Tift Merritt – Stitch Of The World – CD-Review

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Tift Merritt mit neuem Album! Die umtriebige der texanischen Musikszene zugehörige 42-jährige Künstlerin hat ihr Temperament diesmal deutlich gezügelt und kommt mit einer eher besinnlichen neuen Scheibe daher. Ich habe das zierliche Energiebündel mal vor vielen Jahren in Utrecht bei den damaligen, leider nicht mehr existierenden Blue Highways Festivals, live erleben können, und habe mir dann auch ihr „Tambourine“-Werk zugelegt, von dem ich auch heute noch begeistert bin.

Das neue Album „Stitch Of The World“ wurde innerhalb von vier Tagen mit einem recht überschaubaren Musikerkreis, bestehend aus der Protagonistin (acoustic guitar, piano, lead vocals), Sam Beam (vocals, acoustic guitar), Marc Ribot (guitars, ukelele, banjo), Jay Bellerose (drums), Jennifer Condos (bass) und Eric Heywood (pedal steel) eingespielt. Produziert haben Tift und Sam Beam, der vor allem gegen Ende des Werkes mit einigen Harmoniegesängen aufwartet.

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Merritt reflektiert in ihren Kreationen persönliche Erlebnisse und Beobachtungen der letzten Jahre, die von Höhen (neuer Lebensgefährte, Geburt einer Tochter) und Tiefen, wie ihrer Scheidung gekennzeichnet waren und hält sich selbst quasi einen musikalischen Spiegel vor. Sie bewegt sich dabei in Sphären von Kolleginnen wie Emmylou Harris, Joni Mitchell, Alison Krauss („Eastern Light“), dezent auch Patty Griffin, Kacey Musgraves, Kim Carnes („Heartache Is An Uphill Climb„, „Proclamation Bones“) oder Sheryl Crow. Teilweise hat man aufgrund ihres elfenhaften Gesangs sogar den Eindruck, als wenn eine Kate Bush sich in den Lonestar State verirrt hätte („Icarus“). Der rootsige Opener „Dusty Old Man“, getragen von Jay Bellroses poltrigem Drumming hat noch mit den meisten Drive, ansonsten herrscht überwiegend viel ruhiger texanisch geprägter Alt. Country-Erzähl-Stil.

Die Drums haben meist eher perkussiven Charakter, Ribots E-Gitarre surrt, Heywoods Pedal steel leiert immer mal dazwischen, Akustiklgitarren, Ukulele („My Boat“) und Banjo dienen als Verzierung, das Piano steht im Dienste der Atmosphäre.

Wenn ich final die beiden mir zur Verfügung stehenden Vergleichsmuster gegenüberstelle, war und ist ihr damaliges Werk eher radiotaugliche Musik gewesen, die man auch auf jeder schönen beschwingten Party auch heute noch in den Player schmeißen kann, ihr aktuelles „Stitch Of The World“ ist dagegen eher ein Werk für gemütliche Stunden und zur intellektuellen Einkehr geeignet. Beide Scheiben bewegen sich auf ihre ganz eigene Art auf dem für Tift Merritt gewohnten hohen Niveau!

Yep Roc Records (2017)
Stil: Alt. Country

01. Dusty Old Man
02. Heartache Is An Uphill Climb
03. My Boat
04. Love Soldiers On
05. Stitch Of The World
06. Icarus
07. Proclamation Bones
08. Something Came Over Me (feat. Sam Beam)
09. Eastern Light (feat. Sam Beam)
10. Wait For Me (feat. Sam Beam)

Tift Merritt
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