Ryan James – Back To The Wind – CD-Review

Ein weiterer, hell leuchtender Stern am von scheinbar unendlich vielen, wunderbaren musikalischen Lichtquellen übersääten Firnament von Texas! „Back To The Wind“ heißt das großartige Debutalbum des hoch talentierten Ryan James – und es ist eine erstklassige Darbietung bester, erfrischender, flüssiger Texas-Roots-/Americana-/Alternate Country-/Countryrock-Musik, ausgestattet mit einem dezenten „Red Dirt“-Flair und jeder Menge emotionalem Singer-/Songwriter-Feeling! Der aus Rosenberg in der Nähe von Houston stammende Texaner verfügt nicht nur über eine instrumentaltechnisch bestens fundierte Grundlage und eine überaus angenehme und variable Stimme, sondern beweist auf seinem Erstwerk auch hervorragende Songwriterqualitäten (hat 10 von 12 Tracks selbst komponiert).

Trotz seiner starken Heimatverbundenheit (er ließ sich sogar eine texanische Flagge auf seine linke Schulter tätowieren) gelingt es ihm glaubwürdig, seine sicherlich vorrangig bestimmenden texanischen, recht traditionell gehaltenen Roots mit einem durchaus Nashville-kompatiblen Sound zu kombinieren (kein Wunder, die Scheibe wurde auch dort produziert), wie es selbst Jack Ingram in letzter Zeit vorzüglich praktiziert hat. Dabei setzt er nicht einmal auf die üblichen mainstream- und radiotaugliche Elemente, sondern lässt alleine die wunderbaren Melodien und starke Instrumentierung seiner Mitspieler für sich sprechen.

Sicherlich auch ein Verdienst der beiden in Szenekreisen voller Anerkennung als „Wizards“ (Hexenmeister) „verschrieenen“ Produzenten Walt Wilkins und Tim Lorsch, die einen glasklaren, ungemein zeitgemäßen Sound aus den Songs herauskitzelten. Los geht’s mit dem möglicherweise autobiografisch zu sehenden, starken „Goodbye Carolina“, in Anspielung an seine in North Carolina verbrachten Jahre, die wohl von starkem Heimweh geprägt waren. Trotzdem erscheint der Blick nicht zurück im Zorn, denn der Song, dominiert von fröhlichen Mandolinenklängen und herzhaftem Gefiddel, dazu sehr schönen Harmonies von Tira Mitchell Wilkins, versprüht eine sehr frische und gelöste Atmosphäre. Musikalische Lagerfeuerromantik, -das meinen wir absolut positiv-, mit allen damit verbundenen Textklischees, verspürt man bei dem herrlich schwungvollen, mit toleer Baritone-Gitarre durchzogenen Countrysong „Home On The Range“!

Die erste Single mit bereits großem Erfolg in den Texas Music Charts, vielleicht der überragende Song des Albums, heißt „Don’t Go“, eine typisch texanisch trockene Ballade, unterlegt mit kratzigen Gitarren, schönen Mandolinen-Fills und klasse Steel- und E-Gitarrenparts im Stile der Eli Young Band oder der einstmaligen Sons Of The Desert. Apropos Steel-Parts. Fast jeder Song trägt hier die Handschrift des überragend agierenden Pedal Steelers Steve Ebe, der mit seinem träumerischen Einlagen an das Spiel von Pat Severs (Pirates Of The Mississippi) erinnert. Im weiteren Verlauf bedient einen Ryan James mit einer jederzeit relaxt gehaltenen Mischung aus balladesken Songs („Stay Me Awhile“, „A Broken Heart“ oder „Barely Holding On“) und locker dahinfließenden Countrynummern („Home To Texas“, „How Long“ (ein toller, recht traditioneller Dancehall-/Honky Tonk-Feger), „Take Your Time“), ausgestattet mit dem rauen, holprigen Charme eines Jack Ingram, Chris Knight oder gar Travis Tritt (beim Cover von „I’m A Rambling Man“).

