6. Blues ’n Jazz Meeting – 11.08.2018, Walzwerk, Dinslaken – Festivalbericht

Nachdem wir ja im letzten Jahr bei der 5. Ausgabe des Blues n‘ Jazz Festivals unsere Premiere in Sachen Berichterstattung gefeiert hatten und von der Machart, dem schönen Ambiente, der zügigen Organisation und auch der musikalischen Qualität ziemlich angetan waren, sind wir der Einladung von Organisator Klaus Diessner wieder gerne nachgekommen.

Diesmal konnten wir in Zusammenarbeit mit ihm noch 6 Personen glücklich machen, die im Rahmen des Vorberichts und eines Gewinnspiels 3 x 2 Freikarten ergattern konnten. Das Walzwerk-Team hatte zur aktuellen Veranstaltung mit den ‚Lokalmatadoren‘ Haranni Hurricanes, Andrew „The Bullet“ Lauer & Band und Chris Grey & BlueSpand wieder eine bunte stilistische Mischung aus deutschen und internationalen Akteuren zusammengestellt.

Um 18:30 Uhr eröffnete das in schwarz gekleidete und mit Cowboyhüten geschmückte Trio aus dem Emscher Delta mit ihrem ‚hurricanifizierten‘ Texas Blues Rock in der Tradition eines Stevie Ray Vaughan & Co. mit dem Titelsong ihrer noch aktuellen CD „Black Cadillac“, ihr letztendlich 17 Stücke (inkl. Zugabe) umfassendes Programm.

Sie hatten als Opener, wie auch schon im letzten Jahr The BlueBones, ein wenig den Nachteil, das zu dem Zeitpunkt noch viele Leute nicht eingetroffen waren oder gerade ankamen und mit den üblichen Begrüßungszeremonien der Bekanntschaften und den ersten Getränkebestellungen beschäftigt waren.

Trotz eines launigen Mixes aus ihren immerhin schon sieben Tonträgern mit u. a. dem ZZ Top-umwehten „You Upset Me Baby“, dem schönen Slow Blues „Time Change Love“, dem funkigen „Whiskey Drinkin‘ Woman“, dem shuffligen „Lady In Love“ und einer starken Cover-Version von „Cold Day in Hell“, taute die Stimmung erst so richtig auf, als ‚Texas Ralle‘ Bernschein mit seiner Gitarre beim „Hurricane Swing“ durchs Publikum stolzierte.

Ihr engagierter Auftritt wurde mit der Einforderung einer Zugabe letztendlich dann doch noch angemessen gewürdigt.

Line-up:
Ralf “ Texas “ Bernschein (lead vocals, electric guitar)
Andre Frin (bass, vocals)
Bernd Rademacher (lead vocals, drums)

Der mittlere Act um den wuchtigen Andrew „The Bullet“ Lauer und seinen jungen Begleitmusikern Jermaine Dobbins, Danny Eddy, Eugen Leonhardt und Marcel Weishäupl war die große Herausforderung an diesem Abend, da Hip Hop und Rap wahrlich nicht zu meinen persönlichen Präferenzen zählen.

Das Quintett mit seinem charismatischen Fronter holte die anwesende, überwiegend ältere Generation meiner Bauart von Anbeginn mit einer dynamischen Show ab. Dabei überzeugte nicht nur die voluminöse Stimme und das powervolle Bassspiel des Protagonisten. Auch seine restlichen Mitstreiter erwiesen sich als Musiker, die ihr Handwerk perfekt beherrschen.

So wurden die Rap- und Hip Hop-Einlagen von  Jermaine Dobbins sehr schön dosiert, sodass am Ende die durch Mark und Bein gehende Mischung aus Soul-, Funk, Blues- und R & B-Bestandteilen immer im Vordergrund stand.

Hängen geblieben sind Stücke wie das dem Vater gewidmete emotionale „I Will Always Be“, das recht rockige „I Just Got To Understand“, die atmosphärische Ballade „Be(a)dtime Story“ mit toller Piano-Solo-Einlage, und die aktuelle Single „I Don’t Wanna Think About It“ als Finale mit verspieltem E-Solo von Eugen Leonhardt.

