Kacey Musgraves – Golden Hour – CD-Review

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Aufbruch zu neuen Ufern bei Kacey Musgraves! Mit dem Labelwechsel zu MCA und dem Austausch des ihr assistierenden Produzententeams in persona der beiden Multiinstrumentalisten  Ian Fitchuk und Daniel Tashian, hat die texanische Grammy-Preisträgerin mit ihrem neuen Album „Golden Hour“ auch einen deutlich spürbaren Schwenk vom überwiegend Country-Traditionalistischem in etwas poppigere Gefilde vollzogen.

Dass es dabei im Lager der Puristen des Genres mal wieder entsetzte Aufschreie geben wird, ist damit eigentlich schon vorprogrammiert gewesen. Für mich  persönlich steht da eher eher die Art und Weise im Vordergund, wie man einen solchen Wandel einleitet.

Im Gegensatz zu einigen Kolleginnen und Kollegen, geschieht dies in Kaceys Fall, meiner Ansicht nach,  nicht in offensichtlich anbiedernder, monetär bestimmter Weise, sondern wird hier recht stilvoll, ‚leise‘ und unaufdringlich bewerkstelligt.

Fitchuk und Tashian ist es brillant gelungen, den ‚moderneren‘ Komponenten wie Loops, Vocoder, Synthies, mit prägnantem Banjo, Akustik-, E- und Steel-Gitarren (hier sind besonders die Könner wie Puss Pahl, Justin Schipper und Dan Dugmore zu erwähnen) ein schlagkräftiges Countrygewicht entgegenzubringen, sodass im Prinzip ein ‚Gesichtsverlust‘ in deutlicher Form vermieden wird.

Auf „Golden Hour“ haben wir es hier eher mit einer smoothen, als auch relaxten, teils voller Melancholie reflektierenden Laidback-Variante des Genres zu tun, die im En-Gros der Tracks wie u. a. dem herrlichen, schlafwandlerischen „Slow Burn“ (die Akustikgitarre erinnert dezent an Neil Youngs „Old Man“), „Lonely Weekend“, „Butterflies“, und „Space Cowboy“ (Eigenkomposition, nicht der der Steve Miller Band-Song) zum Ausdruck kommt.

Die eher poppigen Sachen wie „Oh, What A World“, „Happy & Sad“ oder das hitverdächtige „Velvet Elvis“ (fast ELO-verdächtiges Intro) bleiben aufgrund der tollen Instrumentierung und ihres überaus markanten Gesangs trotzdem im Toleranzbereich.

„Love Is A Wild Thing“ mit seinem Fleetwood Mac-Flair, das folkig, 70ies-umgarnte Titelstück „Golden Hour“ und die Piano-betonten Balladen „Mother“ (laut Credits in nur einer Viertelstunde geschrieben und komponiert, hier ganz im kreativen Gegensatz zu Akademikerkreisen, wo diese Zeitspanne ja vorwiegend als Entschuldigung für Verspätungen genutzt wird…) sowie „Rainbow“ als Abschluss des Werkes, bilden ein Brücke irgendwo dazwischen.

Fazit: Kacey Musgraves ist mit „Golden Hour“ ein klug eingefädelter und umgesetzter Spagat zwischen arriviertem Nashville-Stoff und stilvoller Popmusik gelungen, der eine deutlich erweiterte Klientel ansprechen wird. Geht für mich so in Richtung einer ‚Stevie Nicks des (New) Country‘.  Absolut gelungen!

MCA Records (2018)
Stil: New Country

01. Slow Burn
02. Lonely Weekend
03. Butterflies
04. Oh, What A World
05. Mother
06. Love Is A Wild Thing
07. Space Cowboy
08. Happy & Sad
09. Velvet Elvis
10. Wonder Woman
11. High Horse
12. Golden Hour
13. Rainbow

Kacey Musgraves
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Oktober Promotion
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Kacey Musgraves – Same Trailer Different Park – CD-Review

Wundervoller, lockerer, flockiger Country/New Country! Klasse Majorlabel-Debüt von Kacey Musgraves! Eines der am meisten mit Vorschusslorbeeren bedachten und mit Spannung erwarteten Alben dieses Jahres dürfte zweifellos „Same Trailer Different Park“ von Kacey Musgraves sein. Die 24-jährige aus Sulphur Springs im Osten von Texas stammende Singer/Songwriterin hat bereits mit drei starken Independent-CD-Veröffentlichungen und einer Teilnahme beim „Nashville Star“-Contest (dort erreichte sie 2007 Platz 7) für ihr junges Alter eine durchaus eindrucksvolle Vita vorzuweisen. Unseren Lesern dürfte sie in erster Linie im Zusammenhang mit der Josh Abbott Band bekannt sein, da lieferte sie mit Bandleader Josh Abbott bei „Oh Tonight“ ein hinreißendes Duett ab.

