Florida Georgia Line – 6-Pack – EP-Review

FGL_ART_EP_6PACK_Cover_300NL

So richtig Spaß bereitet in diesen Zeiten selbst das Reviewen von Neuerscheinungen nicht. Oft verläuft es in den Tagen des Mobile Offices über nervige Streamings oder im günstigeren Fall mit Downloads, also nichts mit Original-CD in die Anlage einschieben und schön dabei im Booklet rumstöbern und die Texte beim Hören mitzuverfolgen, sprich, sich intensiv mit dem Gesamtprodukt auseinanderzusetzen.

Da im Moment in der Musikbranche die Konzerteinnahmen und die damit verbundenen Merchandise-Verkäufe wegbrechen, gibt es zur Zeit gefühlt überproportional viele EP-Veröffentlichungen. Deren Vorteil ist natürlich, dass man diese in kürzeren Abständen publik machen kann, also ein probates Mittel, um ‚im Gespräch‘, beziehungsweise, wie es Kip Moore neulich formulierte, ‚relevant‘ zu bleiben.

Auch die sonst wirklich nicht mit Songs geizenden Florida Georgia Line, alias Tyler Hubbard und Brian Kelley, schieben jetzt mit „6-Pack“, wie es der Titel schon suggeriert, so ein Teil mit sechs neuen Stücken in die Corona-Lücke.

Dabei ziehen sie natürlich innerhalb von nur knapp 18 Minuten alle Register ihres bis dato so genial funktionierenden Erfolgsrezeptes: Gut eingängiges, trinkfreudiges („Beer: 30“), einsichtiges („Ain’t Worried Bout It“ mit tollen Southern Rock-E-Gitarren), schmusig-balladeskes („Second Guessing (From Songland)“), heimatliches („Countrside“) und mutmachendes-patriotisches („U.S. Stronger „, „I Love My Country“) Songmaterial, überwiegend geschrieben von den beiden Protagonisten mit einer ganzen Armada von namhaften Co-Autoren (allein bei „“Second Guessing (From Songland)“ waren es gleich zehn Kompositeure!).

Serviert mit den bewährten Zutaten wie Bro-Country typischen Sprecheinlagen, Harmoniegesängen, ein bisschen Pop und Southern Rock wie beim letzten Track (Banjo, E-Gitarren). „Countryside“ und „U.S. Stronger“ sind dabei für mich dabei die aussichtsreichsten Nr.-1-Hit-Kandidaten.

Das „6-Pack“ (klasse Cover mit den bunten Bierdosen) von Florida Georgia Line funktioniert, wie es halt so ist mit einem 6-Pack, das man in 18 Minuten wegzischt. Man ist schnell beschwipst, temporärer euphorisiert und fühlt sich ein wenig von den Alltagssorgen abgelenkt. In dieser Zeit haben Tyler Hubbard und Brian Kelley damit ein weiteres Mal vermutlich den Nerv ihrer Klientel getroffen und gleichzeitig ihren Zweck, im Major-Geschehen präsent zu bleiben, bestens erfüllt.

Big Machine Label Group (2020)
Stil: New Country

01. Beer:30
02. Ain’t Worried Bout It
03. Second Guessing (From Songland)
04. Countryside
05. U.S. Stronger
06. I Love My Country

Florida Georgia Line
Florida Georgia Line bei Facebook
Universal Music

Florida Georgia Line – The Acoustic Sessions – CD-Review

GFL_300

Nachdem ich den letzten 20 Jahren tausende CDs aus dem New Country-Bereich gehört und auch nicht unerheblich wenige davon rezensiert habe, frage ich mich manchmal immer noch, was bei einigen Interpreten in der riesigen Masse, den großen Erfolg ausmacht und bei anderen nicht, obwohl die Parameter in der Regel oft zu großen Teilen identisch sind.

Singen muss man im Genre können, sonst braucht man die Reise nach Nashville eigentlich erst gar nicht anzutreten. Idealerweise sieht man dazu einigermaßen gut aus, beherrscht eventuell kompatible Instrumente und hat als I-Tüpfelchen auch kreatives Songwriting-Potential zu bieten. Ansonsten wird ja oft auf den gleichen Pool an Musikern, Songschreibern und Produzenten zugegriffen. Bei vielen ist es letztendlich meist eine Mischung aus allem.