Hut ab für diesen Auftritt und allein schon den Mut, sich einer doch eher auf Bluesmusik fixierten Audienz zu stellen und ein großen Blick über den Tellerrand einzufordern (vor allem bei mir…). Mission durchaus gelungen!

Line-up:
Andrew „The Bullet“ Lauer (lead vocals, bass)
Jermaine Dobbins (co-lead vocals)
Danny Eddy (keys, vocals)
Eugen Leonhardt (electric guitar)
Marcel Weishäupl (drums)

Der Headliner der diesjährigen Veranstaltung waren die mir und Fotograf Jörg (Kompliment für seine tollen Bilder!) bis dato unbekannten Dänen Chris Grey & The BlueSpand. Dass Skandinavier Blues Rock können weiß man, nicht zuletzt, dank ihrer Landsleute Thorbjorn Risager & The Black Tornado.

Der immer noch ein wenig lausbubenhaft wirkende, toll singende und fantastisch Gitarren-spielende Grey sowie seine Kollegen Kaspar Lauersen und der kräftige Drummer Lars Frimodt-Moeller, legten eine über zwei Stunden währende, genau nach meinem Gusto (und auch des restlichen Publikums) Blues Rock-Show vom Allerfeinsten hin.

Dabei ließ der Bandleader keine Gelegenheit aus, sein spezielles Verhältnis dem weiblichen Geschlecht gegenüber, pendelnd zwischen Muttersöhnchen und ‚Beziehungsluftikus‘, zu proklamieren. So erzählte er – keine Ahnung, ob es wirklich wahr ist – dass er bereits 5x (!!!) verheiratet gewesen ist (da wünschte man ihm spontan voller Mitgefühl – ich kenne das dänische Unterhaltsrecht nicht – zumindest, dass seine verflossenen Herzensdamen, besser betucht waren als er…).

Erstgenannter Sachverhalt spiegelte sich in Stücken wie „Lotta Love“ und dem grandios funkigen „Mammas „Mammalaid“, letztgenannter u. a. in dem seiner zukünftigen Ex-Frau gewidmeten „Come On“,  dem Lenny Kravitz-mäßigen „Set U Free“ oder der launigen ersten Zugabe“Woman I Know“ (Chris vor der Bühne in Gesangsinteraktion mit den Leuten).

Weitere Highlights waren die saustarken und eigenwilligen Versionen der Albert King- und Bob Marley-Klassiker „As The Years Go Passing By“ (bei dem die Leisespieleinlage im Solo leider weitestgehend im Gebrabbel der Leute unterging), beziehungsweise „I Shot The Sheriff“,  und die Eigenkomposition „Butterflies“ vom aktuellen Werk „Lotta Live“ mit gigantischem E-Solo von Chris.

Den stimmigen Abschluss des ‚Danish Blues Dynamite‘-Gigs als auch des Festivals bildete „No Diggity“, bei dem dann Lauer und Dobbins auf die Bühne geholt wurden und Blues Rock und Hip Hop kurz vor Mitternacht auf launige Art verschmolzen wurden.

Line-up:
Chris Grey (lead vocals, electric guitar)
Kaspar Lauersen (bass, vocals)
Lars Frimodt-Moeller (drums, percussion, vocals)

Fazit: Auch das 6. Event dieser Art war äußerst abwechslungsreich, unterhaltsam und kurzweilig, alles auf starkem musikalischen Niveau. Die Zuschauerresonanz hielt sich ungefähr auf dem gleichen Level wie im Vorjahr. Hier darf das Engagement von Klaus Diessner und seinem Team im nächsten Jahr mal mit deutlich mehr Zuspruch gewürdigt werden, es gibt sicher wieder einiges an toller Musik zu erleben!

