Red Beard – Die Trying – Digital-Album-Review

Über die, von den Kanaren (ich bin übrigens großer Fuerteventura-Fan) stammende spanische Band Red Beard habe ich ja in diesem Magazin bereits mehrfach meine Begeisterung zum Ausdruck gebracht. Für mich zählt sie eindeutig zur Speerspitze des Southern Rocks auf dem europäischen Kontinent. 

Die Vorfreude auf ihr Konzert in der Rampe im Dezember 2021 im Rahmen ihres hervorragenden Albums „It Ain’t Been Easy“ war riesengroß, als Corona in letzter Sekunde einen Strich durch die Rechnung machte. Jetzt hat das Quintett um Bandleader Jaime Jiménez Fleitas den nächsten großen Schritt gemacht und ist für das neue Werk „Die Trying“ (im Moment nur in digitaler Form erhältlich) über den großen Teich geflogen, um in den berühmten Fame Recording Studios in Muscle Shoals, Alabama, das nächste Level in ihrer Entwicklung anzugehen.

Wie beim letzten Mal gibt es wieder  neun starke Stücke zu begutachten, wobei mit „Down South Jukin'“ und „Can’t You See“ zweimal auf das Liedgut altbekannter Southern-Acts zurückgegriffen wurde.

Schon der Opener „You Can’t Stop Me“ beinhaltet alles, was man als Southern Rock-Liebhaber gerne ins Gehör serviert bekommt. Klasse engagierter Gesang von Fleitas, zünftige E-Gitarren samt Slide-Gefiepe, HT-Piano, raunzende Orgel (Solo) und Backgroundgesänge (männlich und weiblich). „Never Sounded So Good“ kommt wie ein neues „Sweet Home Alabama“ daher (man höre sich die weiblichen Backs am Ende an) und dient als Einstimmung für das rotbärtig umgesetzte, sich recht dicht am Original befindliche „Down South Jukin'“-Cover.

Das bärenstarke soulig-angehauchte Titelstück „Die Trying“ (Fleitas und die großartigen Backgroundsängerinnen mit herrlicher Vocal Performance) bildet zurecht den Centertrack in der Mitte des Werks, dem mit „My Kind“ ein schöner pianogetränkter Barroom-Countryschunkler folgt. Die gefühlt 300ste Version von „Can’t You See“ in meiner musikalischen Sammlung enthält hier mit einem spanischen Akustikgitarrenintro und -outro sowie toller Percussionarbeit ihre neue Daseinsberechtigung.

Das grimmige „I Got What You Need“ lässt mit Stones-, Skynyrd-, Cinderella– als auch AC/DC-Ingredenzien wohl das Herz aller Rockfans unisono höher schlagen, klasse hier der Lead-Kurzeinsatz von einer der Backgroundsängerinnen. Und am Ende lassen die Spanier mit dem wüsten „Getting Loco“ den Hund in der Pfanne verrückt werden. Man spürt regelrecht die Euphorie, die das tolle Werk an historischer Aufnahmestelle bei den Protagonisten hinterlassen hat.

Red Beard beweisen mit „Die Trying“ nachhaltig, dass es in unseren Sphären kaum eine Southern Rock Band gibt, die Ihnen das Wasser reichen kann. Mit Jaime Jiménez Fleitas haben sie so etwas wie einen europäischen Ronnie Van Zant in ihren Reihen, der auf unserem Kontinent momentan gerade gesanglich kaum Konkurrenz aufzuweisen hat.

Wenn es nach mir geht, dürfen Red Beard bei ihrem nächsten Live-Gastspiel (ich hoffe noch in diesem Jahr in der Rampe) gerne beide Alben ausgiebig vorstellen. Tolle Band! Absolute „Die Trying“-Kaufempfehlung, auch für hartnäckige Verfechter physischer Tonträger.

Eigenproduktion (2023)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. You Can’t Stop Me
02. For The Travellers
03. Never Sounded So Good
04. Down South Jukin‘
05. Die Trying
06. My Kind
07. Can’t You See
08. I Got What You Need
09. Getting Loco

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