Granger Smith – Dirt Road Driveway – CD-Review

Granger Smith? „Wer zum Teufel ist schon wieder dieser Granger Smith?“, wird sich vielleicht der eine oder andere unserer interessierten Kundschaft fragen. Erneut eines dieser vielen neuen, großen Talente, das im Land der unbegrenzten Möglichkeiten plötzlich auf der Bildfläche erscheint? Weit gefehlt. Der Texaner, längst einer der angesagtesten Vertreter der jungen Country-Generation im Lone Star State, ist seit 1999, was CD-Veröffentlichungen anbelangt, äußerst aktiv und bringt jetzt mit dem exzellenten „Dirt Road Driveway“ sein bereits 9. Album heraus. Inhalt: Knackiger, voller Frische steckender, herrlich melodischer Country, New Country, Red Dirt Country der allerbesten Sorte, der nicht nur vollkommen zu Recht die Texas Music Charts stürmt, sondern auch Nashville richtig gut täte.

Vor diesem Album hatte Granger immerhin schon acht Singles unter den Top-10 der Texas Music Charts platzieren können. Auch seine neue Auskopplung und gleichzeitig der Opener des brandaktuellen Longplayers, „We Do It In A Field“, macht mit seiner wundervollen Melodie, dem von satten, schmissigen Gitarren unterlegten Rhythmus (starke Bariton-E-Gitarre, quirliges Solo) und dem launigen Refrain (gut mitsingbar) richtig Spaß und dürfte ebenfalls allergrößte Hit-Chancen haben. Granger, der seine Musik (noch) im eigenen Heimstudio produziert, ist beim aufstrebenden Thirty Tigers-Label unter Vertrag, das Interpreten wie z. B. die Casey Donahew Band oder Statesboro Revue unter seinen Fittichen hat und mittlerweile einen immer stärker werdenden Gegenpool zu Smith Entertainment in diesem Umfeld bildet.

Das Album hat jedenfalls mit Platz 15 als Neueinstieg in die Billboard Country-Album-Charts einen richtigen Überraschungscoup geschafft. Zu Recht, denn Granger Smiths Musik hat noch sehr viel unbekümmertes, texanisches Red Dirt-Flair (Richtung Casey Donahew, Aaron Watson, Josh Abbott Band, JB and the Moonshine Band), aber eben auch sehr hohes, Nashville-taugliches Potential (Marke Eric Church, Jake Owen, Chris Young, Luke Bryan) aufzuweisen. Nicht zuletzt auch ein Verdienst der starken instrumentellen Einspielung, zum einen durch seine Tourband-Kollegen, aber auch durch arrivierte Musiker wie Milo Deering, Kris Farrow, Tim Lauer oder Background-Sänger Wes Hightower.

Klasse, wie hier immer wieder Country-typische Instrumente wie Mandoline (teils sehr prägnant) Dobro, Banjo, Fiddle und Steel zu den die Musik dominierenden satten E-Gitarrensounds kombiniert werden und den doch recht forsch und energiegeladen kommenden Songs ein gewisses Maß an Feinfühligkeit verleihen. Stark beispielsweise das kraftvolle, aber sehr melodische Führungs-E-Gitarren-Lick beim treibenden „19 Forever“ oder der tolle melodische Refrain vom knackigen „I Am The Midnight“, inklusiv des fetzigen E-Gitarrensolos. Überzeugend auch Stücke wie „If Money Didn’t Matter“ (mit toller Piano-Arbeit) oder „Easy“ (herrliche Mandoline, Dobro-Fills) mit ihren Tempo- und Atmosphärenwechseln, teilweise durch schöne Bridges.

Interessanterweise versteht es Granger auch immer wieder blendend, eher balladesk beginnende Tracks durch powervolle Refrains aufzupeppen (z. B. „Miles And Mud Tires“, „Come“). Wunderschön auch das mit Mandoline und Akkordeon bestückte „Bury Me In Blue Jeans“. Sämtliche Stücke weisen bis hier hin absolute Radiotauglichkeit auf. Am Ende gibt es noch zwei, sich doch eher abgrenzende, aber richtig gute Fun-Songs. Hier schlüpft Granger nach einer gemeinsamen Idee mit seinem Bruder in die Rolle seines Alter-Egos Earl Dibbles jr. (einen typischen Countryboy samt aller vermeintlicher Klischees verkörpernd) und zaubert hier noch zwei fette, swampige und heftig rockende Redneck-Country-Stomper („Country Boy Love“ und „The Country Boy Song“) – ähnlich solcher Songs wie Brantley Gilberts „Kick It In The Sticks“ oder Chris Cagles „Country By The Grace Of God“ oder „The Chicks Dig It“ aus dem Hut.

Da lässt es der Protagonist mit geballter textlicher Selbstironie noch mal richtig krachen. Hier dampft und brodelt es. Da sieht man vorm geistigen Auge tanzfreudige Mädels in verschwitzten Tops und heißen Minis lasziv die Hüften kreisen lassen, während sich ihre raubeinigen, männlichen Bewunderer am Genuss des Inhalts kalter Bierdosen erfreuen. Granger Smith (äußerlich so ein bisschen ein hemdsärmeliger Brad Paisley-Typ) hat mit „Dirt Road Driveway“ sein bislang eindeutig stärkstes und professionellstes Werk abgeliefert.

Eine absolut gelungene Mischung aus Red Dirt-, Country- und New Country-Elementen, auch mal mit einem schönen Southern- oder Heartland-Flair, sowie mit viel frischer Energie und spürbarem Erfolgswillen. Mit dem Label im Rücken, seiner gesammelten Erfahrung und seinem musikalischen Antrieb sollte diesem ehrgeizigen texanischen Burschen – jetzt vorerst noch ein absoluter Geheimtipp – bald ein wesentlich größerer Bekanntheitsgrad zukommen. Fazit: Granger Smith, ein weiterer junger Wilder macht sich mit einer Top-Leistung für Nashville startklar! Let’s go, Granger!

Thirty Tigers Records (2013)
Stil: New Country

01. We Do It In A Field
02. If Money Didn’t Matter
03. Stick Around
04. 19 Forever
05. I Am The Midnight
06. Miles And Mud Tires
07. Come
08. Silverado Bench Seat
09. Easy
10. Bury Me In Blue Jeans
11. Country Boy Love
12. The Country Boy Song

Granger Smith
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Earl Dibbles Jr.
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Bärchen Records

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