Bilder: Jörg Schneider
Bericht: Daniel Daus

Haranni Hurricanes
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Andrew „The Bullet“ Lauer & Band
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Chris Grey & The BlueSpand
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Walzwerk Dinslaken

Blues ’n Jazz Meeting (5tes) – 05.08.2017, Walzwerk, Dinslaken – Festivalbericht

Für das bereits 5. Open Air Blues ’n Jazz Meeting – für Gernot und mich Premiere –  hatten die Organisatoren um Klaus Diessner mit zwei deutschen Acts, den Duisburgern The BlueBones und dem niedersächsischen Emsemble, der Tommy Schneller Band, sowie dem britischen Blues Rocker Ben Poole und seinen Mannen, wieder einen schmucken und musikalisch bunten Blumenstrauß, im sehr einladend wirkenden, historisch industriell anmutenden Ambiente der Lokalität am Walzwerk in Dinslaken, zusammengestellt.

Mit etwas Verspätung, die den sintflutartigen Regenfällen am Nachmittag geschuldet war, begann das uns, bis dato, nicht bekannte Quartett The Blue Bones, mit ihrem immerhin 21 Stücke umfassenden Programm. Die vier, allesamt mit überschaubarer Haarpracht ausgestatteten Protagonisten, hatten sich dafür in feine Anzüge gekleidet.

Ihre Setliste war überwiegend geprägt von knackig abgehendem, zum Teil Harp-bestückten Rhythm ’n Blues in der Tradition von Dr. Feelgood, was natürlich u. a. auch in den Adaptionen ihrer  Klassiker „As Long As The Price Is Right“ und „Milk And Alkohol“ zum Ausdruck kam. In manchen, recht punkig ausgelegten Tracks, meinte Kollege Gernot manchmal auch die Stooges ein wenig durchschimmern zu hören.

Zu meinen Favoriten zählten Songs wie das ZZ-Top-umwehte „Boogie Baby“ und „Tell Me No Lies“, bei dem Gitarrist Kai Kaschura sich mit schönem E-Solo ins Publikum begab. Mit dem Gassenhauer „See You Later Alligator“ verabschiedete die Truppe.

Ach ja, auch wenn es natürlich als Joke gemeint war:  Sänger Torsten Peters hatte mitbekommen, dass ich mir, wie gewohnt, in Ewald Lienen-Manier fleißig Notizen auf meinem Block zum Gig geschrieben hatte und dann hinter mir einen Beamten der allseits geliebten GEMA-Behörde vermutet. Wer einen der wichtigsten deutschen, hart arbeitenden freiberuflichen Musik-Journalisten (kleiner Scherz meinerseits) derartig öffentlich diskreditiert, begibt sich natürlich, gerade, was das folgende Review betrifft, auf ganz ganz dünnes Eis…

Nichtsdestotrotz, die Burschen machten trotz einiger Längen und ein wenig fehlender Variabilität, einen überaus passablen Job als Anheizer des Festivals.

Line-up:
Torsten Peters (lead vocals, harp)
Kai Kaschura (electric guitar)
Dominik Hayck (bass)
Ralf Persin (drums)

Als mittlerer Act startete der eigentliche Anlass unseres Besuchs, der britische Blues Rock-Wunderknabe, Ben Poole, der uns ja mit seinem Gig im heimischen Schwarzen Adler im Februar schon in Verzückung hatte geraten gelassen.

Mit geändertem Line-up – diesmal mit King King-Drummer Wayne Proctor und Beau Bernard (The Upper Room) als Rhythmus-Fraktion – servierte er den mittlerweile knapp 400 Anwesenden, eine weitere Lehrstunde  in Sachen heutig gebotenem, modernen Blues Rock. Was für ein Feuerwerk an Spielfreude und Dynamik!

Die Trackliste bestand aus ähnlichen Ingredienzien wie in Rheinberg, allerdings in nummerisch verifizierter Form. Grandios Pooles Version des Freddie King-Stückes, bekannt aber eher durch die Derek And The Dominos, „Have You Ever Loved A Woman“, das von Ben zunächst solo eingeleitet wurde und nachher mit Einsetzen der Band in einem wahren Spielrausch endete.

