produzierte New Country-Stücke, die sein erfolgreiches Standing von Kanada bis nach Nashville hin festigen, gegebenenfalls sogar ausbauen werden. Somit also auch ein heißer Tipp für die New Country-Fan-Gemeinde in unserem Land!

Warner Music Canada (2021)
Stil: New Country

01. What Is Life? – A Perspective
02. Make A Life, Not A Living
03. Die To Go Home
04. From Aria (Interlude)
05. Down To Earth
06. Better Bad Idea
07. Night In The Life
08. From Leo (Interlude)
09. Everything In The Rearview
10. Slidin’ Your Way
11. Without
12. From This Day Forward
13. From Mila (Interlude)
14. Kindness

Brett Kissel
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