Drake Milligan – Tumbleweed – CD-Review

Zweites Album des Neo-Traditional Country-Sonnyboys und Durchstarters Drake Milligan. Wir hatten ja vor geraumer Zeit mal die Gelegenheit, um uns vom Talent des Texaners im Kölner Gloria zu überzeugen, wo er auch auf der Bühne schon seine Entertainer-Qualitäten und seine stimmliche Reife bestens zur Schau stellte.

Jetzt im Studio liefert er mit „Tumbleweed“ wieder ein starkes Album ab, das mit satten 14 Songs daherkommt. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Stimme des 27-Jährigen der Star des Albums, die man angesichts seines noch sehr jungenhaften Aussehens (vielleicht ähnlich wie bei Scotty McCreery) zunächst überhaupt nicht erwarten würde.

Das von Trent Willmont klar und transparent produzierte Werk baut überwiegend auf traditionellem Fundament auf, da hört man von Elvis, über swingende Sachen der Marke Sinatra/Grant/Orbinson („Goodbye Ain’t All That Bad“, „Talk Texas“), Bakersfield-Klänge, bis hin zu George Strait viele, auch tanzbare (die Line-Dancer bekommen hier viel neuen Stoff) ins (texanische) Country-Gewand verpackte Einflüsse, die durch die herzerfrischende moderne Einspielung der involvierten Musiker allerdings nie altbacken klingen.

Sein Faible für Elvis-Musik kommt dann auch sofort beim Opener, einem knackigen Herz-Schmerz-Schunkler „Cryin’ Shoulder“ zum Ausdruck. Also mal kein ‚Crying In My Beer‘-, sondern ein ‚Crying On My Shoulder‘-Song! Der Tex-Mex-Heuler „Hearts Together“ wie auch ein paar andere Tracks dürften der Midland-Klientel zusagen. Die ‚modernste‘ Phase beginnt mit dem Heartland-trächtigen Titelsong „Tumbleweed„, den Drake auch in der Kelly Clarkson Show präsentieren konnte und geht über das Blake Shelton-verdächtige „Turn It Off“ und blitzt dann noch mal ganz am Schluss auf.

Herrlich gemacht ist das, sowohl textlich als auch musikalisch, antagonistisch konstruierte „Slow Dancing To A Fast Song“: Flotte Uptempo-Strophen und Solo (Steel-E-Gitarre-Fiddle-Kombi) und langsame Refrains, grandios performt von allen Beteiligten.

Auch der immer wieder augenzwinkernde Wortwitz in den Texten bei launigen Liedern wie „Old Flames, Old Whiskey“, dem Bakersfield-Heuler „Girl Like You“ (wieder herrlich gespielt) oder „Goodbye Ain’t All That Bad“, weiß immer wieder zu gefallen.

In gleicher Hinsicht geht es am Ende dann beim launigen country-rockigen Rausschmeißer „How Much Beer“ noch um eine hochphilosophische Frage: Wieviel Biere ist ein Mann nach einer harten Arbeitswoche im Anschluss zu trinken in der Lage? Zur Beantwortung hat sich der Protagonist den auch uns bekannten Musiker Randall King gesanglich mit in den Diskurs geholt.

Sowohl King als auch Milligan kommen am Ende, so wie ich es persönlich auch sehen würde, zum Ergebnis, dass nur der selbst durchgeführte, intensive Praxistest für fundierte Erkenntnisse in dieser Angelegenheit sorgen kann…

Ein Song, der sicherlich auch wieder für viel lautstarke Stimmung bei Drakes bevorstehenden Headliner-Terminen in Paris und Brüssel im März 2026 sowie seinen geplanten Auftritten auf der Hauptbühne des C2C: Country to Country Festivals in Rotterdam, Berlin, London, Glasgow und Belfast sorgen wird.

Stoney Creek Records (2025)
Stil: New Country

Tracklist:
01. Cryin’ Shoulder
02. Hearts Together
03. Tumbleweed
04. Turn It Off
5. Like The Moon
06. Good As Gone
07. Slow Dancing To A Fast Song
08. Old Flames, Old Whiskey
09. Girl Like You
10. Hard Headed Cowboy
11. Lonely:30
12. Goodbye Ain’t All That Bad
13. Talk Texas
14. How Much Beer (feat. Randall King)

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Randall King – Into The Neon – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Seine erste Deutschland-Tour im vergangenen Jahr musste in größere Venues (Sold-Out) verlegt werden – bisher nahezu einmalig für einen US-Country-Musiker in unseren Breiten – und so ist Randall King auch bei uns eigentlich kein Geheimtipp mehr. Der Singer/Songwriter aus Texas hatte 2016 mit der EP “Another Bullet” seine Solo-Karriere gestartet, das Debut-Album “Randall King” 2018 nachgelegt und mit dem Longplayer “Shot Glass” 2022 endgültig den Durchbruch geschafft. Dass Billboard den 33-jährigen als “Hardcore-Country-Sänger” bezeichnet, der im Jahr ca. 130 Konzerte absolviert, belegt nicht zuletzt die puren Entertainement-Qualitäten, die auch solo-akustisch überzeugen.

Gleiches gilt für seine neue Scheibe “Into The Neon”. Deren 18 Titel strotzen förmlich vor Selbstbewusstsein, Vielseitigkeit und Energie, ein Studiowerk mit sämtlich radiotauglichen Songs. Der Auftakt der LP gelingt bereits mit dem Opener “One Night Dance”, einer modernen, aber trotzdem traditionell klingenden Nummer, die ebenso, wie die nachfolgenden “Somewhere Over Us” und dem unverwüstlichen “When My Baby’s In Boots” für ausverkaufte Konzertarenen perfekt geeignet sind. Die Zahl dieser hochkarätigen Glanzstücke mit Unterstützung von Produzenten-Mastermind Jared Conrad gewährleistet eine abwechslungsreiche Tracklist, die fast für zwei Longplayer gereicht hätte. Neben dem catchigen Riff von „What Doesn’t Kill You“ hebt sich auch die wundervolle Ballade „Hang Of Hanging On“ als Ohrwurm und Vorab-Single mit harmonischen String-Varianten hervor.

Die Verbundenheit zum Lone Star State hat sicher dazu beigetragen, dass King seine musikalische Heimat im Neo Traditional Country gefunden hat. Begründet wurde die Stilrichtung angeblich vom Texaner und “King of Country Music” George Strait, der wie Keith Whitley, Gary Allan und Dierks Bentley den noch jungen Musiker beeinflussten. Als gesangliches Vorbild lernte Randall King schon früh auf längeren Fahrten im Wagen seiner Eltern die Songs von Whitley und eine ausdrucksstarke Stimmlage des sogenannten Country Twang, die auch Willie Nelson meisterlich beherrscht.

Der stetige Wechsel von traditionellen und modernen Neo-Country-Elementen zieht sich durch das gesamte Album und Tracks wie „Burns Like Her“, “Good Feelin’”, „Damn You Look Good“ fügen sich dort nahtlos ein und stehen dem Opener dabei in nichts nach. Die rockig-dynamische Abfolge mitreißender Titel (“Coulda Been Love” oder “Hard To Be Humble”) wird durch schöne Guitar-Steel Passagen in den Balladen „The One You’re Waiting On“ und „I Could Be That Rain“ sowie dem Titelsong vielseitig ergänzt.

Der neue Longplayer “Into The Neon” von Randall King hebt den Musiker auf das nächste Level, und damit auf eine Ebene mit anderen großen Country-Namen, wie z. B. Eric Church oder Jason Aldean. Dies wird zusätzlich durch seinen gefeierten Support-Act bei Garth Brooks-Konzerten unterstrichen und spätestens die Performance in der Grand Ole Opry in Nashville am 22.01.2022 adelte Randalls bis dahin junge Karriere. Die neuen Songs, denen die im Country-Genre schwierige Gratwanderung zwischen traditionell und zukunftsweisend mühelos gelingt, können spätestens im März beim C2C-Festival in Berlin bejubelt werden.

Warner Music Nashville (2024)
Stil: New Country

Tracklist:
01. One Night Dance
02. Somewhere Over Us
03. When My Baby’s In Boots
04. What Doesn’t Kill You
05. Hang Of Hanging On
06. Burns Like Her
07. Good Feelin‘
08. The One You’re Waiting On
09. Into The Neon
10. Tonk Til I Die
11. But It Ain’t
12. Coulda Been Love
13. Damn You Look Good
14. Hard To Be Humble
15. Right Things Right
16. As Far As We Go
17. I Could Be That Rain
18. I Don’t Whiskey Anymore

Randall King
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