Wunderbar gelungen auch die traumhafte Coverversion des wohl größten Hits von Dan Seals „Everything That Glitters (Is Not Gold“)! Den Abschluss, wie auch bei all seinen Live-Auftritten, bildet das Stück „I Pray For You My Friend“, das noch mal sämtliche instrumentale Finessen bietet, das der texanische Roots- und Countrybereich so bietet. Leicht mit zu singender Text, mit viel Spielraum für Soloeinlagen, der auch besonders am Ende ausgiebig im Bluegrass-Stil mit integrierten Duellen genutzt wird. Dem Texaner ist mit „Back To The Wind“ ein durch und durch angenehmes, nie langweiliges, ja richtig starkes Einsteigerwerk gelungen! Ryan James, ein Name den man sich unbedingt merken sollte… – man wird sicher noch jede Menge von ihm hören!

Hightail Records (2005)
Stil: Red Dirt

01. Goodbye Carolina
02. Home On The Range
03. Don’t Go
04. Home To Texas
05. Stay With Me Awhile
06. How Long
07. A Broken Heart
08. Take Your Time
09. Barely Holding On
10. (I’m A) Rambling Man
11. Everything That Glitters (Is Not Gold)
12. I Pray For You My Friend

Ryan James
Bärchen Records

Ryan James – Directed – CD-Review

Bei seinem hervorragenden Erstlingswerk „Back To The Wind“ aus dem Jahre 2005 mutmaßten wir bereits, dass von Ryan James noch weitere vielversprechende Alben folgen werden. Nun liegt mit „Directed“ der oftmals so schwierige Nachfolger zu einem starken Debüt vor – und er bestätigt unsere Prognose überaus eindrucksvoll! Einmal mehr liefert Ryan James einen Reigen großartiger Songs (13 an der Zahl) ab, deren prächtige Dosierung aus rauen, würzigen, „gritty“ Texas-Rootsrock-.Knallern, großartigen Americana-/Singer-Songwriter-Balladen, auch mal einer Alternate Country-Nummer mit dezentem Roots-Pop-Anstrich und kernigen „Red Dirt“-Countryrockern jederzeit für eine äußerst angenehme und spannungserhaltende Abwechslung sorgt.

Die musikalische Begleitung ist erstklassig! Am technischen und logistischen Grundkonzept wurde eigentlich nichts Wesentliches geändert. Erneut wurde das Curb Records Studio in Nashville als Aufnahmeort ausgewählt und die arrivierten Texaner Walt Wilkins (Walt Wilkins & the Mystiqueros) und Tim Lorsch (hat produziert) zeichnen für das musikalische „Drumherum“ verantwortlich. Nur geringfügige Veränderungen gab es auch bei den Begleitmusikern und Backgroundsängerinnen.

Das bewährte Grundgerüst aus Steve Ebe (Drums), Doug Kahan (Bass), Mike Daly (Steel guitar), Tina Mitchell Wilkins (Harmony vocals), Lorsch (Fiddle) und Wilkins (Acoustic guitar) blieb bestehen. Neu dabei an den E-Gitarren sind dagegen jetzt so hochkarätige Namen wie Jeff King, Keith Gattis, James Pennebaker und John Carroll! Die großartige Singer-Songwriterin Marcia Ramirez, die einen erheblichen Teil der wieder reichlich vertretenen, weiblichen Harmoniegesänge (zumeist in den Refrains) übernommen hat, ist ebenfalls neu an Bord!

Nach dem Hören fällt einem sofort auf, dass im Vergleich zum Vorgänger der Steelgitarrenanteil deutlich zugunsten eines erdigeren „Texas-Roots-Red Dirt-E-Gitarren“-Sounds zurückgenommen wurde, wobei die Countrynote bei Stücken wie „I Give All My Love To You“ und dem grassig swingenden Bonustrack „I’ll Get It Right“, sowie durch Lorschs immer wieder eingestreute filigrane Fiddlearbeit durchaus erhalten bleibt. James hat natürlich auch mit neun von dreizehn Kompositionen einen nicht unerheblichen Teil des Songwritings beigetragen.

