Mudlow – Bad Turn – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Zehn Jahre nach ihrem letzten CD-Longplayer „Sawyer’s Hope“ (2012) kommt die britische alternativ Country-Blues-Band Mudlow endlich mit dem 3. Full-Length Album „Bad Turn“ aus den Startlöchern. Die aus Brighton stammende Formation besteht seit 2002 und hatte 2019 zuletzt eine Compilation mit dem vielsagenden Titel „Waiting For The Tide To Rise“ veröffentlicht, die laut Mudlow „handpicked tracks“ aus 16 Jahren enthält. Für Insider ist die Band von Tobias Tester (Gitarre, Vocals, Songwriting), Paul Pascoe (Bass, Produktion) und Matt Latcham (Drums) mit ihrem „dreckigen“ Blues-Sound schon seit längerer Zeit ein Geheimtipp.

Die neue Scheibe beginnt dementsprechend auch mit einem Wortspiel auf den Bandnamen. Der Titel „Lower Than Mud“ ist ein eigenwilliges Blues Rock-Konglomerat im Stile des US-Blues Musikers Junior Kimbrough, ergänzt durch Testers herrliche Tom Waits-Stimme und einem typischen E-Solo im Mudlow-Soundtrack der Spitzenklasse. Die Nummer ist ein unbedingter Anspieltipp, ebenso wie das später folgende „Crocodile Man“, das im Storytelling und Boogie-Repertoire eines frühen J.J. Cale sicher erfolgreich gepasst hätte.

Bereits für Mudlows Auftritt beim US-Deep Blues Festival 2008 in Clarksdale, Mississippi, war die Band vom Veranstalter als neue „Nick Cave der Outlaw Music“ angekündigt worden und steht auch 14 Jahre danach für diese Form einer einfach unbestreitbar fesselnden Southern Blues Music. Die „dunkle Wolken treffen auf schmutzige Stiefel“ – Mentalität wird in den Tracks der neuen LP durchweg in den versierten Songlyrics und den ausgefranst driftenden Kompositionen praktiziert; mit weiteren Glanzstücken im Tony Joe White– und J.J. Cale-Format bleiben „Further Down The Road“ (mit Rap-Einlage) und „So Long Lee“ (im stark bluesigen Tom Waits-Jargon) ausgesprochen undergroundig im Gedächtnis.

Ein langsamer Blues-Sprachgesang im Titelstück „One Bad Turn“ und das fast unscheinbar wirkende Country-Folk Stück „Three Crows In A Row“ beweisen die meisterliche Spielweise im cleveren Songaufbau, der auch im letzten Stück „Sundown“ eine akustische Folk Rock-Geschichte brillant erzählt, und wie eine Filmmusik für ein noch nicht produziertes Movie im Raum hängen bleibt! Die Kraft der 10 Tracks von „Bad Turn“ besticht in ihren kleinen Feinheiten mit Rockabilly und Dire Straits-Pointen und einer kräftigen E-Gitarre in rauen Passagen.

Die hierzulande leider bisher kaum bekannten Mudlow haben mit ihrem neuen Longplayer „Bad Turn“ ein Roots Rock Album produziert, das ihren langen Atem und ein unverkennbares Durchhaltevermögen musikalisch eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der individuelle Bluessound reflektiert die erdige Verbundenheit der Band mit ihrer Musik und das sichere Gefühl für den „ehrlichen“ Blues. Einen der bei uns seltenen Gigs spielen Mudlow laut Bandseite übrigens beim Orange Blossom Festival im Juni in Beverungen.

Whiskey Preachin‘ Records (2022)
Stil: Roots Rock, Alternative Country, Blues Rock

Tracks:
01. Lower Than Mud
02. Red Rock
03. One Bad Turn
04. Further Down The Road
05. Three Cows In A Row
06. Clean Slate
07. Crocodile Man
08. The Last Rung Down To Hell
09. So Long Lee (Redux)
10. Sundown

Mudlow
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