Jeff Dale And The South Woodlawners – Blood Red Moon – CD-Review

Review: Jörg Schneider

„Blood Red Moon“ ist das neue Album des vom Chicagoblues geprägten Musikers Jeff Dale mit den South Woodlawners, der bereits in 2019 mit seinem Album „Blues Power“ Eingang in die Annalen von Sounds Of South gefunden hat. In seiner 40-jährigen Laufbahn stand Dale mit zahlreichen Größen des Bluesbiz gemeinsam auf der Bühne. In seiner Heimat zählt er daher schon zu den lebenden Blueslegenden.

„Blood Red Moon“ könnte man vorschnell als Bluesscheibe charakterisieren. Damit würde man aber Dales Musik nicht gerecht werden, da die Songs auf dem Album zu viele Einflüsse aus anderen Musikrichtungen enthalten (Jazz, R&B, Rock’n’Roll und ansatzweise auch Funk) und sich so zu einer eigenwilligen Melange vereinigen. Deutlich wird dies auch an den normalerweise nicht zur Standardinstrumentierung gehörenden Tenor- und Altsaxophonen, Hawaigitarre (Lap Steel Guitar), Sitar und Cello.

Der spaßige Shuffle „You Made Your Own Bed“ mit Slidegitarre und den zu den Gitarrenriffs passenden Backgroundvocals eröffnet das Album. Mit einem jazzigen Bass- und Saxophonintro beginnt „Cicero“. Zusammen mit Jeffs beschwörendem Gesang entwickelt sich der Song zu einem gefühlvollen Slowblues. Auch das ruhige und sparsam instrumentierte „Autumn Blues“, ebenfalls mit Saxophonbegleitung, ist stark vom Jazz beeinflusst.

Ähnlich auch der langsam vor sich hin groovende Titelsong „Blood Red Moon“ mit eingängiger Gitarrenhookline, Cello und stimmig beigesteuerten Refrains der Sängerin Elizabeth Hangan, deren gesanglicher Beitrag auf dem Album insgesamt nicht hoch genug bewertet werden kann. Insbesondere gilt dies auch für „Push Comes To Shove“, wo ihr Gesang einen starken Kontrast zu Dales dunkler Stimme bildet.

Bei den Boogie Woogie-Rhythmen von „She Wouldn‘t Leave Chicago“ möchte der Hörer dann aber endlich wieder die Tanzfläche stürmen, um anschließend bei dem weichen von Bläsern und einer Lap Steel Guitar getragenen Song „The Dirty Jacks“ dahin zu schmelzen und bei „That Ain’t Love“ zu Tenorsaxophon und süßen Backgroundvocals weiter zu träumen. Wenn danach „Trouble Know Where I Live“ ertönt, hat es sich allerdings wieder ausgeträumt. Der Song startet funkig-flott und geht in eine richtig gute Rock‘n‘Roll Nummer über. Schließlich endet das Album mit den sehr eingängigen R&B-Rhythmen von „Things‘ll Get Worse“.

Unter dem Strich ist „Blood Red Moon“ durch die Einflüsse zahlreicher Musikstile stilistisch mehr als eine reine Bluesscheibe. Daran haben sicherlich die smoothen Saxophonklänge, die Lap Steel-, Slideguitar- und Celloeinlagen zusammen mit den Sangeskünsten der bereits gelobten Backgroundsängerin einen nicht unerheblichen Anteil. Und letztendlich drückt Jeff Dale der Platte einen durch seinen, sagen wir mal Gesangsstil mit hohem Wiedererkennungswert, zusätzlich einen weiteren Stempel auf.

Mit „Blood Red Moon“ liefern Jeff Dale und die South Woodlawners eine erfrischend andere und neue Interpretation des Blues ab, die richtig viel Spaß macht, weil sie fest eingetretene Bluespfade verlässt und neue Hörwelten erschließt. Für Bluesfeinschmecker ist die Platte absolut empfehlenswert.

Label: Pro Sho Bidness
Stil: Blues

Tracks:
01. You Made Your Own Bed
02. Cicero
03. Blood Red Moon
04. At The Wolf’s Door
05. Autumn Blues
06. She Would’t Leave Chicago
07. The Dirty Jacks
08. That Ain’t Love
09. Trouble Know Where I Live
10. Push Comes To Shove
11. Things’ll Get Worse

Jeff Dale
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Jeff Dale And The South Woodlawners – Blues Power – CD-Review

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Die Amis scheinen wirklich einen Narren an unserem Magazin gefressen zu haben, besonders aus der dortigen Blues-Szene. Diese Woche lagen gleich fünf Exemplare unterschiedlicher Akteure in meinem Briefkasten.

Einer davon ist Jeff Dale, der sich, ich spaße mal, vermutlich, weil er aus dem südlichen Teil Chicagos abstammt, in irgendeiner Form, mit unserem Magazin verbunden fühlt. In seiner Stadt ist er nach vierzig Jahren Leben und Spielen für den Blues eine Institution, hierzulande, behaupte ich mal, werden nur eingefleischte Bluesfans mit seinem Namen was anfangen können.

Nach zwei Alben in den 80er Jahren ist Dale mit den South Woodlawners seit 2009 zugange und hat mittlerweile sechs Platten eingespielt. Produziert hat er sein neues Werk „Blues Power“ zusammen mit Marvin Etzioni (u. a. The Counting Crows, Stephen Stills, Judy Collins).

Was die involvierten Musiker betrifft, muss ich Blues-Banause größtenteils passen, selbst sogar, Asche auf mein Haupt, bei dem Gründungsmitglied von Chicago, Lee Loughnane, der hier bei „Middle Class Moan“ mitplustert.

Lediglich bei den Stücken 8-10 kamen meine grauen Zellen leicht in Wallung, hier sind die Musiker von Hunter And The Dirty Jacks, deren Debüt ich mal vor drei Jahren reviewt hatte, als Unterstützung für Jeff zugange. Ihre eigene Mucke unterscheidet sich allerdings zum hiesigem Treiben enorm.

Die Musik selbst ist dem für die Stadt typischen bläser- und E-gitarrenlastigen Blues auf sehr traditioneller Basis zuzuordnen und, ohne die Metropole zu kennen, wie geschaffen für verräucherte, alkohol-geschwängerte Clubs, falls es heute sowas überhaupt noch gibt.

Meine Favoriten sind der, in Richtung J.J. Grey groovende Opener „Toxic Stew“, die atmosphärischen, mit Streichern versehenen „One Step From A Broken Man“ (Cello) und „Stone Cold“ (tolle Violine) sowie das in J.J. Cale-Manier introvertiert vor sich hin shuffelnde „Black Crow“.

Das Besondere ist vielleicht Dales ziemlich schräg anmutender Gesang (puh, zumindest für meine Gehörgänge), der dem Ganzen eine kauzige, authentische und recht individuelle Note verpasst. Dieser Umstand verleiht der ganzen Sache in jedem Fall Sympathiepunkte. Ich persönlich tue mich, ehrlich gesagt, mit solchem Stoff recht schwer, hier sind am Ende bei „Blues Power“ eher die Puristen, Traditionalisten und wirklichen Kenner der Szene gefragt.

Pro Show Bidness (2019)
Stil: Blues

01. Toxic Stew
02. Good Luck Woman
03. Blues Power
04. Middle Class Moan
05. One Step From A Broken Man
06. Best Kind Of Trouble
07. Stone Cold
08. Let’s Buzz
09. Undercover Man
10. Black Crow
11. Can I Boogie

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