Brian Fallon – Night Divine – CD-Review

Review: Michael Segets

Brian Fallon, der ehemalige Frontmann von The Gaslight Anthem, verfolgt seit fünf Jahren eine Solokarriere. Nach den rockigen „Painkiller“ (2016) und „Sleepwalkers“ (2018) schlug er mit „Local Honey“ (2020) bereits ruhigere Töne an und leg nun ein nochmals reduzierteres Werk vor. Auf „Night Divine“ interpretiert er traditionelle Kirchen- und Weihnachtslieder.

Seine frühesten musikalischen Erfahrungen verbindet Fallon mit dieser Musik. Die Songs nahm er zu Hause auf, wobei auch seine Mutter mitwirkte, die ihm diese Lieder in seiner Kindheit oft vorsang. Die meisten Hörer hierzulande werden zumindest zu Weihnachten an den deutschen Versionen von „Silent Night“, „O Holy Night“ oder auch „The First Noel“ nicht vorbeigekommen sein. Fallon performt sie mit wenig Pathos und unterlegt sie instrumental zurückhaltend hauptsächlich mit Klavier und akustischer Gitarre. Unabhängig davon, ob er bekannte Titel oder selten gehörte interpretiert, gibt Fallon ihnen eine ganz persönliche Note mit.

Weniger eng mit den Festtagen verbunden sind einige Gospel-Klassiker. „Amazing Grace“ wird von Fallon ins Mikro gehaucht und lediglich mit Klavier begleitet, bevor sich am Ende noch etwas Synthesizer hineinmischt. Die Version setzt einen Kontrapunkt zu den oftmals bombastischen Interpretationen der Chöre. Auch „Angels We Have Heard On High“, mit akustischer Gitarre und etwas Slide arrangiert, erweckt nicht den Eindruck eines Kirchenliedes, sieht man von den einzelnen lateinischen Versen ab. Bei „The Blessing“ erzeugen Refrain und Backgroundgesang eine sakrale Atmosphäre, die in den Strophen nicht im Vordergrund steht. Stattdessen geht der sehr stimmungsvolle Song als erdiger Americana-Titel durch.

Gerade den Stücken, die nicht so geläufig sind, merkt man nicht an, dass sie aus dem kirchlichen Kontext stammen, sofern man nicht auf die Texte achtet. „Sweet Hour Of Prayer“, „Leaning On The Everlasting Arms“ oder „Nearer My God To Thee“ könnten auch in der Folktradition der Singer/Songwriter stammen. Besonders bei den beiden letztgenannten Titel transportiert der Gesang von Fallon viel Emotion. Aber an ihm scheiden sich bekanntlich die Geister.

Das Highlight des Albums stellt „Virgin Mary Had One Son” dar. Die Interpretationen von Odetta und Joan Baez inspirierten Fallon zu seiner Version, die als Soundtrack eines Western dienen könnte. Der Song wird vor, während und nach dem Heiligen Abend den Weg durch meine Boxen finden.

Brian Fallon präsentiert auf „Night Divine“ Weihnachtslieder und Gospels stripped-down. Dabei gelingen ihm Versionen, die sich von bekannten absetzen. Darüber hinaus interpretiert er weniger geläufige, akustisch gehaltene Spirituals. Gerade diese Songs sorgen dafür, dass das Album nicht nur zur Weihnachtszeit Gehör finden kann.

Lesser Known Records – Thirty Tigers/Membran (2021)
Stil: Spirituals

Tracks:
01. Virgin Mary Had One Son
02. Amazing Grace
03. O Holy Night
04. Nearer My God To Thee
05. Leaning On The Everlasting Arms
06. The First Noel
07. Sweet Hour Of Prayer
08. Angels We Have Heard On High
09. Silent Night
10. The Blessing

Brian Fallon
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Oktober Promotion

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