Ronnie Dunn – Re-Dunn – CD-Review

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Ich war noch nie ein Freund von groß angelegter Coverei. Einzelne Songs, wohl dosiert und eigenwillig umgesetzt, ist durchaus ok, aber ganze Alben oder noch schlimmer Bands, die sich komplett darauf spezialisiert haben, die Originale zu kopieren, selbst wenn es sogar in besserer Art (soll es ja auch geben) geschieht, werden in der Regel von mir boykottiert.

Für mich stellt das neue Kreieren von Musik die oberste Prio dar, als besonders frustrierend empfinde ich es, wenn solche (oft hervorragende) Acts, teilweise vor weniger als 50 Zuschauern ihre Künste zum Besten geben müssen, während tags darauf eine Coverband die Bude voll macht.

In diesem Fall bei Ronnie Dunn verhält es sich allerdings anders, obwohl er uns hier ein Doppelalbum mit ausschließlich Adaptionen anderer Künstler serviert.

Zum einen hat der Protagonist sowohl solo, aber auch vor allem unter seiner Mitwirkung beim New Country-Super-Duo Brooks & Dunn sein kreatives Können längst bei unzähligen Titeln unter Beweis gestellt, zum anderen, liefert er hier mit Nashville-Parademusikern wie u. a. Brent Mason, Jeff King, Kenny Greenberg, Jerry McPherson (alle Gitarren), Paul Franklin, Gary Morse (Pedal Steel), Mark Hill, Glenn Worf (Bass), Greg Morrow (Drums) und Charlie Judge (Keyboards), samt seiner Charakterstimme, überwiegend nicht ganz so abgenutzte Stücke, in einem absolut gelungenen New Country-Gewand ab.

So bleibt man z. B. vom in der Blues- und Southern Rock-Szene bevorzugten Stones-, Hendrix- und Led Zeppelin &Co.-Fundus und seinen üblichen Verdächtigten hier mal angenehmer Weise verschont.

Allein schon der Auftakt mit den vier herrlich umgesetzten Stücken wie „Amarillo by Morning“ (George Strait – grandioser Beginn), „Long Cool Woman (In A Black Dress)“ (Hollies-Feger), „That’s How I Got to Memphis“ (Tom T. Hall – absoluter Ohrwurm) und „It Never Rains in Southern California“ (Albert Hammond), deutet an, was machbar ist, wenn gute Musiker und Sänger, in einem temporär begrenzten Projekt, mit ganzer Seele aufgehen. Man merkt ihnen den ‚Bock‘ hier förmlich an.

Dunn offeriert beeindruckend, dass er so gut wie alles singen kann, die Musiker, dass sie wahre Wandlungskünstler zu sein scheinen. Gerade die immer wieder eingeflochtenen Gitarren- und Steel-Parts sind der reinste Ohrenschmaus.

Eigentlich untopbare Tracks wie wie Claptons „Wonderful Tonight“, „Against The Wind“ (Bob Seger) oder „Peaceful Easy Feeling“, begegnet Dunn auf Augenhöhe. Spannend sind vor allem die bis dato für eher wenig Country-kompatibel einzustufenden Stücke wie “How Long” (Ace mit Paul Carrack), „Showdown“ (ELO) oder „Im Not In Love“ (10CC), die aber absolut stilsicher geschultert werden und nun eine besondere (Country-)Note erhalten.

Als nicht ganz so gelungen empfinde ich lediglich Tom Pettys „I Won’t Back Down“, wo die 80-/90er-mäßigen Begleit-Synthies doch eher kontraproduktiv wirken. Im Prinzip aber der einzige Patzer.

Ronnie Dunns „Re-Dunn“ ist der perfekte Begleiter für den nächsten Roadtrip, aber auch zum Rumlümmeln auf dem Sofa. Ideal besonders für die nächste sommerliche Grillparty. Da bin ich mir sicher, dass es nach den ersten Liedern schon viele fragende Blicke der nicht Country-festen Anwesenden nach dem Künstler geben wird, bis das Rätsel um Ronnie Dunn letztendlich final aufgelöst sein wird.

Die schwer im Original zu bekommende Scheibe kann man bei Bärchen Records erwerben!

LWR (2020)
Stil: New Country

CD 1:
01. Amarillo by Morning
02. Long Cool Woman (In a Black Dress)
03. That’s How I Got To Memphis
04. It Never Rains in Southern California
05. How Long
06. Drinkin‘ Thing
07. Together Again
08. Peaceful Easy Feeling
09. Against The Wind
10. If You Don’t Know Me By Now
11. I Won’t Back Down
12. The Cowboy Rides Away

CD 2:
01. Showdown
02. Wonderful Tonight
03. Ashes By Now
04. That’s The Way Love Goes
05. I’m Not in Love
06. Brown Eyed Girl
07. You Don’t Know Me
08. Ridin‘ My Thumb To Mexico
09. A Showman’s Life
10. Good Time Charlie’s Got the Blues
11. Amie
12. I Can’t Help It (If I’m Still in Love With You)

Ronnie Dunn
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