Shania Twain – Now – CD-Review

Shania-Twain-1499352150

Neuer Stoff der Country Queen nach 15 Jahren! Da wir die Scheibe recht verspätet und auch nur in der um vier Tracks verkürzten Version erhalten haben, versuche ich mich auch recht kompakt zu fassen.

Über Shanias musikalische Erfolge, ihre Lyme-Borreliose-Krankheit, die sie fast die Stimme gekostet hat, die wenig erfreulichen Ereignisse bezüglich ihrer letztendlich gescheiterten Ehe mit Robert ‚Mutt‘ Lange, ihr Kampf zurück ins Künstlerleben samt ihres zweijährigen Las Vegas-Arrangements, wurde ja bereits ausgiebig in den heutigen Begleitmedien berichtet.

Jetzt ist sie nach ihrem ewig zurückliegenden „Up!“ mit „Now“ auch wieder auf kreativer Ebene ins musikalische Scheinwerferlicht zurückgekehrt. Erster Pluspunkt: Sie hat es sich, wie viele prominente Interpreten ihres Levels es vielleicht handhaben würden, nicht so leicht gemacht, sich ihr Comeback regelrecht ‚auf den Leib schneidern‘ zu lassen. Shania hat sämtliche Tracks selbst kreiert und auch mitproduziert.

Trotzdem wurde natürlich nichts dem Zufall überlassen und mit Ron Aniello, Matthew Koma, Jacquire King und Jake Gosling zeitgenössische Produzentenprominenz als kommerzielle Erfolgsgaranten hinzugezogen. Selbstredend, dass auch eine Riesenanzahl an guten Instrumentalisten (u. a. Matt Chamberlain, Roy Bittan, Jude Cole, Max Collins, Eric Darken, Greg Leisz, Chris Donegan, Tim Lauer, Kristin Wilkinson, etc.) und Backgroundsängern (u. a. Dan Book, Jason Wade) eingebunden wurde.

Ich muss zugeben, dass ich nach dem ersten Hördurchgang, abgesehen von dem schönen transparenten Sound und ihrem typisch genäselten Gesang (klingt am Ende eigentlich doch wie damals vor ihrer Erkrankung) und vieler kleiner instrumenteller Finessen, recht enttäuscht war. Mir fehlte auf den ersten Blick der Glanz, die Eingängigkeit und das gewisse Etwas ihrer einstigen Erfolgssongs, mit denen sie früher, einen sofort auf ihre Seite zog.

Davon sollte man sich jedoch nicht irritieren lassen. Es ist eine typische CD, die von Mal zu Mal ‚wächst‘ und peu à peu ihre Strahlkraft immer mehr zu entfalten beginnt. Spätestens nach dem vierten bis fünften Durchlauf wird man dann auch wieder mit den Sonstrukturen, bzw. besonders den Refrains der Kanadierin ‚warm‘.

Bestes Beispiel ist schon der Opener „Swingin‘ With My Eyes Closed“ mit seiner atypischen E-Gitarrenhook, die irgendwie so garnicht zum Reggae-beschwingten Verlauf des Stückes passen will. Mittlerweile mag man das Stück trotzdem ohne Wenn und Aber und muss auch durchaus einen Hitcharakter attestieren. Shania setzt zum Teil auf Retroklänge wie bei Tracks der Marke „Light Of My Life“, „You Can’t By Love“ (herrlich ihr freches „Aw, yeah“ am Ende), die an beste Flower Pop-Zeiten erinnern, oder beim Bläser-trächtigen „We Got Something They Don’t“, bei dem man fast die guten alten Hot Chocolate vor Augen hat.

Weitere Lieder mit Hitpotential sind „Home Now“ (dezentes Banjo, klare Akustikgitarre, Piano, Violine), „Who’s Gonna Be Your Girl“ (atmosphärische Streicher), „More Fun“ (leicht lasziv) und das flockige ”Life’s About To Get Good“, das am meisten an ihre frühere Ära reminisziert. Die eine oder andere Spitze in Richtung des früheren Gatten und der besten Ex-Freundin sind vermutlich aus selbsttherapeutischer Hinsicht und ein wenig Rache in so manchem Text mit integriert worden.