Nicht nur rein äußerlich (Ryan wirkt durch das Abrasieren seines Kinnbarts jetzt viel jünger), sondern auch musikalisch hat das Gesamtwerk deutlich an Frische und Unbekümmertheit gewonnen. Ryan James scheint mit den glänzenden Kritiken, den Vorschusslorbeeren, den hohen Erwartungen und dem damit verbundenen Druck locker umgehen zu können. Das Werk wird mit dem knackigen, flotten „I Should’ve Broke Your Heart“ gleich erstklassig eröffnet. Der Song ist einee wunderbare Mischung aus New Country-Einflüssen und dieser typische texanischen, lockeren Rootsrock-Melodik. Erinnert vom Flair her an Stücke vom letzten Randy Rogers Band-Album oder auch an Radney Foster.

Gitarren-„Wizzard“ Keith Gattis mit markanten, starken Electric Slide-Riffs setzt hier ein paar auffällige Akzente. Sehr ähnlich dem Opener ist auch das im späteren Verlauf folgende „Make It Go Away“! Überaus dreckig rockend (man kann schon fast von einem Kentucky Headhunters-ähnlichen Bikertouch sprechen) geht es beim fetzigen „She’s Always Leavin’“ zu, wobei pumpende Bässe, pulsierendes Drumming und eine starke Gitarrenarbeit (inkl. tollem Solo am Ende) so richtig auf die Tube drücken. Das gleiche gilt für den furiosen Roadhouse-Kracher „Buckle Down“ (ein saustarker Jeff King an der E-Gitarre sorgt für mächtig Dampf)!

Zu den wenigen Fremdkompositionen gehören „Are You With Me“, aus der Feder von Billy Maddox und dem Bluesrocker Paul Thorn (wird von Bryan James in der humorigen Manier eines Jack Ingram interpretiert und läd mit seiner leicht einprägbaren Refrainzeile spontan zum Mitsingen ein), sowie der wunderbare, melodische, flott, locker, würzig und knackig aus den Lautsprechern fließende Countryrocker „Just keep driving“ (Autor. Walt Wilkins)! Etwas nachdenklicher gestaltet sich „What Am I Doing Here“. James agiert hier im entspannten Stile eines Radney Foster.

Natürlich klar, dass auch ein neues Ryan James-Album nicht ohne Balladen auskommt. Der Titelsong „Directed“, die wunderschöne Americana-Nummer „Waves“ und „Matagorda“ sind exzellente Beispiele dafür, wie durch intelligente Texte und eine herrliche Instrumentierung (besonders stark Walt Wilkins an der Akustikgitarre) eine tolle, unter die Haut gehende Atmosphäre erzeugt werden kann.

Insgesamt ist Ryan James mit „Directed“ ein prächtiges, sehr abwechslungsreiches Album gelungen, bei dem der junge Texaner noch mal ein gute „Schippe“ zum bereits starken Debüt draufgelegt hat. Alle Achtung, wenn das so weitergeht, werden die großen Label sicher bald auch an seiner Tür anklopfen. Wir werden mit Spannung Bryan James’ weitere Entwicklung verfolgen. Klasse, dieser Bursche, wir drücken ihm die Daumen! „Directed“ jedenfalls zeigt James in vorzüglicher Verfassung!

Hightail Records (2007)
Stil: Red Dirt

01. I Should’ve Broke Your Heart
02. She’s Always Leavin’
03. Directed
04. Are You With Me
05. What Am I Doing Here?
06. Waves
07. Just Keep Driving
08. Make It Go Away
09. Get Busy Living
10. I Give All My Love To You
11. Buckle Down
12. Matagorda

Ryan James
Bärchen Records