Laidlaw – The Foam Box Sessions – CD-Review

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„Öfter mal was Neues“, nach diesem Motto scheint besonders Laidlaw-Führer Craig DeFalco sein musikalisches Leben zu bestreiten. „Revolution Is Coming“ heißt es auf Laidlaws drittem Album „The Foam Box Sessions“, dass unter der Regie von Joe Hardy (ZZ Top, Steve Earle) in Houston, Texas produziert wurde. Die bandinterne Revolution hatte aber wohl bereits im Vorfeld stattgefunden, mit dem Ergebnis, dass nicht wie beim letzten Mal nur der Sänger und Produzent, sowie Entdecker Nikki Six (übrigens Bassist von Mötley Crue) auf der Strecke blieben, sondern diesmal die gesamte restliche Truppe.

Übrig blieb Leader Craig DeFalco. Aber nicht nur personaltechnisch führt die DeFalco-Gefolgschaft ein bewegtes Leben, auch stilistisch hat man sich scheinbar einen ständigen Wandel auf die wehenden Fahnen geschrieben. Beim starken Debüt „First Big Picnic“ hieß noch 1999 die Maxime ‚Southern-orientierter Hard-Rock‘, die beim hervorragenden Nachfolger „Laidlaw“ von 2004 durch ‚Countryfizierten Southern-Rock‘ abgelöst wurde (sh. auch alten Artikel). Mittlerweile hat sich die Band wieder von den etwas ruhigeren Tönen abgewendet, und dem psychedelisch-southern-angehauchtem Retro-Rock zugewendet. So was muss man erst mal hinkriegen, aber hier wurden die stilistischen Übergänge dank hervorragender Musiker wirklich fließend gemeistert.

Das aktuelle Laidlaw-Line-Up gibt sich wie folgt. Robbie Locke – lead vocals; Brian Huffman – guitars, lap steel, mandolin, harp, bouzouki, background vocals; Eric Jarvis – bass, guitars, B-3 Organ, background vocals; Greg Hokanson – drums, background vocals. Ein Verdienst sicher auch von Sänger Robbie Locke, dessen Stimmlage sich von Ex-Frontmann Joey Pantera kaum unterscheidet, und der mit einer ebenso rotzig-dreckigen Röhre den recht aggressiv-kraftvollen Tönen seiner Mitstreiter bestens Paroli bietet. Ein merklicher Gewinn ist sicher Drummer Greg Hokanson, der mit teilweise maschinengewehrartigen Trommelwirbeln dem Sound der Band erheblich mehr Volumen und Power verleiht.

Die beiden Gitarristen setzen diesmal den Schwerpunkt weniger im Solo-Bereich (von denen es natürlich aber auch einige zu bewundern gibt), liefern sich jedoch in der wechselseitigen Untermalung mit psychedelischen-Retro-E-Riffs, wie einst Jimi Hendrix oder Jimmy Page ihre ständigen kleinen Duelle. Dafür präsentieren sie sich dann mal exklusiv an ihren Nebeninstrumenten wie DeFalco an der Dobro bei „Let Your Love Shine“ oder Huffman an der Harmonika beim texas-bluesigen Stomping-Rocker „Austin City Wendy“, beim Bouzouki-Intro von „Down So Long“ oder beim Mandolinen-Break von „Swan Song“. „Over the hills and far away there’s a whole lotta love…“ heißt es hier, und der Song ist wie schon beim letzten Mal bei „Ode To Ronnie (Lynyrd Skynyrd-Tribute)“ als titelbestückte Hommage an eine weitere Band gedacht, die als maßgeblicher Einflussgeber in ihrer Bio benannt ist, nämlich Led Zeppelin.

Weitere Bezugsgrößen gehen in Richtung Black Crowes, vielleicht ein wenig Lenny Kravitz beim recht überdrehten „War Machine“, und die zum Teil meditationsinspirierten Stücke wie „Open Up Your Mind“ und die abschließende sechs-minütige Ballade „A Little Time“ (starkes Mellotron-Intro und emotionale Streicherunterlegung von Joe Hardy), die im weitesten Sinne so ein wenig Flair von „Seagull“, dem Abschlussstück des einstigen Bad Company-Klassikers „Bad Company“ vermitteln.

Der Southern-Rock lebt dann vornehmlich in den melodischen, aber ebenfalls auf recht hohem Tempo beweglichen Songs wie „Sunshine Woman“ (schönes E-Break) oder „Nascar Superstar“ (klasse Slide-Gitarren). Nach einer wirklich sehr powervollen Dreiviertelstunde muss man selbst nach der oben erwähnten Abschluss-Ballade erst mal tief durchatmen, die Band ging wirklich ein enormes Tempo. Die Scheibe bietet höchstes Musikniveau und ist sowohl für die härtere Fraktion als auch für Anhänger klassischer, im Dunstkreis befindlicher o.a. (Retro-)Rock-Bands durchaus als antestenswerte Alternative zu empfehlen.

Der neben Southern Rock schwerpunktmäßig (New-) Country-liebende Autor des Artikels möchte allerdings nicht verheimlichen, dass ihm die zweite Scheibe aufgrund ihrer ruhigeren und insgesamt melodischeren Art nach seiner persönlichen Definition besser gefallen hat als „The Foam Box Sessions“, und er vor allem die bis dato immer verwendeten, tollen weiblichen Backs vermisst. Aber wer weiß, was Craig DeFalco, alias Laidlaw demnächst wieder für Überraschungen in petto hat, die nächste Revolution kommt bestimmt…

Yessir Records (2006)
Stil: Rock / Southern Rock

01. Intro
02. Revolution Is Coming
03. Let Your Love Shine
04. Open Up Your Mind
05. Swan Song (Tribute To Led Zeppelin)
06. War Machine
07. Sunshine Woman
08. Austin City Wendy
09. Nascar Superstar
10. Are You Living Your Dream
11. Down So Long
12. A Little Time

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