Lediglich das schwermütig polternde „Roll Me To The River“ zündet nicht so ganz. Im Sinne einer positiven mentalen Wende der Künstlerin, hätte ich das traurige „Soldier“ eher irgendwo in die Mitte des Albums platziert und mit dem lebensbejahenden Statement ”Life’s About To Get Good“ in Richtung Zukunft abgeschlossen. Nach Berücksichtigung aller Faktoren ist Shania Twains „Now“ aber eine insgesamt sehr gelungene Rückkehr ins Hier und ‚Jetzt‘!

Mercury Nashville (2017)
Stil: (New Country) Pop

01. Swingin‘ With My Eyes Closed
02. Home Now
03. Light Of My Life
04. Poor Me
05. Who’s Gonna Be Your Girl
06. More Fun
07. I’m Alright
08. Roll Me On The River
09. We Got Something They Don’t
10. You Can’t Buy Love
11. Life’s About To Get Good
12. Soldier

Shania Twain
Shania Twain bei Facebook
Universal Music

Jessica Andrews – Now – CD-Review

Eine der Entdeckungen des Jahres 2003 für mich persönlich ist sicherlich Jessica Andrews, denn die Gute hat mit „Now“ schon ihr bereits drittes Album veröffentlicht, und das gerade mal mit 19 Jahren. Äußerlich einer natürlichen Ausgabe von Ex-Spice-Girl Victoria Beckham ein wenig ähnelnd, bringt das in Huntington, Tennessee, geborene Mädel eine Gesangsleistung der Spitzenklasse. Eine satte, moderne und energiegeladene Produktion, durch Byron Gallimore, der für Jessica auch den erlesenen Kreis der Studiomusiker seines Steckenpferdes Tim McGraw mit ins Boot nahm.

Beste Unterhaltung mit viel Abwechslung und Überraschungen, wobei der kommerzielle Bereich weder nervig noch zu künstlich daherkommt.
Ich denke, so ungefähr könnte ein Album klingen, wenn Stevie Nicks eine New Country-Platte machen würde. „They Are Roses“ beispielsweise klingt ihr zum verwechseln ähnlich und zeigt, welch reife Stimme die junge Jessica bereits jetzt vorzuweisen hat.

Tolle Songs unter vielen (15 + Hidden Track): „When Gentry Plays Guitar“ müsste eigentlich heißen, „When Michael Landau and Brent Mason Play Guitar“. Gerade das akustische Spiel vom letztgenannten ist absolute Weltklasse. Oder „Cowboy Guarantee“. Eine entspannte Ballade mit Lagerfeuerflair, die runter geht, wie ein eisgekühltes Königs-Pils.

Das Honkytonkstück „Good Time“ in bester Bonnie Raitt-Manier, traditionell gehalten, aber unglaublich knackig und schwungvoll arrangiert. Übrigens einer der beiden Songs, bei denen die Künstlerin auch am Songwriting beteiligt war. Wie auch beim Opener „There’s More To Me Than You“, das zum einen als fetziger Anheizer für den Rest des Albums fungiert, zum anderen als Hidden Track, bei dem Miss Andrews einzig zur Pianobegleitung des überragend aufgelegten Steve Nathan balladesk und besinnlich den Abschluss dieses genialen Gesamtwerks findet. Ein toller Song mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern, stark gemacht. Endlich mal ein Hidden Track, der mir Spaß macht.

Unterm Strich: Wer mal Lust auf knackigen und gut gemachten New Country-Pop auf höchstem Niveau (Richtung Alecia Elliott, SHeDAISY, aber besser) von einer variablen jungen Sängerin hat, sollte hier schnell zugreifen.

DreamWorks Nashville (2003)
Stil: New Country

01. There’s More To Me Than You
02. When Gentry Plays Guitar
03. I Wish For You
04. To Love You Once
05. Bring It To You
06. Never Be Forgotten
07. They Are Roses
08. Sunshine And Love
09. You’re The Man (That Brings The Woman Out Of Me)
10. Cowboy Guarantee
11. Now
12. Second Sunday
13. Windows On A Train
14. God Don’t Give Up On Us
15. Good Time (Hidden Track)

Jessica Andrews bei Facebook
Bärchen Records