Steve Mednick / Ambling Toward The Unknown – CD-Review

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Steve Mednick ist neben seinem musikalischen Treiben in erster Linie Rechtsanwalt. Rechtsanwälte kann ich, um ehrlich zu sein, überhaupt nicht ausstehen. Ich halte sie neben einigen anderen Gruppierungen unserer immer unerträglicher werdenden Gesellschaft für eines der großen Grundübel unserer Zeit, wobei mir natürlich nicht fremd ist, dass man solche Sachen eigentlich immer differenziert betrachten muss und keine Allgemeinurteile fällen sollte.

Aber, wenn ich allein schon an meinen nervtötenden, arroganten, Klassik-liebenden Nachbarn (man fragt sich, vor allem angesichts seines verkorkstem Lebens und asozialen Verhaltens, warum) denke, der bei mir ständig im Innersten teuflischste Mordgelüste erweckt und ich dabei noch gewisse äußerliche Ähnlichkeiten zu einem Mednick-Foto im Inneren des Digipacks konstatieren muss, sollte ich sofort mein Review-Mandat zu „Ambling Toward The Unknown“ wegen Befangenheit niederlegen und die CD in die Kollegenrunde weiterreichen.

Tolerant und profihaft, wie sich der Countryman aber in letzter Instanz gibt, habe ich mich nach dem mehrmaligen Durchhören des Werkes dann doch entschlossen, dieser schon länger existierenden Scheibe ein paar Zeilen zu widmen. Zum einen, weil die Biografie hervorbringt, dass er sich als engagierter Bürgerrechtler verdient gemacht hat und sich zudem auf diesem Werk als Bush-Gegner („Time For A Change“) profiliert. Das macht den Rechtsanwalt, wie auch den Musiker und Menschen Steve Mednick sympathisch.

Rein musikalisch gesehen bietet der Protagonist einen etwas kauzigen Roots Rock an der Schnittstelle zum Singer/Songwritertum mit einigen netten Songs (aber auch kleinen Hängern und Längen) und zum Teil ganz markanten E-Gitarrenleistungen (gut hier Billy Kotsaftis).
Die Stimme Mednicks pendelt irgendwo zwischen einem John Hiatt und Bottle Rockets-Frontman Brian Henneman und erzeugt naturgemäß letztendlich auch Assoziationen zur Musik benannter Künstler, allerdings eher in der ‚mit angezogener Handbremse‘-Version und ohne sicher auch deren Breite in der Publikumsgunst erreichen zu werden.

Insgesamt ein typisches Independent-Album, dass man sich in ruhigen Stunden mal bei einem Gläschen Wein gemütlich reinziehen kann. Nicht mehr und nicht weniger. Zumindest ist es ihm gelungen, meine negative Sicht in Bezug auf seine Berufszunft abseits des Künstlerlebens ein wenig aufzupolieren!

Eigenproduktion (2007)
Stil: Americana

01. Wherever Path Lead
02. St. Lucia Morning
03. Howard’s Run
04. Words
05. State Road 55
06. Rules Of Order
07. A Lost Child
08. To A Distant World
09. Grave Rolling
10. Prelude To The Fall/Jacksonville
11. Devil In The Woods
12. Time For A Change
13. A Silent Surge

Steve Mednick
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