Ben Granfelt Band – 25.10.2021, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Der 25.10.2021 kann als ganz besonderer Montagabend seit Bestehen der Krefelder Kulturrampe gesehen werden. Erstmals seit 600 Tagen ohne Konzerte, fand endlich wieder ein Konzert auf der schrägen Bühne der statt, nachdem seit März 2020 coronabedingt die Events auf das Openair-Gelände des Schlachtgartens verschoben worden waren.

Schon am Eingang der Rampe zeigte sich, dass Pille Peerlings und sein Team die eventfreie Zeit genutzt haben, um den Laden etwas aufzuhübschen. Eine Überdachung über den vorgelagerten kleinen Biergarten mit einem Bildschirm, der live das Geschehen in der Rampe überträgt, sorgt dafür, dass auch draußen die Besucher geschützt sind und beim frische Luft schnappen das Konzert weiter verfolgen können.

Beim Betreten der Innenräume konnte man bei langjährigen Rampengängern ein Staunen feststellen. Das Ziegelmauerwerk, das von seinem, in die Jahre gekommenen Putz befreit worden war und die nun freiliegende Holzdeckenkonstruktion sowie ein riesiger fensterartiger Durchbruch von der Kneipe zum Konzertsaal, geben der Location deutich mehr Gemütlichkeit und eine scheinbar größere Weite.

Um diesen Umbau und das Wiederaufleben der Kulturrampe entsprechend zu würdigen, kamen Ben Granfelt und Band gerade Recht. Zunächst betrat Pille Peerlings unter dem Applaus der etwa 80 Besucher, was für einen Montagabend eine beachtliche Zahl ist und bei 100 zugelassenen Gästen eine sehr gute Auslastung bedeutet, die Bühne. Symbolisch zerriss er den Zettel, der jetzt schon so lange darauf hinwies, dass im Moment keine Veranstaltungen hier durchgeführt werden, und gab zum Besten, dass Rock`n`Roll doch eine Lösung ist, und bat den schon im Publikum wartenden Ben Granfelt samt Band auf die Bühne.

Im Sturm eroberte der charismatische Finne die Herzen der Fans. In einer Mischung aus Englisch und Deutsch machte Granfelt die Ansagen und gab manches zum Entstehen der Songs und aus dem Geschehen um die Band preis, sowie zum Beispiel den Wiederkauf seiner alten hellblauen Fender- Gitarre, die er mal aus Geldnot verkauft hatte und plötzlich in einem Pfandhaus stehen sah und wie er dann von einem Freund beim Rückkauf unter die Arme gegriffen wurde.

Was sich musikalisch in den zwei Sets über insgesamt über zwei Stunden abspielte, war dann atemberaubend. Unterstützt von seiner Rhythmussektion um Bassisten Masa Maijanen, der zum Glück von einer schweren Coronaerkrankung wieder genesen ist und dem jungen Drummer Jari Salminen, feuerte Granfelt ein regelrechtes Feuerwerk an seinen beiden Gitarren ab, was zeigte, dass er mit Sicherheit zu den Topgitarristen in der Szene zählt.

Auch stimmlich hat Granfelt sich so weiterentwickelt, dass diese nicht im Gewitter der Instrumente untergeht. Die Songauswahl an dem Abend war eine bunte Mischung aus älteren eigenen Songs, einigen Tracks aus dem aktuellen Studioalbum „True Colours“ sowie Coverversionen, die in der präsentierten Form schon etwas Besonderes waren.

Hervorzuheben aus dem ersten Set, war das emotionale „Last Notes“, im Andenken an seinen Vater, „My Soul To You“ und natürlich „Faith Hope & Love“, das er in seiner Zeit für Wishbone Ash geschrieben hatte und seine Qualitäten im Songwriting beweist. Beeindruckend war, wie er die Gitarre in den Soloparts regelrecht singen ließ.

War das erste Set schon ziemlich fulminant, verstand es Granfelt im zweiten Set noch einen drauf zu setzen. Das schon dem Titel nach anmutende Instrumental „Oriental Express“, das einen scheinbar in die Welt des Orients transportierte, machte die Virtuosität Granfelts, aber auch die Dynamik und Spielfreude der gesamten Band deutlich und sorgte für einige exstatisch mittanzende Fans.

Mit „Breathe“ wurde es vor dem Finale Furioso noch einmal etwas ruhiger und Granfelt bewies, dass man diesen Song auch als Trio präsentieren kann, ohne das etwas fehlt. Einer der absoluten Höhepunkte war dann, als Granfelt den J.J. Cale-Song „Cocaine“ ankündigte und sagte, dass er diesen in einer Hendrixversion spielen würde. Nach einem kurzen Intro („Crosstown Traffic“) erklang das für Cocaine typische Riff, aber in einer Geschwindigkeit und Dynamik, welche deutlich machte, warum Eric Clapton als Slowhand betitelt wird.

Hier war Fasthand Granfelt am Werke, der fast dafür sorgte, dass die Decke der Rampe abhob. Dass ein bisschen „Sunshine Of Your Love“ von Cream eingebaut wurde und die letzte Strophe in bester Bob Marley-Manier gespielt wurde, sei nur an Rande erwähnt.

Zum Abschluss kündigte er noch das obligatorische, fast hymnische „Going Home“ an, nach dem fast nichts mehr gehen kann, er sich in der Anmoderation aber noch den Spielraum für eine Zugabe gab. Da die Fans genug Lärm machten, fing Granfelt an von einer Nacht im Hotel in Hamburg zu erzählen, wo er aufwachte und glaubte er wäre David Gilmour. Daraus entstand ein Instrumental „Late Night In Hamburg“, dass vom Gitarrensound und Feeling auf Pink Floyd-Scheiben gepasst hätte und einen würdigen Abschluss eines eindrucksvollen Konzertabends bildete.

Direkt von der Bühne weg, begab sich Granfelt und der Rest der Band zum Smalltalk und Signieren von Fanutensilien zum Merchandisingstand und zeigte auch dort mit einer Gelassenheit und guten Laune die Seite, die Fans an Musikern überaus schätzen.

Ein besonderer Dank, neben den Musikern, gilt natürlich Pille Peerlings und seinem Team, die dieses Ereignis in einer runderneuerten Kulturrampe ermöglichten. Fortsetzungen folgen, Rock`n`Roll ist eine Lösung!

Line-up:
Ben Granfelt – guitars, lead vocals
Masa Maijanen – bass
Jari Salminen – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Ben Granfelt
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Kulturrampe Krefeld

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