Christopher Paul Stelling – Best Of Luck – CD-Review

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Review: Michael Segets

Christopher Paul Stelling bezeichnet seine Musik als Folk und wehrt sich gegen die Einordnung in das Americana- oder irgendein Alternative-Genre. Dabei ist der Singer/Songwriter sicherlich kein Purist, der nicht über den musikalischen Tellerrand schaut.

Wie für einen Folksinger anzunehmen, dominiert die akustische Gitarre die meisten Beiträge auf „Best Of Luck“. „Made Up Your Mind“ ist so ein genretypischer Song, bei dem sich die Begleitung im Wesentlichen auf diese reduziert. Sein Können an den Saiten zeigt Stelling auch bei dem Instrumentalstück „Blue Bed“.

Das wohl in einem kreative Rutsch entstandene „Have To Do For Now“ und „Something To Return“ profitieren von der Rhythmusarbeit, für die sich Stelling Schlagzeuger Jimmy Paxon (Stevie Nicks, Dixie Chicks) und Mike Valerio (Randy Newman), der den Upright-Bass zupft, holte. Die Melodien von „Waiting Game“ und „Goodnight Sweet Dreams“ werden von Stellings Klavier getragen. Der zweitgenannte Titel hat ebenso wie „Lucky Stars“ etwas von einem Gutenachtlied. Julia Christgau singt hier im Background und Ben Harper steuert die Lap Steel bei.

An der Realisation des Longplayers hatte Harper großen Anteil. Er gab den Anstoß dafür, dass Stelling die Songs einspielte. Harper übernahm auch den Sitz auf dem Produzentenstuhl. Diesen abzugeben, war eine neue Erfahrung für Stelling, der seine vier bisherigen Alben selbst produzierte. Thematisch drehen sich die Lyrics auf „Best Of Luck“ um Vertrauen, um unabgeschlossene Episoden der Vergangenheit und den Aufbruch zu ungewissen Ufern.

Der überwiegende Teil der CD schlägt ruhige Töne an, wobei Stelling sanft seine ausgefeilten Texte singt. „Hear My Calling“ überrascht daher, wenn Stelling mit sich überschlagender Stimme losrockt und dabei die E-Gitarre auspackt. Ebenfalls einen raueren Klang legt er bei „Until I Die“ in seinen Gesang. Während hier Anleihen beim Blues zu hören sind, verweist „Trouble Don’t Follow Me“ auf den Gospel. Die drei unterschiedlichen Uptempo-Nummern sind rundum gelungen und die Songs des Albums, die im Gedächtnis bleiben.

Christopher Paul Stelling lotet auf „Best Of Luck“ die Grenzen des Folks aus. Die Kompositionen folgen genretypischen Mustern, wobei durch die dezente Variation der Instrumentierung keine Monotonie aufkommt, aber der letzte Funke springt bei manchen langsameren Titeln nicht so richtig rüber. Größeren Wiedererkennungswert als die Balladen haben die rockigeren Stücke, bei denen vor allem der Gesang mehr Ecken und Kanten offenbart und so stärkere Konturen entwickelt.

Durch seine ausgiebigen Tourneen in den letzten zehn Jahren schaut der Mann aus Florida, der mittlerweile in North Carolina lebt, auf reichlich Bühnenerfahrung zurück. Im Frühjahr und Herbst sind Auftritte in Deutschland angekündigt, bei denen sich zeigen wird, wie die Songs live wirken.

Anti-/Indigo (2020)
Stil: Folk, Folk Rock

Tracks:
01. Have To Do For Now
02. Lucky Stars
03. Trouble Don’t Follow Me
04. Until I Die
05. Made Up Your Mind
06. Blue Bed
07. Something To Return
08. Hear My Calling
09. Waiting Game
10. Goodnight Sweet Dreams

Christopher Paul Stelling
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