Aber wie kommt es dann zu so einem Erfolg wie bei Georgia Florida Line, alias Brian Kelley und Tyler Hubbard? Da wird einem regelrecht schwindelig, wenn man liest, was die beiden mittlerweile Grammy-nominierten, Diamant-dekorierten Burschen, an Auszeichnungen und Preisen eingeheimst haben, seit sie das Parkett in Music City betreten haben: u. a. 11x Platin für „Cruise“, die meistverkaufte digitale Country-Single aller Zeiten, 8x Platin für „Meant To Be“, 9,3 Milliarden Streams,33,6 Millionen Downloads, 4,6 Millionen Albumverkäufe, 4 Nr. 1-Alben, zig Nr. 1-Singles, wichtige Awards-Auszeichnungen im zweistelligen Bereich, etc.

Für mich lautet die einzige Erklärung, dass hier ein absolutes Top-Management in Verbindung mit dem passenden Label am Werk sein muss, das seit Jahren die absolut richtigen Dinge, zur absolut richtigen Zeit, entscheidet.

Jetzt hat man den Moment für gut erachtet, all die beliebten Songs und Hits des Duos mal in ein akustisches Gewand zu bringen. Die Idee hatten zwar auch schon viele andere zuvor, aber bei einer solchen Auswahl an geeignetem Material, eine durchaus sinnvolle Variante.

Und auch hier bleibt natürlich nichts dem Zufall überlassen. Es wurde die Elite an Saitenzupfern wie Ilya Toshinsky (auch Co-Produzent), David Garcia, Danny Rader, Bryan Sutton und Robert Ickes, was kompatible Instrumente wie Akustikgitarren, Dobros, Mandolinen, Bouzoukis, Banjos und Ganjos angeht, ins Studio geholt, dazu mit Rodney Clawson, Wes Hightower und Joey Moi (auch Produzent), weitere Harmoniegesangs-Koryphäen ergänzt und dann noch ein paar Top-Stars wie Luke Bryan, Tim McGraw, die Backstreet Boys und Bebe Rexha, als Beweis ihres Standings, als Gäste verpflichtet.

Satte 17 Tracks wurden hier in herrlich klarem Klang mit oben besagten Instrumenten ineinander gemischt (superb, was die Musiker hier leisten), dazu gibt es saustarke Lead vocals der beiden Protagonisten, immer wieder von Weltklasse-Harmonie- und Wechselgesängen (auf Niveau der Eagles) begleitet oder durchbrochen, dass es eine wahre Freude ist. Wenn eine Platte für eine Cabriofahrt gemacht wurde, dann ist es ohne Zweifel diese.

Und so cruist man mit den Beteiligten von ihrem Megahit „Cruise“, in dem sogar unsere gute alte Marshall Tucker Band textlich erwähnt wird („… she was sippin‘ on southern and singin‘ Marshall Tucker…“) bis zum finalen „Meant To Be“ durch kurzweilige Stücke in allen Tempi und Stimmungen und zieht am Ende überwältigt den Hut. Eine tolle Scheibe, bei der man wirklich gute Laune bekommt. Und so bleibt am Ende nicht anderes übrig, als ein dickes Kompliment an Florida Georgia Line und deren Management auszusprechen. Hier weiß man, wie qualitativ hochwertiges und erfolgreiches Musikbusiness funktioniert.

Big Machine Label Group (2019)
Stil: New Country

01. Cruise
02. Round Here
03. Stay
04. Get Your Shine On
05. This Is How We Roll (feat. Luke Bryan)
06. Sippin‘ On Fire
07. Sun Daze
08. Dirt
09. Anything Goes
10. Confession
11. Smooth
12. H.O.L.Y.
13. May We All (feat. Tim McGraw)
14. God, Your Mama, And Me (feat. Backstreet Boys)
15. Simple
16. Talk You Out Of It
17. Meant To Be (feat. Bebe Rexha)

Florida Georgia Line
Florida Georgia Line bei Facebook
Universal Music