Eileen Rose & The Holy Wreck – Luna Turista – CD-Review

Eileen Rose & The Holy Wreck, die in meinem musikalischen Spektrum bisher unter der Kategorie ‚Unbekannt‘ firmierten, erlangten meine Aufmerksamkeit, als ich neulich das Programm meines Lieblingsclubs Karo in Wesel studierte. Dort tritt die Dame mit ihren Begleitmusikern Rich Gilbert (Guitars, Pedal Steel, Keyboards) und Nate Stalfa (Drums) am 30.10. 2009 im Rahmen einer Tour durch diverse deutsche Städte auf, Grund genug also, sich etwas näher mit ihr zu beschäftigen, zumal das Karo eigentlich immer einen Garanten für gute Musik darstellt.

Wie der Zufall es wollte, fand ihr aktueller Silberling „Luna Turista“ (ihr bereits fünftes Werk) noch am gleichen Tag in mir einen dankbaren Abnehmer. Eileen Rose stammt aus dem amerikanischen Boston, hat aber nach einem abgebrochenem Jura-Studium für längere Zeit in England gelebt und dort eigentlich auch ihre musikalische Karriere begonnen. Mittlerweile ist sie in die Staaten zurückgekehrt und lebt dort in ihrer neuen Wahlheimat Nashville, Tennessee.

Auch wenn „Luna Turista“ (die Inspiration des Titels rührt übrigens daher, als Eileen in Italien in einer wunderschönen mondklaren Nacht als Support von Joe Ely auftrat) zu Großteilen im Country verankert ist, hat das Ganze mit dem in Music City alles beherrschenden und angesagtem Mainstream äußerst wenig am Hut und ist letztendlich kaum exakt zu kategorisieren.

Das liegt vor allem im doch recht unkonventionell wirkenden Zusammenspiel ihrer ziemlich außergewöhnlichen Stimme (teilweise von maskulin bis piepsig variierend) und einem recht traditionell ausgelegten Countrystoff mit viel Steel, Fiddle und E-Bariton-Klängen („Trouble From Tomorrow“ – ein fröhlicher Waltz, „Luckenbach Texas“ ein Schwofer im Duett mit Gastmusiker Joshua Hedley als Hommage an Waylon Jennings, Willie Nelson und Hank Williams, das rhythmische „Why Am I Awake?“), das aber auch immer wieder sporadisch in Roots Rock/Pop-Gefilde („Strange“ – Petty-mäßig, das sehr emotionale, an „Please Forgive Me“ von Melissa Etheridges „Skin“-Album erinnernde „The One You Wanted“) abdriftet.

Eine sehr eigenwillige, manchmal auch nicht einfach zu hörende („Third Time’s A Charme“ – mit teilweise sehr monotonen Refrainpassagen, „Silver Ladle“ – ziemlich schräger Gesang) Mischung also. Klasse der recht flott, dezent punkig abgehende, mit Harp-Einlagen bestückte Opener „Simple Touch Of The Hand“ und das finale „All These Pretty Things“, bei dem plötzlich im Mittelteil schwere, wie im Desert-Rock typische, Gitarrengeschütze aufgefahren werden.

Mit „Luna Turista“ ist Eileen Rose & The Wreck ein unbestritten eigenwilliges Werk gelungen, das vor allem seine Sympathie daraus schöpft, unbeirrt aller Trends, konsequent und unbiegsam einer eigenen Linie zu folgen. Für meine, eher der Eingängigkeit frönenden und nicht unbedingt traditionellen Country bevorzugende Gehörgänge, teilweise allerdings etwas anstrengend. Ich vermute mal, dass sie aller Voraussicht nach hauptsächlich in der weiblichen Gemeinde ihre Anhängerschaft finden wird. Im Prinzip müsste so was Ähnliches rauskommen, wenn Lucinda Williams, Melissa Etheridge, Reba McEntire, Emmylou Harris, Patti Smith und Kate Bush sich zu einem imaginären gemeinsamen CD-Projekt zusammenfinden würden. Alles klar?

Floating World Records (2009)
Stil: Country Rock

01. Simple Touch Of The Hand
02. Sad Ride Home
03. Trouble From Tomorrow
04. Third Time’s A Charme
05. Silver Ladle
06. Luckenbach Texas
07. Strange
08. Why Am I Awake?
09. The One You Wanted
10. All These Pretty Things

Eileen Rose & The Holy Wreck
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