Lick Creek – Too Damn Country – CD-Review

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Das schöne an der Arbeit in Sounds Of South sind die positiven Überraschungen, die einen manchmal wie aus dem Nichts ereilen. Vermutlich wäre die Scheibe „Too Damn Country“ von Lick Creek, im Wust der heutigen Veröffentlichungen, spurlos an mir vorüber gegangen, wenn sie mir nicht von Two Side Moon Promotion, mal auf Verdacht, als mp3-Files zugemailt worden wäre.

Lick Creek wurden Ende 2013 von Fronter Lance Stone (male vocals) gegründet, bis sich die heutige Formation mit Maddie Brown (female vocals) als weiblicher Counterpart, Ryan King (lead guitar/mandolin/pedal steel), Robert Bryant (drums), Tyler Landess (lead guitar) und Steve Gragert (bass), gefunden hatte.

Nachdem man zunächst mit Coversongs begonnen hatte, brachten es ihre ersten vielversprechenden Eigenkreationen zum Support von namhaften, auch bei uns reviewten Interpreten wie u. a. David Nail, Aaron Lewis, The Steel Woods oder Cody Jinks. Die Teilnahme am Kontest ‚Nash Next’ brachte die Band unter die letzten 10 Bewerber von immerhin 1.750 gestarteten Acts. In der Jury bestehend aus Desmond Child, Kix Brooks, Scott Brochetta und Brantley Gilbert, hinterließen sie besonders beim Partner von Ronnie Dunn (Brooks & Dunn) bleibenden Eindruck.

Mittlerweile ist nach einer EP jetzt ihr erster Longplayer, allerdings ‚leider‘ muss man hier sagen bzw. schreiben, mit nur mit 9 Tracks fertig. Wenn man das prozessionsartige Intro noch ausklammert, kommt man eigentlich nur auf acht Stücke, die dafür aber allesamt gelungen sind und keine Schwachstelle oder Hänger beinhalten.

Dabei hat man den Eindruck, dass die Band ihre finale Marschroute, was ihren Stil betrifft, noch nicht ganz gefunden hat. Da wird von Country-/Southern Rock („Holy Water“, das launige „Big Dogs“), keltischem Folk („Anna Lynn“), New Country („Mississippi“, „Crazy Things“ und „Too Damn Country“) bis hin zu Americana-/Roots Rock-Liedern („See You Again“ und „Radio On“) ordentlich, aber sehr gekonnt und mit viel Feingefühl, gemischt. Aber vielleicht setzt man ja auch bewusst auf Bandbreite.

Überragend der variable Gesang von Lance Stone, der sich von der Stimmlage, je nach Musikstil, in Sphären von Garth Brooks, über Blake Shelton bis zu Ed Jurdi bewegt. So erinnern die famosen Lieder „See You Again“ (was für ein Ohrwurm!) und „Radio On“ unweigerlich an die Band Of Heathens. Herrlich dazu passend und auf den Punkt, die immer wieder eingeflochtenen Harmoniegesänge von Maddie Brown.

Auch die starke, einfühlsame Rhythusfraktion, sowie die beiden Gitarristen (mit klasse E- und Slidearbeit), machen einen exzellenten Job, wobei Ryan King, on top mit klirrenden Mandolineneinlagen und wimmernder Steel, beeindruckende musikalische Multitaskingfähigkeiten offeriert.

Wenn dann zum Abschluss das herrliche „Radio On“ mit der gut gemeinten Empfehlung ‚make love with the radio on‘ läuft, würde man da ja gerne nachkommen. Allerdings können die Bandmitglieder von Lick Creek nicht ahnen, welche musikalische Gräueltaten in den hiesigen Stationen, besonders bei uns NRW, verübt werden.

Da empfiehlt es sich dann doch eher, dafür einen schönen Sampler oder eine dementsprechend geeignete CD in Player zu legen, und gerne dann auch mit so herrlichen Stücken von Lick Creek wie „See You Again“ oder „Crazy Things“. Insofern entpuppt sich „Too Damn Country“ von Lick Creek, aufgrund der eher überschaubaren Dauer, als flotter Quickie, der aber umso nachhaltiger im Gedächtnis bleibt.

Eigenproduktion (2019)
Stil: Country Rock

Tracks:
01. The River (intro)
02. Holy Water
03. See You Again (recorded live in studio)
04. Anna Lynn
05. Big Dogs
06. Mississippi
07. Crazy Things
08. Too Damn Country
09. Radio On (recorded live in studio)

Lick Creek
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