Brit Taylor – Kentucky Blue – CD-Review

Wenn es zu echtem traditionellen Country kommt, und dann auch noch von typischem, weiblichen Gesang im Stile der damalig etablierten Ikonen, begleitet,  wird es immer schwierig im Hause Daus. ‚Geheule‘ ist meist der Kommentar meiner geliebten Ehefrau. Dann verlege ich die Anhöraktionen meist auf die Fahrten im Auto zur Arbeit oder setze im Wohnzimmer gleich den Kopfhörer auf. 

Auch ich muss natürlich zugeben, dass meine Vorlieben eher im moderner gestrickten New Country liegen. Allerdings bin ich mit den Jahren meiner Reviewtätigkeit deutlich flexibler geworden. Wenn ich das Gefühl habe, es hat hier alles ‚Hand und Fuß‘, kann ich mich mit solchen Werken durchaus anfreunden. 

Die neue Scheibe von Brit Taylor „Kentucky Blue“, ihr mittlerweile zweiter Longplayer,  ist so ein typischer Fall. Zehn absolut ‚Country To The Core‘ geschriebene und so auch umgesetzte Lieder, produziert von den Grammy-Gewinnern Sturgill Simpson und David Ferguson. 

Brit besitzt diese einfühlsame wie auch einnehmende Stimme von Größen der Marke Lynn, Parton, Wynette, McEntire & Co., musikalisch klackert das Banjo, wiehert und sägt die sehr stark präsente Fiddle, zirpt die Mandoline, und auch andere bekannte Instrumente, wie Steel, Piano, Orgel, Akkordeon, Streicher, Akustik- und E-Gitarren, die man aus dieser Sparte kennt, kommen gekonnt und reichhaltig zum Einsatz. Im Prinzip Musik, die man sich gerne auf der Veranda einer Ranch mit schönem Weitblick anhören würde, die mir allerdings momentan besitzseitig noch fehlt.

Klasse gefallen mir Tracks wie „Anything But You“ und „Ain’t A Hard Livin'“, bei denen Klimperpiano und/oder E-Gitarre zum Einsatz kommen. Auch der schöne Akkordeon-bestückte Tex-Mex-Schwofer „No Cowboys“ (mit unterschwelliger Nashville-Kritik) hat was. Der melancholische Titelsong sinniert mit Appalachia-Note und etwas „Lucille“-Espirit vor sich hin.  Nicht ganz so mein Ding sind die beiden, wohl ihrer Broadway-Vergangenheit geschuldeten „Love’s Never Been That Good To Me“ und „For A Night“ mit Retro-Charme behafteten orchestralen Streicherarrangements.

Ansonsten überrascht und überzeugt Brit Taylor, die übrigens auch schon Größen wie Dwight Yoakam, Alabama und Blackberry Smoke supportet hat,  mit „Kentucky Blue“ auf ganzer Linie. Die von Sturgill Simpson und David Ferguson sehr transparent produzierten Songs bieten alles, was der traditionsbewusste Country-Liebhaber begehrt. Engagierter Gesang mit Herz, Gefühl und Emotion, authentische Texte mit Tiefgang und eine vielseitige musikalisch fundierte Performance. Oder beim Vokabular meiner Frau zu bleiben: „Wunderbar instrumentiertes Geheule…!“

Cut A Shine – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Country

Tracks:
01. Cabin In The Woods
02. Anything But You
03. Kentucky Blue
04. Rich Little Girls
05. No Cowboys
06. If You Don’t Wanna Love Me
07. Ain’t A Hard Livin‘
08. Love’s Never Been That Good To Me
09. For A Night
10. Best We Can Do

Brit Taylor
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