Seit sie im letzten Jahr bei Mercury Records einen Major-Contract unterzeichnet hat und die vorab veröffentlichte Single „Merry Go ‚Round“ (melodischer, ganz dezent folkiger, herrlicher Storytelling-Countrysong mit Piano, Steel, Banjo) sowohl in den Charts direkt mit einer Top-10-Platzierung einschlug, als auch von den Kritikern mit grenzenlosem Lob überschüttet wurde, hagelte es gleich vier Nominierungen für die ACM-Awards, darunter auch zur besten weiblichen Sängerin. Mittlerweile ist nun endlich auch das heiß erwartete, komplette Album „Same Trailer Different Park“ erhältlich. Und, um es vorwegzunehmen, es ist, das meinen wir im absolut positiven Sinne, ein recht ungewöhnliches, weil fernab gängiger Chart-Klischees entstandenes Werk.

Statt der erwartet, in Nashville derzeit üblichen, kräftigen, poppigen und pompösen Inszenierung, die man vielleicht bei einer solch jungen Künstlerin erwartet hätte, bekommt man ein relativ entspannt gehaltenes, sehr organisches, durchaus traditionell strukturiertes, aber auch von leicht fokigem, bzw. Americana-behaftetem Storytelling geprägtes Countryalbum abgeliefert, das sich allein auf das gesangliche Können der Protagonistin und die feine instrumentelle Umsetzung der involvierten, hervorragenden Musiker beschränkt. Kacey, bei allen Tracks kompositorisch als Co-Writerin eingebunden, hat den Silberling zudem mit den beiden bekannten Songschreibern Luke Laird (u. a. Little Big Towns „Pontoon“, Blake Sheltons „Hillbilly Bone“) und Shane McAnally ( u. a. Kenny Chesneys „Come Over“, The Band Perrys „Better Dig Two“) selbst produziert.

Ihre markante Stimme bewegt sich irgendwo in Bereichen zwischen Ashley Monroe, Michelle Branch und Miranda Lambert und kann sich auf der meist von Akustikgitarren und Banjo getragenen Untermalung (dazu gesellen sich in der Regel dezentes Drumming, Bass-, Steel-, Bariton-E-Gitarren und Piano-Elemente – überragend dabei der bei allen Saiteninstrumenten involvierte Ilya Toshinsky) wunderbar entfalten. Die klare und transparente Produktion tut ihr Übriges. So wird man immer wieder von einschmeichelnden Melodien mit einem gewissen Retro-Charme umgarnt, etwa wie beim tollen Opener „Silver Lining“, oder bei „Keep It To Yourself“. Beim vielleicht noch poppigsten Track neben dem o.a. „Merry Go ‚Round“, „Back On The Map“ weht sogar ein leichtes Fleetwood Mac-Feeling durch den Raum (Kacey in der introvertierten Art einer Stevie Nicks singend).

Ein wenig „lauter“ wird es nur beim fett stampfenden „Blowin‘ Smoke“ (der zweiten Single) und dem rhythmisch voranpreschenden „Stupid“. Hier wird mal im Stile der Pistol Annies etwas forscher „gerockt“. Interessant dürften ihre Live-Auftritte werden. Viele der jetzt sehr zurückgenommen angelegten Stücke haben eine Menge Spielraum, instrumentell noch weiter ausgebaut zu werden. Wie dem auch sei, mit „Same Trailer Different Park“ (das Album ist soeben von 0 auf 1 an die Spitze der Billboard Countryalbum-Charts „geschossen“) wird Kacey Musgraves insgesamt den hohen Erwartungen in allen Belangen gerecht. Ein für ein Majorlabel-Debüt mutiges, aber prächtig gelungenes Werk einer, das erkennt man sofort, hochbegabten Künstlerin. Hier muss man auch dem Label Mercury Records für seine Risikobereitschaft großen Respekt zollen. Kacey Musgraves hat eine sehr spannende und vermutlich erfolgreiche Zeit vor sich! Klasse, diese junge Texanerin.

Mercury Records (2013)
Stil: New Country

01. Silver Lining
02. My House
03. Merry Go ‚Round
04. Dandelion
05. Blowin‘ Smoke
06. I Miss You
07. Step Off
08. Back On The Map
09. Keep It To Yourself
10. Stupid
11. Follow Your Arrow
12. It Is What It Is

Kacey Musgraves
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Bärchen Records