Carter Falco – If It Ain’t One Thing – CD-Review

Seine Musik ist genauso markig, rotzig frech und selbstbewusst, wie die Sprüche betreffend seine Biographie. Die Rede ist von Carter Falco, „A proud son of Waco, Texas“, ein junger Bursche, der seine ersten musikalischen Früchte mit dem weiteren zur Zeit ungemein angesagten „Raubein“ Shooter Jennings in einer Truppe namens „Stargunn“ erntete. „Nobody likes reading long ass bio’s that start at the cradle and end at the grave. I like listening to bands like The Ramones, Willie Nelson, ZZ Top an Hank Williams jr.. Safe is to say that good friends, good stories, real life and cold beer are among the biggest. If you like songs that tell real stories that you won’t be hearing on MTV, you probably like my music.”

So kurz und knapp, aber doch präzise, schildert er seine Musik, eine wunderbare, ungeschliffene und unbeschwerte, trockene, herrlich rootsige Country-/Alternate Country-(Rock)-/Texas Outlaw Country-/Americana-Mucke, rau und „unwegsam“, wie so mancher, abseits der „glamourösen“ Zivilisation gelegene Landstrich Texas‘! Und der Verlauf seines großartigen Debütalbums untermauert nachhaltig, dass man es kaum besser in Worte hätte fassen können. Die CD startet direkt mit dem furiosen Country-Boogie-Rocker, „Country Music“. Ein toller, ZZ Top-typischer, stampfender Gitarren-Shuffle mit deftig polternden Drums und ein paar herzhaften, die Stimmung prächtig anheizenden Bläsersätzen.

Der Refrain, mit integrierten „Hey, Hey“-Shouting läd zum Mitgrölen ein und könnte zu einer potentiellen Hymne für die bierliebende Redneck-Gilde avancieren. Ein herrlicher, stimmungsträchtiger Auftakt! „The Ramones play Country“ könnte das Motto von „Comin’ Down“ lauten. Flott abgehendes, dezent punkiges Drumming, vermischt mit jeder Menge countrytypischer, durchaus traditioneller Zutaten. Sehr interessant gemacht, ein weiteres Powerstück direkt zu Beginn. Zur Beruhigung wird dann zunächst mal das Titelstück „If It Ain’t One Thing“ eingestreut. Ein wunderbar relaxt rüber kommender, extrem melodischer, astreiner Outlaw-Countrysong.

Hat ein entferntes Southern-Flair, das etwas an die Anfangszeiten der Outlaws aus Tampa, Florida erinnert, vor allem die lockeren E-Gitarrenparts in Kombination mit einer zurückhaltend heulenden Steel-Gitarre. Hier, so auch bei dem Song „Long gone“ (texanisch geprägter Countryrocker), ist übrigens, wie es sich nun mal unter guten, alten Freunden gehört, der bereits o. a. Shooter Jennings mit von der Partie, der einige gelungene Harmonie- und Duett-Gesangspassagen beisteuert. Weitere, prominente Nachwuchs-Unterstützung gibt es bei dem schönen, semi-akustischen Retro-Countrysong „Move Along“.

Das Töchterchen von Eagles-Gitarrist Joe Walsh, Lucy, zeigt mit individuell gestaltetem Background-Gesang, dass auch im Hause Walsh das musikalische Leben erfolgreich in die nächste Generation hineintransportiert wurde. Das Stück selbst wird von einer klasse Dobro/Steel-Performance des starken Jordan Shapiro dominiert.

So wechseln im weiteren Verlauf immer wieder richtig rockige Stücke mit Southern Flair ( „I Can’t Wait“ – toller Dobro/E-Gitarren-Schlagabtausch; „That Someone Is You“ – grandioser Southern-Country-Boogie mit schwungvollem Piano-Geklimper; „Union Song“ – satter, E-Gitarren-betonter Gute-Laune-Song mit viel Georgia Satellites-Flair, aus der Feder von Audioslave’s Tom Morello stammend), mit deutlich traditionell verwurzelten, staubigen Outlaw-Countrysongs voller Americana-Feeling, wie die den Geist großer Namen des Genres der Marke Cash, Jennings, Nelson oder Williams verkörpern, aber auch nach Leuten wie Steve Earle oder Jack Ingram klingen („Tattoos And Scars“ – akustisch beginnend, dann in einem elektrisch, introvertiert, atmosphärischen Stück endend; das „furztrockene“ „Galveston“, nur mit Akustikgitarre und Steel begleitet; „Don’t Hate Me“ – ein toller, traditioneller Country-Honky Tonker mit humorvollem Text und dezent kauzigem J. J. Cale-Flair)!

Carter Falco ist mit seinem Debütwerk gleich ein großer Wurf gelungen! Der Staat Texas braucht sich wirklich keine Sorgen um seinen Country-/Roots-/Americana-Nachwuchs zu machen. Das ist Musik, die einfach nur lebendig wirkt, abwechslungsreich, zeitlos, unbekümmert, progressiv und retro zugleich! Und das auf prächtigem, künstlerischem Niveau!

CMH Records (2006)
Stil:  Country Rock

01. Country Music
02. Comin‘ Down Jon
03. If It Ain’t One Thing
04. Move Along
05. Hello L.A.
06. Tattoos And Scars
07. I Can’t Wait
08. Long Gone
09. That Someone Is You
10. Galveston
11. Don’t Hate Me
12. Union Song

Bärchen Records