Toll auch „Longing For A Woman“, das mit herrlichem Southern Rock-Flair im Stile einer Marshall Tucker Band zu Glanzzeiten, rüberkam. Fantastisch auch der Gary Moore gewidmete Slow Blues „Time Might Never Come“ und das vom  ersten Album stammende, wahnsinnig atmosphärische „Hanging In A Balance“, bei dem Ben ebenfalls ein ganz intensives Bad in der Menge genoss und dabei so ziemlich bis in den hintersten Winkel der Location wanderte und seinem Road Manager so manche Sorgenfalte bescherte.

Die Kicks des Konzerts waren neben Pooles ‚Mörder‘-Soli sicher auch die furiosen E-Piano- und Orgel-Einlagen des wieder brillant aufspielenden Keyboarders Joe Mac, zum Teil auch in Duellen mit Ben. Proctor und Bernard hauchten der Musik vielleicht etwas mehr Gefühl und Seele ein, als es im Adler der Fall war.

Die Briten aus Brighton brachten mit der vehement eingeforderten und launigen Zugabe „Let’s Go Upstairs“ das Publikum zum Schluss in absolute Tanzstimmung. Die Jungs schienen sich für den letztjährig unverschuldet verpassten Auftritt, besonders ins Zeug gelegt zu haben. Erneut eine fantastische Darbietung, ganz großes Blues Rock Kino!

Line-up:
Ben Poole (lead vocals, electric guitar)
Joe Mac (keys, vocals)
Beau Bernard (bass, vocals)
Wayne Proctor (drums)

Für Tommy Schneller und seine Begleit-Combo war mit dem Poole-Auftritt die Messlatte als Headliner des Festivals in fast unerreichbare Höhen gelegt. Und ich muss auch zugeben, dass ich so meine Bedenken hatte, ob der Spannungsbogen weiter aufrecht gehalten werden konnte, zumal sich das Besucherfeld dann auch schon ein wenig gelichtet hatte.

Der Schwenk in nun soulige, bzw. dezent angejazzte Rockmusik, war zunächst auch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber Schneller hatte seine feste Fangemeinde zugegen und spätestens mit der sehr charmant gebrachten Ballade „For The Ladies“, in der Tommy bei diversen, im Publikum anwesende Damen mit kleinen wunderbaren Saxofon-Solo-Ständchen punktete, hatte er auch meine Sympathien gewonnen. Sehr stimmungsvoll!

Im weiteren Verlauf wurde natürlich gegroovt und gesoult, was das Zeug hielt, der gute Gitarrist Jens Filser mit seinem filigranen Spiel hatte dabei gegen eine regelrechte ‚Bläser-Wand‘ anzukämpfen. Mein Favorit des Gigs waren die Southern-umwehten „Backbeat“ (Titelstück von Schnellers, hier auch ausgewogen präsentierten Studioalbums – mit klasse Slide-Spiel von Filser) und das einem Club in Brunswick, Georgia, angedachte „Tipsy’s“.

Mit „Laut Hör Ich Dich Denken“ und „Lass Die Seele Fliegen“ (mit Publikums-Mitsing- Interaktion) als Zugabe, gab es auch zwei deutsch gesungene Kreationen. Insgesamt ein sehr gelungener und kommunikativ mitnehmender Auftritt der Tommy Schneller Band, die sich hinter Acts amerikanischer Kollegen wie Josh Hoyer oder JJ Grey wahrlich nicht zu verstecken braucht und somit den Abschluss eines weitgehend sehr ansprechenden Festivals mit toller Kulisse bildete.

Line-up:
Tommy Schneller (lead vocals, saxophone)
Robert Hunecke (bass)
Raphael Becker Foss (drums)
Jens Filser (electric guitar, vocals)
Helge Adam (keys, vocals)
Dieter Kuhlmann (trombone, vocals)
Gary Winters (trumpet, vocals)

P.S. Vielen Dank an Florence Miller und Klaus Diessner für die kurzfristig arrangierte Akkreditierung. Das 6te Event steht, falls erwünscht,  ganz sicher auch im nächsten Jahr auf unserer To-Do-Liste!

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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