Phil Hamilton – Brazos Wind – CD-Review

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Starker Nachfolger von Phil Hamilton. Der mittlerweile mit einem stattlichen Rauschebart gezierte Texaner hatte sich ja 2012 von seiner Begleitband The Backroad Drifters losgelöst, um ganz auf eigenen musikalischen Pfaden zu agieren und mit „Renegade Rock N Roll“ eine famose Solo-Scheibe herausgebracht.

Vier Jahre später legt Phil mit „Brazos Wind“ sein nächstes Prachtstück vor. Es steht diesmal auch im Zeichen eines sehr persönlichen Wandels. So spielt hier die Hochzeit mit der texanischen Singer/Songwriterin Erica Perry, die auch im Background mitwirkt, sowie die Geburt ihrer ersten Tochter June, der der Abschlusstrack gewidmet ist, eine tragende Rolle.

Hamilton hat den Rock-Drive aus seinen Stücken dezent (der blitzt natürlich aber immer auch wieder bei diversen Stücken auf), aber sehr gekonnt, zurückgenommen und bewegt sich diesmal etwas mehr country-orientiert im Singer/Songwriter-Milieu. Sein Gespür für tolle Melodien, gehaltvolle Texte und exzellente Instrumentierung, bleibt omnipräsent, man kann sogar behaupten, dass seine rau-warme Stimme sich auf diesem Terrain noch besser entfalten kann.

Den Auftakt macht das herrlich atmosphärische, mit markantem Bariton-Gitarrenspiel ausgeschmückte, so ein wenig an Chris Isaaks berühmtes „Wicked Game“ erinnernde „Same Ol‘ Me“. Ebenfalls sehr in sich gekehrt ist das nachfolgende „Difference In Opinions“, stark hier die ’sanften‘ Harmonies von Gattin Erica und das verspielte E-Gitarren-Solo zum Ausklang.

Die „Big News Small Town“ klingen, als wenn Tom Petty sich in Country-Gefilde begeben würde. Markant das surrende E-Slide-Solo. Im akustisch gehaltenen „Handle On You“ mimt Phil fast einen Countrybarden alter Schule. Das dem Business in Music City kritisch zugewandte „Big Hole in Nashville“ groovt schön bluesig vor sich hin. Klasse hier die E-Gitarrenarbeit (tolles Solo in Anlehnung an Leute wie John Fogerty, Eric Clapton oder J.J. Cale).

Der Ohrwurm des Albums ist das herrlich melodische „Forever With You“, bei dem das Ehepaar Hamilton in Sachen Harmoniegesängen erneut brilliert. Die Zeiten mit den Backroad Drifters scheinen dann aber doch nicht so ganz aus dem Sinn zu sein. „You Think You Know Me“ ist der rockigste Track des Silberlings, ein wuchtiger Stampfer mit starken Slide-Gitarren.

Mit dem typisch texanisch geprägten Duett „The Room“ (Erica und Phil teilen sich die Lead vocals), dem atmosphärischen Titelsong in Erzählmanier und dem eingangs erwähnten Lied voller Vaterstolz für Tochter June (Zusammenspiel von Gesang, Akustikgitarre und blecherne Dobro) klingt das Werk nach hinten recht besinnlich aus, ohne aber wirklich langweilig zu werden.

Phil Hamilton hat auf „Brazos Wind“ die nachhaltigen Erlebnisse der vergangenen Jahre vornehmlich im Singer/Songwriter-Stil verarbeitet. Der Wind hat sich in diesem Fall mehr von rockigen Tönen weg zum Storyteller-Country hin gedreht. Konstant geblieben ist eigentlich nur sein Label Winding Road Music, das ihn seit Anfangstagen schon begleitet und, nach wie vor, weiß, was es an ihm hat. Phil Hamiltons bisher reifstes und persönlichstes Werk mit Prädikat ‚wertvoll‘.

Winding Road Music (2016)
Stil: Country & More

01. Same Ol‘ Me
02. Difference In Opinions
03. Big News Small Town
04. Handle On You
05. Big Hole In Nashville
06. Forever With You
07. You Think You Know Me
08. The Room
09. Brazos Wind
10. June

Phil Hamilton
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