Josh Hyde – Parish Blues – CD-Review

Mal eine Frage an die Interessenten unseres Magazins, beziehungsweise den Leser dieses Artikels: Kennst du Josh Hyde? Ehrlich gesagt, ich würde hier, bei der Beantwortung der Frage, mich eigeschlossen, auf eine nahezu 99-prozentige Verneinungsquote tippen.

Dieser Josh Hyde ist wieder mal ein Paradebeispiel dafür, aus was für einem Fundus an hochbegabten musikalischen Talenten die Amerikaner schöpfen können, da muss man fast schon ketzerisch sticheln, dass es schön wäre, wenn von dort aus auch in anderen Lebensbereichen, mal so viel Gutes kommen würde…

Josh Hyde stammt aus Baton Rouge, Louisiana und hat seine Jugendzeit sowohl dort als auch in New Orleans verbracht und schon mit elf Jahren mit dem Songwriting begonnen. Blues, Jazz und Zydeco zählten während dieser Zeit zu seinen überwiegenden musikalischen Einflüssen.

Seit 2013 stehen drei eigene Alben zu Buche, mit „Parish Blues“ geht jetzt sein viertes Werk an den Start. Hyde ist so ein typischer Interpret, den man schon nach dem starken, sehr atmosphärischen Opener „Where To Start“ (mit klasse E-Gitarren sowie hallender und gurgelnder Orgel) und besonders dem folgenden „Since You Left„, sofort in sein Herz geschlossen hat und wo man direkt weiß, dass einen hier im weiteren Verlauf eine klasse CD erwarten wird.

Dabei klingen die Songs allesamt recht unaufgeregt und sind nur mit fünf Mann eingespielt, der 6. im Bunde namens Rockin Jake plustert nur beim herrlich shuffelnden „Might Be A Tear“ plötzlich wie aus dem Nichts in der Schlussminute mit seiner Mundharmonika ein wenig dazwischen.

Die beiden auffälligsten Akteure sind der Protagonist selbst mit seinem variablen E-Gitarrenspiel und seiner sanft-angerauten Stimme, so eine Art ‚Gregg Allman light‘, und der Keyboarder Jimmy Wallace, der immer sehr ruhig und bedacht seine Orgel im Hintergrund auf diverse Arten hallen lässt, lediglich beim bereits erwähnten grandiosen „Might Be A Tear“ mal im HT-Klimperstil und beim E-Piano in die Tasten greift.

Hydes Songwriting-Art und auch sein Gesang ganz entfernt, erinnern mich an die von Monty Byrom mit seinen Big House, nur in einer mehr bluesigeren Variante. Die Southern Rock-Note bei vielen kurzweiligen E-Gitarren-Soli dürfte nicht nur vielen Anhängern aus dem Allman-Lager gefallen. Auch Sonny Landreth, der auf dem Vorgängerwerk mitgewirkt hatte, ist voll des Lobes und charakterisiert Hydes Musik als „funky, atmospheric and soulful“.

Am Ende dieser tollen, neun Songs umfassenden Scheibe ist man lediglich ein wenig traurig, dass nicht noch zwei, drei Lieder mehr drauf sind, aber ich weiß zumindest schon jetzt, dass ich eine der ganz großen (Überraschungs-) Perlen dieses Jahres bewundern durfte. Schön dich endlich kennengelernt zu haben, lieber Josh Hyde!

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues & More

Tracklist:
01. Where To Start
02. Since You Left
03. I Can’t Leave The Night
04. Might Be A Tear
05. Holding On To Dreams
06. Stuck In A Rut
07. So Long
08. All Alone Again
09. So Sweet

Josh Hyde
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