John Popper & The Duskray Troubadours – Same – CD-Review

Pop

Mit dem Namen John Popper, nun gut, ja eher Blues Traveler, verbinde ich ein ganz besonderes (historisches und extrem emotionales) Ereignis in meinem Leben, nämlich das erste Live-Konzert meiner Lieblingsgruppe Lynyrd Skynyrd, und zwar am 15.02.1992 in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg. Vorgruppe war eine mir bis dato unbekannte Band namens Blues Traveler, mit einem schwergewichtigen Frontmann namens John Popper. Einen Tag später in Hannover besuchten wir dann das gleiche Event nochmals.

Es ist schon erstaunlich, was man im Internet so alles vorfindet. Bei der Recherche zu diesem Review stieß ich dann so gar auf Soundfiles vom o.a. Hambuger Gig, beamte mich kurzerhand 19 Jahre zurück, und lauschte für eine gewisse Zeit den damals hautnah, aber schon längst wieder vergessenen Blues Traveler-Klängen. Mittlerweile wieder in der Realität angelangt, liegt mir jetzt die aktuelle CD von Poppers neuem Seitenprojekt John Popper & The Duskray Troubadours zum Besprechen vor.

Ein wunderbares Werk, voller wunderbarer Songs, gespielt von wunderbaren Musikern. Einfach wunderbar! Obwohl Popper, der mittlerweile einiges an Pfunden abgespeckt hat, eine Hand voll hochkarrätiger Akteure wie den Produzenten, Musiker, Songwriter Jono Manson (der hat dieses Werk auch produziert), Shurman-Frontmann Aaron Beavers (deren hervorragende und äußerst empfehlenswerte Scheibe „Jubilee“ man bei Bärchen übrigens ebenfalls erwerben kann), Mark Clarke, Steve Lindsay und Singer/Songwriter Kevin Trainor (und einige wenige, ausgesuchte Gäste) um sich gescharrt hat, bleibt er und sein einzigartiges, aber immer wohl dosiertes Mundhamonikaspiel der Center des Ganzen.

Die Songs bewegen sich, bis auf das abschließende, recht flott in einer Art Gypsy-Manier rockende „Leave It Up To Fate“ (toller Gimmick hier, wo man eine sich andeutende E-Gitarrenpassage erwartet, wird man mit einem starken Mandolinensolo überrascht), alle im balladesken bis entspannten Midtempobereich. Da wird von countryesk/folkig („A Lot Like You“ / „End Of The Line“) über rootsig/bluesig („What Can I Do For You“, „Make It Better“ / „Bereft“, „Champipple“ (erinnert stark an die Band Of Heathens), „Don’t Tread On Me”) bis ins poppig/soulige („Love Has Made It So“, „All The Way Down“, „Hurt So Much“ (Neville Brothers-like) / „Something Sweet“) auf ganz hohem musikalischen Niveau musiziert. Und immer wieder zwitschert Poppers Mundhamonika wie ein Vöglein dazwischen.

Lediglich die Frage nach der potentiellen Klientel der Popperschen ‚Abenddämmerungssänger‘ dürfte sich als spannend erweisen. In der Tat könnte es den Blues Traveler-Anhängern nicht fricklig und instrumentell ausufernd genug zugehen, den Roots-Fans das Ganze etwas zu eingängig daherkommen, den popverwöhnten Ohren immer noch eine Spur zu rau erscheinen. Interessant sicher zum einen für Leute, die gerne Klänge aus der musikalischen Umgebung von The Band konsumieren, zum anderen für diejenigen, die sich, wie ich, einen feuchten Kericht um dieses Schubladendenken scheren und sich einfach gerne durch entspannte, abwechslungsreiche und jederzeit melodische Tracks von musikalischen Könnern verwöhnen lassen. Großartiger Stoff für Genießer halt!

Atlantic Records (2011)
Stil: Country Rock

01. Love Has Made It So
02. A Lot Like You
03. Bereft
04. What Can I Do For You
05. All The Way Down
06. Make It Better
07. Something Sweet
08. Champipple
09. Hurt So Much
10. Don’t Tread On Me
11. End Of The Line
12. Leave It Up To Fate

John Popper & The Duskray Troubadours
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