The Road Hammers – Same – CD-Review

Ich persönlich bin eigentlich die letzte Person, der es als tag-täglicher Pendler auf der A42 auch nur annähernd einfallen würde, ein freundliches Wort über LKW-Fahrer (oder im amerikanischen Wortgebrauch Trucker), den selbsternannten Königen der Straßen, zu verlieren, geschweige denn irgendwelche Loblieder über sie zu kreieren.

Ok, es kommt letztendlich immer auf den Blickwinkel an, aus dem man die Geschichte betrachtet, und wie meist, liegt es dem Autor dieses Beitrages fern, alle Leute über einen gemeinsamen Kamm zu scheren. Wie in jedem Lebensbereich gibt es nun mal positive und negative Beispiele. Und in den landschaftlich anspruchsvollen Weiten des amerikanischen Kontinents hat das Truckerdasein auch sicherlich einen differenzierten Stellenwert und ist von einer ganz anderen Motivation geprägt, als in den von bald unverantwortbaren Zeitdruck dominierten Blechansammlungen auf den Straßen unserer hiesigen, recht tristen Gefilde.

Der gemeinsame Nenner, der mich mit besagter Berufsgruppe jedoch verbindet, ist die Liebe zu qualitativ niveauvollem Country-, New Country- oder Southern-Rock, womit wir dann beim eigentlichen Thema wären. The Road Hammers, ein Projekt des kanadischen ‚Male Vocalist Of The Year 2004‘, Jason McCoy, der mich vom Typus und seiner Ausstrahlung ein wenig an den jungen Ronnie Van Zant erinnert (zusammen mit seinen Bandmates Clayton Bellamy und Chris Byrne), beschäftigt sich jedenfalls auf den gerade eben angeführten musikalischen Terrains in den meisten Songs auf ihrem gleichnamig benanntem Debütalbum mit den Vorzügen, dass dieses Trucker-Dasein so zu bieten scheint. Und dies tun sie mit einer emotionalen Authentizität und Liebe zum Detail, so dass man am Ende der CD zugeben muss, hier wirkt nichts aufgesetzt, das passt zusammen. In den nächsten knapp fünfzig Minuten dominieren dann auch Wörter wie ‚road‘, ‚highway‘, ’steel‘, ‚traction‘, ‚wheel‘, ‚drive‘, ‚diesel‘, ‚truckin‘ etc. wie ein roter Faden das Vokabular der Band.

Los geht’s standesgemäß mit dem Anschmeißen eines Truckmotors („Ignition“), und, wie man auf dem Silberling enthaltenen Video entnehmen kann, mit dem unverstehbaren Gebrubbel eines alten Mannes in ein von der Decke hängendes Mikrophon, was wahrscheinlich den freudig praktizierten Funkverkehr der Gilde simulieren soll. Dann fetzt ihre nach sich selbstbetitelte Party-Hyme „I’m A Road Hammer“ los. Schwüle Südstaaten-Atmosphäre (ähnlich wie bei „If That Ain’t Country“ von Anthony Smith), ein mit rauchiger Stimmer vorgetragener, an der Grenze zum Sprechgesang liegender Strophenbereich (erinnert an Trace Adkins‚ „Songs About Me“ ), gefolgt von einem zum Mitgrölen einladenden Refrain, und klasse eingebrachten (Slide-) Gitarren- und Mundorgelparts deuten direkt an, wo hier der Hammer hängt.

Bei „Overdrive“ wird das Gaspedal dann direkt bis zum Anschlag durchgedrückt. Beim honkytonk-behafteten „Keep On Truckin'“ ragen auch die herrlich southern-typischen weiblichen ‚ooh-ooh‘-Backs heraus. Selbst so richtige Countryheuler wie „Girl On The Billboard“ (im Stile von Dwight Yoakam oder Brian Capps), „Eastbound And Down“ oder „Nashville Bound“ machen dank flotter und technisch brillanter Instrumentierung von begnadeten Zusatzmusikern wie u. a. Al Anderson, Pat Buchanan, Russ Pahl, Bryan Sutton, Glenn Worf oder Chad Cromwell enormen Spaß.

Den Truckstop zum Ausatmen bilden die zwei balladeskeren Nummern „Call It A Day“ und das wirklich fantastische Cover „Willin'“ vom bereits verstorbenen Little Feat-Chef Lowell George, auf der Jason McCoy eine superbe Vokalleistung hinlegt. Als Abschluss gibt es (neben am Ende angehängten überflüssigen Albereien) noch zwei weitere Knaller. Zum Einen „The Hammer Goin‘ Down“ aus der Feder von Chris Knight und Dean Miller, das von einem wunderbaren Mandolinenrhythmus geführt wird, und mit herrlichen Banjofills und satten Gitarren gespickt wurde, und daher wunderbar rockig rüberkommt, sowie der Opener noch mal in der Reprise-Version, die dank des klareren, erdigeren Klangs mir noch besser gefällt, als die ohnehin schon grandiose Eröffnungsnummer.

Fazit:  Wer bei dieser geilen Scheibe keinen audiophilen Hammer bekommt, leidet unter musikalischen Potenzstörungen und sollte schnellstens den Country-Rock’n’Roll-Doktor aufsuchen. The Road Hammers. Einfach hammerhart!

Open Road Recordings (2005)
Stil: Country Rock

01. Ignition
02. I’m A Road Hammer
03. Overdrive
04. Keep On Truckin‘
05. Girl On The Billboard
06. Heart With Four Wheel Drive
07. East Bound And Down
08. Call It A Day
09. Nashville Bound
10. Willin‘
11. The Hammer Goin‘ Down
12. I’m A Road Hammer (Reprise)
13. Flat Tires
14. Absolutely Nothing

The Road Hammers
The Road Hammers bei Facebook
Bärchen Records

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert