Sara Evans – Stronger – CD-Review

Sara Evans is back! Nach fast sechsjähriger Abstinenz kehrt eine der großen, mit unzähligen CD-Verkäufen und zig Auszeichnungen prämierten Sängerinnen der New Country-Szene mit einem neuen Studioalbum zurück. Obwohl sie nicht völlig untätig war (es gab neben Fernsehaktivitäten auch das eine oder andere schöne Duett mit Leuten wie Pat Green oder Brad Paisley) hatte es in der Zwischenzeit lediglich zu einer Greatest Hits-Kompilation gereicht, Schlagzeilen hatte sie aber eher durch den öffentlich ausgetragenen Scheidungskrieg mit ihrem Ex-Ehemann Craig Schelske gemacht. Seit sie mit dem früheren Quaterbeck der Alabamy University Jay Barker verheiratet ist, haben sich die Wogen jedoch wieder geglättet und damit scheint Sara auch wieder den Kopf für ihre eigentliche Passion frei bekommen zu haben.

Der Titel des neuen Werks „Stronger“ ist jedenfalls äußerst passend gewählt. Man erlebt eine Sara Evans so stark wie lange nicht. Ja, ihre Musik wirkt spürbar befreit. Fünf der zehn durchgehend starken Kompositionen hat sie dabei als Co-Autorin mitgestaltet. Das Album wird durch „Desperately“ eröffnet, ein Song, der mit einem swampigen Banjo-Intro startet, aber dann durch ein poppiges Ambiente, mit einem sehr fluffigen Refrain Marke Sugarland abgelöst wird. Geschrieben übrigens mit ihrem Langzeit-Mitkomponisten Marcus Hummon, der auf allen ihrer bisherigen Werken vertreten ist. Klasse!

Ganz großes New Country-„Kino“ bietet dann der Titelsong „A Little Bit Stronger“, der ihr von Lady Antebellum-Sängerin Hillary Scott (und Luke Laird sowie Hillary Lindsey als Co-Autoren) beigesteuert wurde. Tolle E-Gitarrenarbeit, zunächst entspannter Gesang, der dann von einem Powerrefrain abgelöst wird, Steelguitar-Fills, Mandolinengezirpe, voluminöse Gitarrenläufe, klasse Solo am Ende, alles was, eine mitreißende Powerballade des Genres auszeichnet. Das Lied ist auch Bestandteil des Soundtracks zum Film „Country Strong“ mit Gwyneth Paltrow und Tim McGraw als beteiligte Schauspieler. Der alte Rod Stewart-Song „My Heart Can’t Tell No“ wurde mit einem Hauch von Melancholie in eine schöne, typische Countryballade (mit heulenden Steel-Fills) umgewandelt. „Anywhere“ kommt wie ein Beweis für die Rückkehr zu Saras neu gewonner Fröhlichkeit daher. Ein rhythmischer, mit Banjo, E-Gitarren und Orgel-Pfeifen durchzogener Track mit euphorischem Refrain, der einfach nur gute Laune verbreitet.

Eine emotionale Ballade im Stile der ‚Grand Dames’ der Szene ist „Alone“. Eine traurige Fiddle und filligranes Dobrospiel dominieren dieses unter die Haut gehende Lied. Grandiose, quirlig gespielte Akustikgitarrenarbeit zieht sich wie ein roter Faden durch „Ticket To Ride“ (hierbei handelt es sich aber nicht um eine Coverversion des Beatles-Klassikers). Die dazu kommende E-Gitarre ähnelt ein wenig Keith Urban zu seiner The Ranch-Zeit. Am Ende des Stückes brilliert Sara mit der ganzen Kraft ihrer Stimme und wird dann von einer tollen Instrumentalpassage abgelöst. Stark! Peppigen New Country-Stoff bietet dann „Life Without Losing“, der Refrain hat ein wenig Stevie Nicks-Flair. „Frau verliert ihren betrunken fahrenden Ehemann bei einem Verkehrsunfall“ lautet die Thematik von „What That Drink Cost Me“, verpackt in eine weitere typische emotional besungene Countryballade, durchtränkt mit Steel, Fiddle und Mandoline.

„Wildfire“ erinnert mit seiner leicht blumigen Retro-Note an Sachen von Little Big Town. Den zweiten ganz großen Höhepunkt der CD (neben dem Titelsong) hat sich Sara für’s Ende aufgespart. Und zwar eine Bluegrass-Version ihres wohl größten Hits „Born To Fly“ (damals „Video of the year“). Herrlich, da sieht man sie vorm geistigen Auge auf der Veranda einer schönen Villa sitzen und singen, umkreist von den ganzen Klassemusikern, die ihre Finger über die ganzen verwendeten Saiteninstrumente (Banjo, Dobro, Akustikgitarre) fliegen lassen und dazu einen grandiosen, stampfenden (Percussion) Groove erzeugen. Einfach phänomenal gespielt und ein großartiger Abschluss zugleich! Mit „Stronger“ ist Sara Evans ein tolles Comeback gelungen.

Ein echtes Major-Album, mit erstklassigen Songschreibern, tollen Musikern (das bekannte Who-Is-Who der Nashville- Studiomusikergilde, das sich hier wohl ganz besonders ins Zeug gelegt hat) und einer augenscheinlich wieder erstarkten Protagonistin. Im Klappbooklet sind dazu schöne Fotos einer strahlenden Künstlerin und alle Texte abgebildet. Produziert haben der junge, ehrgeizige Nathan Chapman, Urgestein Tony Brown und Marti Frederiksen. Sara Evans’ Rückkehr mit „Stronger“ unter die großen weiblichen New Country-Interpretinnen Nashvilles ist überaus eindrucksvoll gelungen! Bestnote dafür von uns!

Mercury Records (2011)
Stil:  New Country

01. Desperately
02. A Little Bit Stronger
03. My Heart Can’t Tell You No
04. Anywhere
05. Alone
06. Ticket To Ride
07. Life Without Losing
08. What That Drink Cost Me
09. Wildfire
10. Born To Fly (Bluegrass Version)

Sara Evans
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Bärchen Records

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