Lady Antebellum – Own The Night World Tour – DVD-Review

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Ich verfolge und begleite das musikalische Treiben von Lady Antebellum bereits seit ihrer Debüt-CD aus dem Jahr 2008 und besitze auch bis auf das Weihnachtsteil (das bei dieser Beleuchtung auch außen vor bleibt) alle ihre bisherigen Werke. Ähnlich wie bei Keith Urban war mir von Anfang an klar, dass das Trio, vor allem was sein kommerzielles Potenzial anbelangt, zu Höherem auserkoren ist.
Hoch anerkennen muss man, dass Hillary Scott, Charles Kelley und Dave Haywood sich, im Gegensatz zu den meisten Top-Acts der New Country-Szene, nicht darauf verlassen, dass ihr Label die Brieftasche zückt und eine Auswahlliste an eventuellen Hitsongs von arrivierten Songwritern der Branche zur freien Verfügung präsentiert, sondern in diesem Bereich auf eigene Qualitäten vertraut.

Zur Hilfe kommen der Dame und den beiden Herren zum Einen die musikalischen Gene (alle stammen, wie bei den Amis so oft, aus musikbegeisterten Familien, Hillary Scott ist Tochter der in Nashville ebenfalls bekannten Countrysängerin Linda Davis, Charles‘ Bruder Josh Kelley ist ebenfalls ein erfolgreicher Musiker und Songwriter) und zum Anderen die im Country-Mekka seit der Auflösung von Trick Pony relativ rare Konstellation von zwei Männern und einer Frau.

Mit ihrem 2. Album „Need You Now“ und dem gleichnamigen Titelstück katapultierten sich Lady Antebellum dann rekordverdächtig in die Eliteregionen des New Country-Business und auch darüber hinaus. Sie räumten gleich fünf Grammys neben unzähligen anderen Auszeichnungen ab.
Im Jahr 2011 erschien das berühmt schwierige dritte Album „Own The Night“ (vor allem nach so einem Megaseller zuvor), das aber ebenfalls Platz 1 der Countrycharts erklomm und sich noch immer unter den Top-25 hält. Im Rahmen unserer heutigen schnelllebigen und oft auch unkalkulierbaren Zeit sowie des manchmal schnell vergänglichen Ruhmes, war es sicherlich jetzt die richtige Entscheidung, die Band angesichts ihrer letztjährigen Welttournee als Headliner auch live mittels einer DVD zu porträtieren.

Präsentiert wird nicht ein reiner Konzertmitschnitt, sondern ein Konzertfilm, was in diesem Fall bedeutet, dass praktisch zu/vor jedem Song kleine Episoden aus dem einstigen und derzeitigen Leben des Dreiers und um die Tournee herum gezeigt werden. Das ist jetzt nichts weltbewegend Neues, bringt aber doch ein wenig Abwechslung und mehr Backgroundwissen zur Band in die Sache.

Schön wird vor allem der rasante Aufstieg vom mit einem PKW durch die Coffee-Shops und kleinere Locations im Lande tingelnden Trio zu einem große Hallen füllenden Wirtschaftsimperium mit 80 Mitarbeitern samt vierzehn Equipment-Bussen dargestellt. Interessant auch die Ausschnitte, wo sie beim Songwriting gezeigt werden und sich und ihre Mitmusiker mal fernab der Vorgaben bewegen.

Das musikalische Talent des Trios zeigt sich besonders bei einem Ausschnitt aus einer Promotion-Veranstaltung, angehängt in den Bonus Features. Da bringen sie Stücke wie „Need You Now“, „Run To You“ oder „American Honey“ unplugged und demonstrieren ihre musikalische Klasse in reinster Form.
Das Konzert selbst erweist sich angesichts des fortwährenden Duett-Gesangs und des unweigerlichen Gefühlskinos (etliche Herz-/Schmerz-Balladen) auf die Dauer doch ein wenig anstrengend. Man wird förmlich von Klischees (u. a. Kind auf die Bühne zum Mitsingen geholt) und Euphorie überschüttet (auch der Protagonisten), aber wer will es ihnen auch angesichts des überwältigenden Erfolges verdenken? Auch die Countrynote wird aufgrund der fehlenden genre-typischen Instrumente wie Fiddle, Steel & Co. zu Gunsten der noch massenkompatibleren Pop-Rock-Variante so gut wie außer Acht gelassen. In dieser Hinsicht bekommt man auf den Alben doch wesentlich mehr geboten.

Die Höhepunkte sind hier aus meiner Sicht die eher rockigen Sachen („Love Don’t Live Here“, „Our Kind Of Love“ oder „Lookin‘ For A Good Time“), wo dann auch die guten Gitarristen Jason ‚Slim‘ Gambill und Clint Chandler mal aus sich herausgehen können. Stark und für mich der heimliche Star der Veranstaltung, Hillary Scotts Ehemann Chris Tyrell, der am Schlagzeug eine unglaublich kraftvolle (auch bei den Balladen) und engagierte Performance abliefert.

Das absolute Highlight der DVD befindet sich für mich persönlich im Bonusteil der DVD und zwar die Unplugged-Cover-Vorstellung vom Doobie Brothers-Klassiker „Black Water“ (mit integriertem „Midnight Rider“) durch das Trio samt der Begleitband und den als Support-Gästen auf die Bühne geladenen Darius Rucker (Sänger und Bandleader von Hootie & The Blowfish, mittlerweile auch als Solokünstler in Nashville ungemein erfolgreich) und Thompson Square. Was hier gebracht wird, ist ganz große Gesangskunst. tolle unterschiedliche Stimmcharaktere, interessante Verschachtelungen, herrliche Harmonien, lockeres Musizieren – grandios!

Ach ja, und dann wär noch die Sache von Lady Antebellum und ihrer Tischtennis-Passion. In einigen der kleinen Zwischenepisoden sieht man, dass eine Tischtennisplatte zum unverzichtbaren Begleitequipment der Band avanciert ist und vor allem von Charles Kelley und Dave Haywood stark frequentiert wird. Ihr Können bezüglich dieser Sportart ist jedoch noch als stark ausbaufähig zu bewerten, wer anders als ein ehemaliger langjähriger Bundesligaspieler wie ich sollte das wohl besser beurteilen können? Falls erwünscht, können beide – im Hinblick auf zukünftige Deutschland-Auftritte – natürlich gerne exklusive Trainerstunden zu günstigen Konditionen unter dan@sounds-of-south.de bei mir buchen…

Eagle Rock Entertainment (2012)
Stil: New Country

01. We Owned The Night
02. Stars Tonight
03. Love Don’t Live Here
04. Just A Kiss
05. Dancin‘ Away With My Heart
06. Our Kind Of Love
07. Perfect Day
08. American Honey
09. Hello World
10. Wanted You More
11. I Run To You
12. Lookin‘ For A Good Time
13. Need You Now

Bonus Songs:
14. Good Life
15. Love’s Lookin‘ Good On You

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