John Mellencamp – Other People’s Stuff – CD-Review

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Review: Michael Segets

Nach dem hervorragenden Live-Album „Plain Spoken – From The Chicago Theatre” meldet sich John Mellencamp in diesem Jahr mit „Other People’s Stuff” erneut zu Wort – allerdings nicht mit eignen Songs.

Als konzeptionelle Idee steckt hinter dem Album, dass er von ihm gecoverte Songs geschlossen auf einer Scheibe zusammenfasst. Herauskommen soll dabei ein persönliches American Songbook.

Dafür greift Mellencamp bei der Hälfte der Titel auf seine Alben zu. Er geht bis „Human Wheels“ (1993) zurück, auf dem „To The River“ erstmals erschien, und berücksichtigt mit „Mobile Blue” ebenfalls seine letzte Studio-Veröffentlichung „Sad Clowns & Hillbillies“ (2017). Zwei Stücke („Teardrops Will Fall” und „Stones in My Passway”) von seinem 2003er-Album „Trouble No More“ finden ebenso Aufnahme in die aktuelle Zusammenstellung wie „In My Time of Dying“ von „Rough Harvest“ (1997). Auf diesem Werk liefert Mellencamp auch eine sehr gefühlvolle Interpretation von „Farewell Angelina“, die sich zwar musikalisch nahtlos in „Other People’s Stuff“ eingefügt hätte, aber dort nicht erscheint.

Warum nicht mehr seiner Cover-Versionen auf dem neuen Album vertreten sind, erschließt sich mir nicht. Da „Other People’s Stuff“ keine 35 Minuten Spielzeit aufweist, wäre noch Platz für den einen oder anderen Titel gewesen.

Mellencamp drückt den Originalen seinen eigenen Stempel auf, sodass sie durchaus hörenswert sind. Da die bisher genannten Songs allerdings auf regulären Alben zu finden sind, dürften sie den Liebhabern seiner Musik bekannt sein. Interessanter sind daher die anderen fünf Songs.

Dazu zählt vor allem die bisher unveröffentlichte Aufnahme aus dem Jahr 2010 des Klassikers „Eyes on the Prize“. Mellencamp performt den Titel von Pete Seeger mit sehr intensiven Gitarrenspiel. Noch stärker ist „Dark As A Dungeon”. Mit tiefer und rauchiger Stimme, begleitet von Harmoniegesang und Geige, schaukelt Mellencamp den irisch angehauchten Folksong grandios. Der Titel stammt von der Dokumentation „From The Ashes“ des National Geographic Channels.

Daneben finden sich noch drei Stücke, die bereits auf diversen Samplern erschienen sind. Von „The Songs of Jimmie Rodgers – A Tribute” stammt „Gambling Bar Room Blues”. Während bei dem Song eine Blues-Note mitschwingt, hat „Wreck of the Old 97“ von „The Rose and The Briar” einen leichten Country-Einschlag. Schließlich ist noch Stevie Wonders „I Don’t Know Why I Love You” vertreten. Zuerst wurde es auf „An Interpretation of Stevie Wonder’s Songs“ 2003 herausgebracht.

Gegen die Idee, Cover-Stücke zusammenzufassen, lässt sich nichts einwenden. Besonders gelungen wäre die Umsetzung, wenn ausschließlich unveröffentlichte oder verstreut erschienene Werke zusammengefasst worden wären. Als EP hätten mich die fünf zuletzt aufgeführten Titel begeistert. Wenn auf Versionen regulärer Alben zurückgegriffen wird, hätte der Raum der CD auch genutzt werden können, um Vollständigkeit anzustreben. So bleibt ein Album in Erinnerung, das zwar gute Musik bietet, aber doch Stückwerk bleibt.

Republic Records/Universal Music (2018)
Stil: Folk/Folk Rock

Tracks:
01. To The River
02. Gambling Bar Room Blues
03. Teardrops Will Fall
04. In My Time of Dying
05. Mobile Blue
06. Eyes on the Prize
07. Dark As A Dungeon
08. Stones in My Passway
09. Wreck of the Old 97
10. I Don’t Know Why I Love You

John Mellencamp
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