Keith Urban – Defying Gravity – CD-Review

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Das Warten hat ein Ende! Keith Urbans fünftes Studioalbum ist da – und wie man es eigentlich schon erwarten konnte: Es ist wieder eine absolute Meisterleistung von Keith geworden. Flotter und „rockiger“ als der Vorgänger (der Balladenanteil ist wesentlich geringer), voller sprudelnder Frische, beweist er nachdrücklich, dass an ihm in Sachen rockigem Modern New Country mit ein paar gepflegten „Pop-Sensibilities“ absolut kein Weg vorbei geht.

Produziert hat Keith sein neues Werk, wie gehabt, zu großen Teilen mit Dann Huff (ein Lied alleine). Beide haben natürlich wieder ein klangvolles Musikerteam um sich versammelt (u.a. Chris McHugh, Jimmie Lee Sloas, Tim Akers, Charlie Judge, Stuart Duncan, Eric Darken, Russell Terrell, Jerry Flowers sowie die, neben Keith selbst, prächtige Gitarrenarbeit zuliefernden Parade-Gitarristen, Tom Bukovac und Adam Shoenfeld). Huff spielt dazu noch diverse Saiteninstrumente (Akustik- E- Gitarre, Mandoline, Ganjo).

Auch Keith beweist einmal mehr sein ganzes Allround-Können: Neben der Produktion, bei Gesang und Background Vocals, einer instrumententechnischen Bandbreite mittels verschiedenster Gitarren – alle Soli (Keith posiert im Booklet vor seiner beeindruckenden Gitarrensammlung), Ganjo, Bazouki, Mandoline, sowie kompositorisch mit acht von elf Tracks (seine immer noch sprudelnden Ideen beim Komponieren, u.a. mit namhaften Co-Writern wie Monty Powell, John Shanks, Rick Nowels sind aller Ehren wert).

Nachdem Keith mit seinem Vorgänger „Love, Pain & The Whole Crazy Think“ verstärkt versucht hatte, mit einigen eingestreuten, modernen Beats, sich auch dem europäischen Markt etwas mehr zu öffnen, gelingt es ihm diesmal wieder auf sehr angenehmste Art und Weise sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich seine wunderbare. von so herrlichen Melodien geprägte, unverwechselbare New Country-Musik, die ihn in den Satten zum absoluten Siperstar werden liess. „Defying Gravity“ fühlt sich dabei an, wie ein zeitgemäßes Update seiner wohl stärksten Platte „Golden Road“ und ist von daher im Ranking seiner Werke dementsprechend hoch einzustufen.

Der flotte Opener „Kiss A Girl“ (mittlerweile unter den ersten Zwanzig in den Single-Charts) schickt sich an, die erste Single „Sweet Thing“ (bereits eine Nummer 1 – beide übrigens zusammen mit Monty Powell komponiert), in Kürze zu beerben. Großartig auch das dezent keltisch anmutende „If Ever I Could Love“, das mit surrenden Twin-Gitarren, stampfenden Trommeln, Mandolinen- und Fiddlespiel zudem ein herrrliches Heartland-Flair versprüht. Bei der atmosphärischen, blusigen Ballade „’Til The Summer Comes Around“ entlockt Keith seiner Stratocaster Töne, die man ähnlich sonst nur von Mark Knopfler geboten bekommt.

„My Heart Is Open“ bietet eingängigen, poppigen Gute-Laune-New Country, das von seinem langjährigen The Ranch-Gefährten und Tour-Bassisten Jerry Flowers mitkomponierte „Hit The Ground Runnin’“ rockt richtig dynamisch in Southern-Manier, wobei Keith ein herrliches E-Gitarren-Solo, Skynyrd’scher Prägung, abfeuert. Ein rollendes, markantes Akustik Gitarrenriff durchzieht das melodische „Only You Can Love Me This Way“, „Standing Right In Front Of Me“ besticht durch eine angenehm soulige Note, die vornehmlich durch ein grooviges Piano erzeugt wird. Ein sehr schöner Song zum Relaxen. Lust auf den nächsten Karibik-Urlaub versprüht das in Jimmy Buffet-/Kenny Chesney-Manier dargebotene „Why It Feel So Long“, wobei Bruce Bouton an der Steel Gitarre (inkl. Solo) die prägnanten Akzente zu setzen vermag.

Die Radney Foster-/Georgia Middleman- Kreation „I’m In“ gab es auch schon mal von den Kinleys. Keith Urban setzt hier auf Dynamik, abwechslungsreiche Tempobreaks, sowie zwei klasse E-Gitarren-Soli. Eine starke Nummer! Das Piano-trächige „Thank You“ (hier von Tim Akers und Charlie Judge gespielt) zum Ausklang ist (wie schon auf dem Vorgänger „Got Right This Time“) als erneute Liebeserklärung an Nicole Kidman zu deuten und wird sicher auf folgenden Konzerten wieder emotional im Urban’schen Alleingang vorgetragen.

„Defying Gravity“ bietet insgesamt wieder alles, was Keith Urban-Fans an ihm mögen: Seine unverbraucht juvenile Stimme, melodische, eingängige Songs, die man spätestens nach zwei Hördurchgängen abgespeichert hat (demnach hoher Widererkennungswert), die für ihn typischen peppigen Ganjo (Banjo)untermalungen und jede Menge filigrane Gitarrenarbeit. Es werden viele (fast immer radiotaugliche) Musik-Facetten gestreift, aber letztendlich wieder gekonnt und harmonisch unter dem New Country-Deckmantel zusammen geführt. Manchmal wirkt Urban gar wie ein Tom Petty des Country. Ganz große Klasse!

Capitol Nashville (2009)
Stil: New Country

01. Kiss a Girl
02. If I Could Ever Love
03. Sweet Thing
04. ‚Til Summer Comes Around
05. My Heart Is Open
06. Hit the Ground Runnin‘
07. Only You Can Love Me This Way
08. Standing Right in Front of You
09. Why’s It Feel So Long
10. I’m In
11. Thank You

Keith Urban
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Bärchen Records