Logan Halstead – Dark Black Coal – CD-Review

Review: Michael Segets

Gerade mal 18 Lenze zählt Logan Halstead und legt ein Singer/Songwriter-Album vor, das jedem Routinier zur Ehre gereichen würde. Im Wesentlichen auf akustische Gitarre, Geige und Gesang konzentriert ist „Dark Black Coal“ ein minimalistisches Album geworden, das bei jedem Durchlauf weiter wächst.

Vor drei Jahren veröffentlichte Halstead den Titelsong, der mehrere Millionen Klicks im Internet verbucht. Durch Arlo McKinley wurde er endgültig in die Riege der aufstrebenden Songwriter aufgenommen, indem sie zusammen „Back Home“ performen. Als Inspirationsquellen führt Halstead Sturgill Simpson und Cole Chaney, dessen „The Flood“ auf dem Longplayer seinen Platz gefunden hat, an. Von Richard Thompson interpretiert Halstead „1952 Vincent Black Lightning“. Ansonsten stammen die Stücke aus seiner eigenen Feder. Lawrence Rothman (Amanda Shires, Margo Price, Courtney Love) übernahm die Produktion des Debütalbums.

Steve Earle setzte mit „Ghost Of West Virginia“ (2020) dem Leben in der amerikanischen Bergbauregion ein Denkmal. Halstead verbrachte seine Kindheit eben dort in Comfort, einem Ort mit wenigen hundert Einwohnern. Er kennt also das Leben mit dem Kohlestaub, fernab vom Glanz der Großstätte, aus eigener Erfahrung. In dieser eher trist erscheinenden Umgebung bleiben wohl nicht viele Freizeitaktivitäten für Heranwachsende. Ein Glück für die Musikwelt, dass Halstead zur Gitarre griff. Er erzählt biographisch geprägte Geschichten, die stellvertretend für viele Menschen stehen, die sich mit harter Arbeit durchschlagen und von einer besseren Zukunft träumen.

Der Einstieg in das Album ist phänomenal: „Good Ol‘ Boys With Bad Names“. Am Ende findet sich ein Edit des Tracks. Ich höre keine großen Unterschiede, aber es macht überhaupt nichts, den kurzen Song zweimal in einem Durchlauf zu hören. Weitere Highlights sind die bereits vorab veröffentlichten „Man’s Gotta Eat“ sowie das intensive „Coal River“. Zum Kreis meiner Favoriten zählt auch der an klassische Folksinger wie Woody Guthrie erinnernde Track „Far From Here“. Einzelne Titel aus dem Gesamtwerk herauszuheben, wird ihm eigentlich nicht gerecht. So stellt auch die erste Single „Kentucky Sky“ ebenso einen sehr gelungenen Song dar.

Der Longplayer erscheint homogen. Dennoch gibt es einige Nuancen zu entdecken. So mischt sich beispielsweise bei „Uneven Ground“ mal eine Mandoline ein, bei „Bluefoot“ eine Mundharmonika. Einen verhältnismäßig leichten Rhythmus schlägt Halstead bei „Mountain Queen“ an. So stellen sich keine Abnutzungserscheinungen ein, wie sie bei akustischen Folkalben gelegentlich auftreten.

Pur und unverstellt präsentiert der junge Logan Halstead sein Debüt „Dark Black Coal“, das musikalisch und textlich von einer außerordentlichen Reife zeugt. Ein vergleichbar starkes Erstlingswerk in reiner Folkmanier hat es in den letzten Jahren – vielleicht Jahrzehnten – nicht gegeben. Wenn es da keine Auszeichnungen und Preise regnet, …

Logan Halstead Records/Thirty Tigers – Membran (2023)
Stil: Folk

Tracks:
01. Good Ol’ Boys With Bad Names
02. The Flood
03. Man’s Gotta Eat
04. Dark Black Coal
05. Mountain Queen
06. Kentucky Sky
07. Coal River
08. Far From Here
09. 1952 Vincent Black Lightning
10. Uneven Ground
11. Bluefoot
12. Good Ol’ Boys With Bad Names (Edit)

Logan Halstead
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