Keith Urban – The Speed Of Now – Part 1 – CD-Review

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Als ich 1999 Keith Urbans nach sich selbst betiteltes Studioalbum rezensierte, kannte ihn hier in Deutschland so gut wie niemand, geschweige, dass von ihm berichtet wurde. Schon damals prophezeite ich (ich zitiere mich selbst): „Keith Urban, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, wird die Erfolgsleiter emporklettern und schon bald zu den nicht mehr wegzudenkenden Größen in Nashvilles New-Country-Szene gehören.“

2007, als ich ihn zum ersten Mal live im Kölner E-Werk erlebt hatte, stand er im Rahmen seiner Nicole Kidman-Liaison bereits in der Yellow-Press und auch musikalisch steckte er schon mitten im Big Business. Sein genreübergreifendes Talent war längst erkannt. Mit seinem ersten Nummer-1-Album „Be Here“ 2004 war der gebürtige Neuseeländer in die oberste Riege der Nashville-Stars aufgestiegen.

Seitdem arbeitet Urban höchsterfolgreich daran, die bestmögliche Schnittmenge zwischen Rock, Pop und Country auf seinen Alben zu realisieren und versucht, wenn nötig, auch noch weitere, von Aktualität bestimmte Strömungen, wie z. B. R&B oder Hip Hop, etc. wohl dosiert mit einzuflechten.

Und so verhält es sich auch auf seinem neusten Werk „The Speed Of Now – Part 1“, das mit 16 Stücken voll bepackt ist. Auch wenn der poppige Opener mit Gästen wie Breland und Disco-Ikone Nile Rogers (Chic) „Out The Cage“ schön schmissige und treibende Elemente aufweist, muss man als eher Country- und Rock-verwurzelter Kritiker erstmal tief durchatmen und hofft zugleich, dass dies nicht der rote Faden für den weiteren Verlauf des Werkes sein möge.

Dem ist dann auch nicht so (lediglich die unsäglichen, momentan leider wohl unverzichtbaren Drum-Loops in Dauerschleife nerven etwas), auch wenn es zunächst mit Chartblick, im Star-Duett mit Pop-Sternchen Pink, mit einem für beider Verhältnisse, eher braven Schmuse-Ballädchen, weitergeht.

Mit dem stadiontauglichen „Live With“ findet Urban dann aber in die Spur und serviert ein immer, auf ins Ohr gehende Melodien bedachtes Konglomerat aus Rock, Pop und Country in allen Tempi und Stimmungen, vollgestopft mit Hitpotential (potentielle Kandidaten: „Superman“, „Soul Food“, „Ain’t It Like A Woman“, „With You“,  das karibisch-angehauchte „Polaroid“), wobei er seine variablen Gitarren-, bzw. Ganjo-Künste immer wieder akzentuiert aufblitzen lässt.

Ja, beim starken Southern Rocker „Forever“ , wo er am Ende sogar mal richtig die ‚E-Gitarren-Sau‘ raushängen lässt, läuft er sogar zur Form seiner ganz frühen Tage auf. Auch das trashige, in Big & Rich-Manier polternde „Tumbleweed“ mit starkem Wah-Wah-Solo, macht richtig Laune. Und am Ende gibt es mit „We Were“ einen saustarken Song gleich in zweifacher Version: Einmal Urban solo (hätte ich persönlich aber eher irgendwo in den Anfangsbereich des Albums platziert) und direkt anschließend als finalen Track mit Eric Church als Co-Sänger, in dieser Fassung zusammen mit dem oben erwähnten „Forever“ für mich das Highlight des Longplayers.

Mit „The Speed Of Now – Part 1“ hat der ewig-junge Sonnyboy wieder sein Gespür für die Zeit erwiesen, und in diesen Tagen mit High-Speed, Platz 1 in den Billboard-Country-Album-Charts erklommen. Die Scheibe gefällt tatsächlich mit jedem Hördurchgang besser. Der Titel suggeriert bereits einen Nachfolger mit ähnlichem Konzept. Keith Urban scheint weiterhin heiß darauf zu sein, auch in Zukunft, ganz oben mitzumischen.

Capitol Nashville/Universal (2020)
Stil: New Country

01. Out The Cage (mit Breland & Nile Rogers)
02. One Too Many
03. Live With
04. Superman
05. Change Your Mind
06. Forever
07. Say Something
08. Soul Food
09. Ain’t It Like A Woman
10. With You
11. Tumbleweed
12. God Whispered Your Name
13. Polaroid
14. Better Than I Am
15. We Were
16. We Were (mit Eric Church)

Keith Urban
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