Kris Kristofferson – Live At Gilley’s, Pasadena, TX, September 15, 1981 – CD-Review

Review: Michael Segets

Bevor Kris Kristofferson in meinen musikalischen Dunstkreis getreten ist, nahm ich ihn als Schauspieler wahr, vor allem in den Westernklassikern „Pat Garrett & Billy The Kid“ und „Heavens Gate“. Die erste von mir gekaufte Platte, auf der er mitwirkte, war „The Highwayman“ von The Highwaymen. Die Band setzte sich aus den namhaften Vertretern des Outlaw-Countrys Johnny Cash, Waylon Jennings, Willie Nelson und Kristofferson zusammen.

Beim Erscheinen des Albums 1985 schaute Kristofferson bereits auf eine fünfzehnjährige Karriere als Musiker zurück, wobei er in den 1970ern auf einer Erfolgswelle schwamm. „To The Bone“ (1981) stellte den letzten Solo-Longplayer dar, den Kristofferson vor seinem Engagement bei The Highwaymen veröffentlichte. Die dazugehörige, sich fast über ein halbes Jahr erstreckende Tour fand ihren Abschluss am 15. September 1981 im Gilley’s, einer renommierten Location in Pasadena, Texas. Der Auftritt wurde seinerzeit aufgenommen und findet jetzt das Licht der Öffentlichkeit.

Das einzige Stück auf der Setlist, das von dem damals aktuellen Album „To the Bone“ stammt, ist „Nobody Loves Anybody Anymore”. Den Song schrieb Kristofferson zusammen mit Billy Swan, der auch Mitglied der sechsköpfigen Begleitband war. In den Liner Notes erinnert sich Swan an den Abend. Ebenso sind Texte des kürzlich verstorbenen Mickey Gilley und von George Strait abgedruckt.

Von seinen frühen Hits, die teilweise von anderen Musikern erfolgreich interpretiert wurden, wie beispielsweise „Me And Bobby McGee“ von Janis Joplin, sind einige vertreten. „Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)”, „Why Me”, „For The Good Times” oder das auch von Johnny Cash aufgenommene „Sunday Mornin’ Comin’ Down” zählen dazu. Auf seinen anderen Live-Alben ist lediglich „If It’s All The Same To You” nicht vertreten, wenn ich das richtig sehe. Aber die Fans von Kristofferson werden Spaß an dem Vergleich der nun vorliegenden Versionen mit den anderen haben, vor allem mit seinem Album in der Austin City Limits Serie „Live From Austin, TX“, dessen Aufnahme aus dem gleichen Jahr stammt und eine identische Bandbesetzung aufweist.

Bedenkt man das Alter der Aufnahme, ist der Sound ausgewogen, wobei Kristoffersons Stimme deutlich im Vordergrund steht. Er vermittelt unmittelbar die Liveatmosphäre und transportiert die Stimmung, die im Gilley‘s herrschte. Die Stücke werden gradlinig, manchmal auch ineinander übergehend gespielt und nur selten, wie vor „Casey’s Last Ride“, richtet Kristofferson Worte an das Publikum.

Kris Kristofferson präsentierte im Gilley’s eine Auswahl seiner Klassiker aus der ersten Hälfte der 1970er sowie einzelne Tracks aus der Zeit vor The Highwaymen und seiner politischen Phase. Der Mitschnitt fängt die begeisterte Stimmung des Publikums ein und dokumentiert eine Momentaufnahme in Kristoffersons Karriere. Doppelungen der Setlist mit anderen Live-Veröffentlichungen werden die Fans nicht stören. Ob nochmal neues Material des nunmehr 86jährigen Outlaws zu erwarten ist, steht in den Sternen, obwohl sich die Nachricht von seinem Tot im August glücklicherweise als geschmacklose Fälschung herausstellte.

New West Records (2022)
Stil: Outlaw Country

Tracks:
01. Me And Bobby McGee
02. Here Comes That Rainbow Again
03. Casey’s Last Ride
04. You Show Me Yours (And I’ll Show You Mine) / Stranger
05. Nobody Loves Anybody Anymore
06. Darby’s Castle
07. If It’s All The Same To You
08. The Pilgrim
09. For The Good Times
10. Sunday Mornin’ Comin’ Down
11. The Silver Tongued Devil And I
12. Smile At Me Again
13. Same Old Song
14. Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)
15. Why Me

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