Jeffrey Steele – Outlaw – CD-Review

Für jeden, der sich mit New Country-Musik näher beschäftigt, ist Jeffrey Steele ein wohl klingender Name.Ja, man fragt sich bald schon, welcher der sich von Fremdkompositionen bedienenden Künstler des Genres mal ohne einen Song aus der Feder des in Burbank geborenen Kaliforniers auskommt. Hier nur ein kleiner Auszug der langen Liste von tantiemen-trächtigen Steele-Stücken, die man sich auf der Zunge zergehen lassen kann: “Speed” und “My Town” von Montgomery Gentry, “Now” von Lonestar, “When The Lights Go Down” von Faith Hill, “The Cowboy In Me” von Tim McGraw, “Chrome” von Trace Adkins, “These Days” von Rascal Flatts, “If That Ain’t Country von Anthony Smith, Diamond Rios “Unbelieveable” und und und.

Als aktiver Musiker wird er hierzulande eher den Insidern der Szene bekannt sein. Anfang bis Mitte der Neunziger Jahre trat er als Sänger und Bassist der Gruppe Boy Howdy in Erscheinung, die immerhin drei Alben einspielten und mit „She’d give anything“ ihren größten Hit erzielten. Vor einigen Jahren ging der Start der Solo-Karriere zunächst in die Hose. Das bereits fertige Werk „Somethin’ In The Water“ wurde nicht veröffentlicht. Um so erfreulicher, dass es jetzt mit seinem aktuellen Silberling „Outlaw“ geklappt hat. Ein starkes Teil!

Das Werk offenbart ähnlich wie bei Montgomery Gentry gleich zwei Herzen, die in Jeffreys Brust zu schlagen scheinen: Zum einen geradliniger New Country, zum anderen eine wohl dosierte Portion Southern Rock; eine regelrechte Spielwiese für die Anzahl hochkarätiger Musiker wie Chad Cromwell, Greg Morrow, Glenn Worf, Tom Bukovac, Pat Buchanan, Al Anderson, John Willis oder die Multiinstrumentalisten Russ Pahl und Jonathan Yudkin, nur um ein paar zu nennen. Zentralisiert wird das eigentlich schon beim Auftaktstück „Countrified“. Im Strophenbereich atmosphärisches Countryfeeling, beim Refrain röhrt Jeffrey im Stile von Johnny Van Zant oder Anthony Smith, begleitet von Banjounterlegung, heulenden Fiddels und voluminösen E-Gitarren.

Weitere Beispiele wo die Grenzen beider Richtungen harmonisch ineinander verschmelzen: „Dance“ mit viel Honkytonk, „Good Year For The Outlaw“ mit grandios stampfendem Swamp-Rhythmus, „Just The Way We Do It“, ein Mitgröler mit deutlichen Anspielungen auf Skynyrds „Gimme Three Steps“, das fast bedrohlich wirkende „Shotglass“ mit gar Molly Hatchet-artigen Slides, die relaxt dahinrauschenden „That’s The Stuff“ und „Once A Cowboy“ mit kleinen E-Gitarrenzupfern und zum Teil schönen Double-Leads. Das schwül-psychedelisch anmutende „Swamp Thang“ mit seinem Voodoo-Flair wird immer wieder von knallharten, schon fast metalltauglichen, E-Gitarren durchbrochen. Zeit zum Durchatmen gibt es zwischendurch mit melodischen Midtempo-Songs, denen man guten Gewissens Hitambitionen nachsagen kann, ohne aufdringlich zu wirken.

Da wären das wunderschöne „Twenty Years Ago“, von dem es am Ende noch eine Unplugged Live Version als Zugabe gibt, oder „I Can’t Stop You“, das man auch auf dem gerade erschienenen Werk „Bring it on“ der „Melodic-Hardrock/Southern/Country-Metal“-Truppe „Ironhorse“ bewundern kann. Die überaus knackige Produktion und auch reichhaltige Spielzeit von über einer Stunde bieten weiteren Anlass zur Freude. Alles in allem eine tolle Leistung von Jeffrey Steele, die nach Nachschlag verlangt.

Lofton Creek Records (2004)
Stil: New Country / Southern Rock

01. Countrified
02. Twenty Years Ago
03. Dance
04. Good Year For The Outlaw
05. I Can’t Stop You
06. Just the Way We Do It
07. Shot Glass
08. That’s The Stuff
09. Runnin’s What I’m Runnin‘ From
10. Once A Cowboy
11. Drive
12. What a Life
13. She Must Be So Happy
14. Swamp Thang
15. Twenty Years Ago (Acoustic)

Jeffrey Steele
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