Town Mountain – Lines In The Levee – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Als die US-amerikanische Gruppe Town Mountain 2013 den International Bluegrass Music Award erhielt, war sie – 2005 gegründet – schon lange kein Newcomer mehr, benötigte aber noch viele Jahre, um mit ihrem Independent-Band- Status den musikalischen Durchbruch zu erreichen. Dies änderte sich 2018 mit dem sehr erfolgreichen, noch in Eigenregie aufgelegten Longplayer “New Freedom Blues”. Der Wechsel zu New West Records und der dort erschienenen Produktion “Lines In The Levee” ist ein weiterer Schritt zur Stärkung des Bandprojektes.

Die aus Asheville, North Carolina, stammende Formation hat dabei ihre musikalische Entwicklung an der Kreuzung von Classic Country und Bluegrass mit Honkytonk-String Elementen in Richtung Rock’n’Roll und Americana mit Folk Rock und Bluegrass, Roots neu interpretiert. Erstmals ist mit Miles Miller ein erfahrener Drummer dabei und ergänzt die ursprüngliche Besetzung aus Mandoline (Phil Barker), Fiddle (Bobby Britt), Guitar (Robert Greer), Banjo (Jesse Langlais) und Stand-up Bass (Zach Smith).

Die Eigenkompositionen von Greer, Barker und Langlais werden in wechselnden Lead Vocals stilvoll vorgetragen, sodass Erinnerungen an frühere Country- und Bluegrass-Interpreten nicht selten sind. Mit dem Titelsong “Lines In The Levee” bietet das Album gleich zu Beginn Country Rock, der an Stelle einer E-Gitarre, natürlich Fiddle und Banjo in den Vordergrund der Komposition bringt.

Für einen neuen Town Mountain Sound stehen überaus hörenswerte Tracks wie “Firebound Road” (ein in etwa Old School Rock’n’Roll-Bluegrass Rock) oder “American Family” (ein Bluegrass-Rockabilly), und spiegeln die unbändige Spielfreude der Band, auch angetrieben durch den Award-nominierten Produzenten Justin Francis (u. a. Anti-Flag).

“This is the sound we’ve been working towards…” bemerkt hierzu Sänger Robert Greer und meint gleichermaßen neben dem musikalischen Spektrum ebenso die tiefgreifenden Storyteller Fähigkeiten von Town Mountain. In Geschichten erzählenden Stücken (z.B. “Rene”, “Seasons Don’t Change” oder “Lean Into The Blue”) wird mit geschmeidigen Country Folk-Melodien und intensiven Lyrics über Lebensschicksale berichtet. Entsprechende Einflüsse reichen in ihren komplexen Unterschieden über die Stilrichtungen von The Band, Bill Monroe und John Hartford bis Townes van Zandt und vielleicht folkigen Grateful Dead Ansätzen.

Mit dem Americana-Stück “Daydream Quarantina” werden sogar Los Lobos – etwas zaghaft – nachempfunden. Nicht für traditionelle Puristen der Bluegrass Nation, jedoch auch für Anhänger von Springsteen-haften Country Klängen, die in der Konzertversion von “I’m On Fire” (mit selbst kreierten, mittlerweile fast schon berühmten Fiddle-Solo) inzwischen fester Bestandteil von Town Mountain Auftritten geworden sind.

Die in Nashville eingespielte Scheibe “Lines In The Levee” von Town Mountain gestaltet die Palette der Country-Bluegrass Spielwiese mit exzellentem Einfallsreichtum und starken Songtexten als eigenständige Acoustic Rock-Premiere der Band: immer vorne weg, Fiddle, Banjo und Mandoline, die Roots-Instrumente ihrer ursprünglichen musikalischen Herkunft und bleibenden Verbindung zur Heimat. Bluegrass Rock, der auch bei uns jederzeit seine Freunde finden dürfte.

New West Records (2022)
Stil: Alternative Country, Folk Rock, Bluegrass

Tracks:
01. Lines In The Levee
02. Comeback Kid
03. Distant Line
04. Firebound Road
05. Rene
06. Seasons Don’t Change
07. Daydream Quarantina
08. Big Decisions
09. Unsung Heroes
10. American Family
11. Lean Into The Blue

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