Paul Cauthen – Country Coming Down – CD-Review

Review: Michael Segets

Paul Cauthen führt mit „Country Coming Down“ den Weg fort, den er auf „Room 41“ einschlug. Country, Disco, R&B und etwas Rap treffen sich in einer eigenwilligen Kombination. Das funktioniert mal besser, mal weniger gut. Cauthen verbindet Provokation mit einer Portion Selbstironie, wenn man beispielsweise das „Video zur Single „Country As Fuck“ anschaut. Der Song sollte laut gespielt werden und zählt sicherlich zu den eher gelungen Experimenten auf der CD.

Cauthen nutzt elektrische Spielereien oftmals so ausgiebig, dass Songs wie „Country Clubbin‘“, „Campagne And A Limo 2“ oder „Cut A Rug“ letztlich mit Country nicht mehr viel zu tun haben und auch sonst weder Fisch noch Fleisch sind. Der Bariton von Cauthen, der für den Country gemacht scheint, baut einen künstlichen, gewollt wirkenden Kontrast zur instrumentellen Gestaltung der Titel auf. Das Schlagzeug hört sich bei einigen Tracks sehr nach Plastik an. „High Heels“ könnte mit dem eingängigen Refrain eine gute Nummer sein, wenn das Arrangement erdiger wäre.

Seine Stimmgewaltigkeit stellt Cauthen bei „Caught Me At A Good Time“ in den Vordergrund. Auf „Till The Day I Die“ erzeugt sein Gesang eine gewisse Dramatik, die nicht von der eher poppigen Untermalung unterstützt wird. Deutlich stimmiger ist da „Roll On Over“, bei dem Cauthen auf effektheischende Einsprengsel verzichtet und sich auf seine Stimme konzentriert sowie auf eine solide Bandbegleitung setzt.

Höhepunkt des Albums stellt „Fuck You Money“ dar. Cauthen rockt hier unterstützt von kräftigen Riffs und Solo der E-Gitarre. Im Gegensatz dazu und zu den anderen Stücken zeigt sich Cauthen beim Titeltrack von einer akustischen Seite. Zum Abschluss des Longplayers kommt somit ein ruhiger, runder Countrysong zu Gehör.

Paul Cauthen bereichert als Produzent (Leah Blevins) und mit seinen eigenen Veröffentlichungen die Country-Sparte und überschreitet deren Grenzen. Der Einbezug elektrischer Elemente und die Verbindung zu populären Musikstilen war auf „Room 41“ noch innovativ, auf Dauer bleibt aber fraglich, ob dieses Konzept tragfähig ist. Vielleicht bin ich aber auch schon zu alt, um mich länger auf diesen Sound einzulassen.

„Country Coming Down“ kann als Fortführung seines vorangegangenen Albums angesehen werden. Die synthetischen Elemente der Musik im Zusammenspiel mit seiner Stimme bilden ein Spannungsfeld, das nicht durchgängig zündet. Der innovative Einfall dieser Verbindung scheint ausgeschöpft zu sein. Vollständig überzeugt letztlich nur das rockige „Fuck You Money“. Hoffentlich kündigt sich mit ihm eine neue Richtung an, in der Paul Cauthen seiner Kreativität und seinem bissigen Humor freien Lauf lässt.

Velvet Rose – Thirty Tigers/Membran (2022)
Stil: Country and more

Tracks:
01. Country As Fuck
02. Caught Me At A Good Time
03. High Heels
04. Country Clubbin’
05. Campagne And A Limo 2
06. Fuck You Money
07. Cut A Rug
08. Till The Day I Die
09. Roll On Over
10. Country Coming Down

Paul Cauthen
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

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