Es fällt manchmal schwer, die passenden Worte in einem Konzertbericht zu finden, wenn diese, aus welchem Grund auch immer, in fast leeren Clubs stattfinden. Deshalb zunächst einmal das Positive, der Bericht über ein hörenswertes Konzert der südafrikanischen Band Watershed und danach eine Beschreibung der Situation für Clubs, Veranstalter und Bands in der derzeitigen Situation.
Gerade einmal etwa 40 Besucher hatten sich im Dortmunder Musiktheater Piano eingefunden, als Florian Lohoff die Gäste mit einem kurzweiligen Programm unterhielt. Er hatte schon vorher Samples eingespielt, zu denen er dann live die Gitarre einspielte und sang. Aus produktionstechnischen (evtl. auch aus monetären) Gründen, war nur diese Form möglich. Dennoch wurde seine soulig-rockige Musik mit einigen Funkelementen sehr gut aufgenommen.
Gegen 21:00 Uhr begannen dann die vier Südafrikaner, die vor etwa 22 Jahren mit „Indigo Girl“ einen beachtlichen Erfolg in Deutschland hatten. Im Vordergrund stand dabei der Gründer und Songwriter der Band, Craig Warren Hinds, mit seiner markanten Stimme, welche zuweilen an die alten REM oder auch an Coldplay erinnerte.
Die Band spielte dabei ein Repertoire aus Ihrer Anfangszeit, wo natürlich „Indigo Girl“ der am meisten erwartete Song war, bis zum aktuellen Album „Elephant In The Room“. Das Quratett allerdings auf diesen einen Song zu reduzieren, würde den Südafrikanern nicht gerecht werden. So kamen die neuen Stücke, unter anderem der Titelsong „Elephant In The Room“, „Close To You“ oder „African Stars“ bei den Fans bestens an, was sich auch am lautstarken Applaus und teilweise tanzendemn Mitgehen zeigte.
Die eingestreuten Coversongs „I’m On Fire“ von Bruce Springsteen und der Leonard Cohen-Klassiker „Halleluja“ legten die Bandbreite Hinds mit seiner Stimme offen. Dazu kamen seine guten Fähigkeiten als Entertainer, an der Akustikgitarre und auch am Piano. Einige Songs performte er nur dezent begleitet von Gitarristen Gideon Botes, wie auch die erste Zugabe „Flashligt“.
Dabei zauberte er zuweilen träumerische Stimmungen ins Musiktheater Piano. Für mich war aber die Version von „Watch The Rain“, als letzter Song vor den Zugaben, der absolute Höhepunkt. Über mehrere Minuten spielte die Band eine groovende Endlosschleife, in der Bassist Quintin Askes und Drummer Howie Combrink ihre Rhythmusfähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellen. Der musikalisch eindrucksvolle Abend wurde durch die Fannähe der Band abgerundet, die sich noch weit nach dem Ende des Konzertes mit den Fans am Merchandisingtand unterhielt.
Wer auf der Tour die Möglichkeit haben sollte, ein Konzert der Südafrikaner zu besuchen, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und Band wie Veranstalter und Club zu unterstützen. Wer auf Musik im Stile von Bands wie REM oder Coldplay steht, wird mit einem Besuch mit Sicherheit nicht daneben liegen. Oft werden kleine Schätze auch in den Clubs gefunden, denen leider im Moment oft die Unterstützung der Musikfans fehlt.
Zum Abschluss möchte ich aber meine Gedanken zur Situation gerade der Clubs beschreiben. In den letzten Wochen besuchte ich recht viele Konzerte, vom Yard Club in Köln, über die Kulturrampe in Krefeld, das Zentrum Altenberg in Oberhausen, das Resonanzwerk in Oberhausen, dem Musiktheater Piano in Dortmund, aber auch größere Venues, wie die Mitsubishi Electric HALLE in Düsseldorf, die Live Music Hall und die Lanxess Arena in Köln, sowie die Arena in Oberhausen und das Grolsch Blues Festival in Schöppingen.
Nur Schöppingen und die Live Music Hall mit Larkin Poe waren ausverkauft und BAP sorgte beim Heimspiel für eine fast volle Lanxess Arena. Joe Bonamassa oder Whitesnke sorgten für halbwegs ordentliche Besucherzahlen, dass vermutlich zumindest kein Verlust gemacht wurde.
Von den anderen Clubs kann das nicht unbedingt gesagt werden, da diese zuweilen von nur 8–60 Gästen präsent waren, dass eine Mischkalkulation, mit der die Konzerte zumindest kostenneutral über die Bühne gehen, nicht greifen konnte. Wo kaum Besucher sind, geht auch kein Geld über den Tresen, was auch ein wichtiger Faktor ist, die Angestellten in den Clubs zu bezahlen.
Wenn die Bereitschaft, Konzerte in den kleinen bis mittleren Locations zu besuchen, sich nicht gravierend ändert, besteht durchaus die Gefahr, dass es manche Clubs bald nicht mehr geben wird. Ist aber auch gar nicht so schlimm. Dann kann man ja die unpersönlichen Konzerte in den großen Arenen besuchen, wo die meisten Besucher die Band am Horizont erahnen können und dafür zum Teil unverschämte Preise zahlen.
Die Basis für die Musik sind die kleinen Clubs, aus denen sich die besten Bands hocharbeiten. Genau diese Möglichkeit wird mit einen Clubsterben genommen werden. Aber auch egal, dann kann man sich manche Bands ja so lange anschauen, bis deren Mitglieder im Rollstuhl auf die Bühne geschoben werden.
Was ging vor einem Jahr für ein Jammer durch die Gemeinde der Musikfreunde. Solidarität mit der Clubszene wurde zumindest mündlich ausgesprochen und dass der Staat unterstützen müsse. Dann kam es in diesem Jahr wieder zu Konzerten unter 3G-Bedingungen und da hörte man von so einigen lauten Stimmen, dass sie unter der Bevormundung nicht mehr zu Konzerten gehen.
Nun ist die Situation, dass praktisch alle einschränkenden Faktoren beendet sind, mit dem Ergebnis, dass die kleinen Clubs und Hallen oft nur zu 10–30 % gefüllt sind und in vielen der genannten Clubs fast kein Konzert mehr kostendeckend stattfinden kann. Ich frage mich mittlerweile, was Clubs und Veranstalter tun können, um wieder für mehr Zuspruch in den Läden zu sorgen.
Es liegt jetzt auch an den Musikfreunden, die Wohlfühloase der eigenen Coach zu verlassen und das Risiko einzugehen, Clubkonzerte zu besuchen. Es gibt genügend Möglichkeiten, das potentielle Risiko einer Infektionserkrankung oder deren Folgen zu reduzieren. Wenn es mit den Besuchen der Clubs so weitergeht, braucht man sich über die Risiken von Infektionen in Clubs keine Gedanken mehr zu machen, da es diese Kulturform dann nur noch rudimentär gibt.
Man kann man sich ja dann gestreamte Konzerte im Wohnzimmer anschauen. Vielleicht gibt es dann auch noch die Möglichkeit, dass die Musiker die Streams digital unterzeichnen. Wenn es so weitergeht, kann der Refrain des Neil Young-Songs „Hey Hey My My Rock´n´Roll Will Never Die“ in die Kategorie der Fakenews eingeordnet werden.
Line-up:
Craig Warren Hinds – vocals, guitar, piano
Gideon Botes – guitar
Quintin Askes – bass
Howie Combrink – drums
Text und Bilder: Gernot Mangold
Watershed
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