Blues Rock Meeting Nr. 1 – 23.04.2023 – Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

Impuls Promotion und der Rock und Blues Shop veranstalten gemeinsam das Blues Rock Meeting Nr. 1 im Zentrum Altenberg und beabsichtigen so, in Zukunft gemeinsam, ein Festival für Freunde des Blues und Rock im Ruhrgebiet zu implementieren. Zur Premiere sind diesmal die Hamburger Pockets Full Of Change, die Lokalmatadoren Captain Twang, die Andreas Diehlmann Band und als Top Act Julian Sas mit dabei.

Gegen 16:30 Uhr begrüßt Wolfgang Stolt von Impuls Promotion die Besucher und eröffnet den Konzerttag, der am Ende bis kurz vor 22 Uhr dauert, was denen, die am Montag arbeiten müssen, sehr entgegen kommt. Zunächst richtet er nachdenklich stimmende Worte an die Blues-Fans, mit denen er die Situation, insbesondere lokaler Veranstalter beschreibt, die vielerorts mit nicht unerheblichen Besucher-Rückgängen bei moderaten Preisen zu kämpfen haben, während bei den Topacts in Stadien und Arenen das Publikum zu Mondpreisen die Bude einrennt und so gewissermaßen der Live-Markt regelrecht auspresst wird.

Für das Fundament, bei dem quasi alle Topacts angefangen haben, bleibt so nur noch wenig übrig, um Bands entsprechend zu fördern. Um so mehr bedankt er sich bei den Gästen, die sich entschieden haben, Musiker aus einer Nähe zu erleben, die man nicht in Stadien haben wird, mit der Ausnahme man ist bereit, für den so genannten Golden Circle einige hundert Euro auf den Tisch zu legen.

Als Rahmenprogramm gibt es ein kleines Gewinnspiel und fürs kulinarische sorgt ein Foodtruck, direkt vor der Konzerthalle.

Den Tag eröffnen dann die Hamburger Pockets Full of Change, die mit ihrer folkigen Americana-Musik auch bei den Blues-Anhängern gut ankommt. Dem Duo gelingt es, die Besucher musikalisch auf den Abend einzustimmen, auch wenn sie sich noch nicht einmal einen Bluesrock angezogen haben, wie Sänger Jonas Puschke mit einem Augenzwinkern schon zu Beginn des Konzertes sagte. Dafür können er mit einer markanten und sehr klaren Stimme und sein Mitstreiter Christopher Timm, der ihn zuweilen filigran an der akustischen Gitarre begleitet, mit ihrer Qualität überzeugen und zaubern das Flair der Weiten der amerikanischen Prärie ins Zentrum Altenberg.

Line-up Pockets Full Of Change:
Jonas Puschke – Gesang
Christopher Timm – Gitarre

Die Umbaupause nach der Show der sympathischen Norddeutschen reicht soeben, um sich am Foodtruck zu stärken und ein Erfrischungsgetränk zu nehmen und schon stand Andreas Diehlmann mit seiner Band auf der Bühne und präsentiert eine Mischung aus Blues Rock und Boogie, die Stimmung in die Bude bringt und zeigt, warum er zu einen der deutschen Top Acts in der Blues-Szene zählt. Neben meist eigenen Songs, wie dem Titeltrack des aktuellen Albums „Long Way To Go“, bringt Diehlmann auch einige Coversongs gekonnt auf die Bühne. Stark das von Warren Haynes für die Allman Brothers Band geschriebene „Soulshine“ und „Just Got Paid“ von ZZ Top, das als letzte Zugabe gespielt wird. Diehlmann überzeugt stimmlich und mit seinem variablen Gitarrenspiel und wird dabei von einer grundsoliden Rhythmusfraktion mit Basser Jörg Sebald und Drummer Tom Bonn unterstützt, die auf den Punkt die Grundlage für die Songs legt, auf der Diehlmann sich musikalisch ausleben kann.

Line-up Andreas Diehlmann Band:
Andreas Diehlmann– Gitarre, Gesang
Jörg Sebald – Bass
Tom Bonn – Schlagzeug

Die folgende wieder angenehm kurze Umbaupause vor Captain Twaing wird direkt dazu genutzt, den Großteil des Hauptactequipmentes aufzubauen, da für das Ruhrpott-Duo mit Bass und Gitarre wenig Umbau nötig ist. Was danach folgt ist schon tricky, kommt aber sehr gut an. Die meisten Songs sind alte Hits aus verschiedensten Genren, welche die beiden ‚verbluest‘ haben, wobei Eddie Wagner seine Gitarre meist slidend spielt (worin er ein Meister ist) und Jim Demant am Bass den Takt vorgibt. Ein sehr humorvoller Auftritt, der zwischen den Songs mit der einen oder anderen Anekdote zum Andenken anregt. Klasse ist ihr eigenes Stück vom Emscherstrand, in dem die Emscher idyllisch fast der Südsee gleichgesetzt wird. Immerhin hat die Emscher sich in manchen Regionen bis zur Mündung bei Dinslaken durch Renaturierung von einer Kloake wieder in eine natürliche Flusslandschaft zurückentwickelt.

Line-up Captain Twang:
Eddie Wagner – Gitarre, Gesang
Jim Demant – Bass, Gesang

Gegen 20:00 Uhr ist es dann soweit und der Top Act Julian Sas betritt mit Drummer Lars-Erik van Elzakker und Bassist Edwin van Huik unter dem Applaus der Fans die Bühne. Zu dritt, als Powertrio legen die Niederländer direkt los wie die Feuerwehr. Ohne Keyboards sind die Songs meist eine Spur härter gespielt als in den Jahren zuvor. Die Setlist, vorwiegend mit eigenen Stücken, spickt er mit starken Coversongs einiger musikalischer Vorbilder.

Besonders hervorzuheben aus einem starken etwa 90-minütigen Auftritt sind das hart rockende „The Devil Got My Number“ und das melancholisch-bluesige „Fallin`From The Edge Of The World“, das bei so manchem der Sas Fans für eine Träne im Auge sorgt, da Sas diesen Song seinem langjährigen Freund und Bassisten Fotis Anagnostou gewidmet hat, der leider vor etwa zwei Jahren viel zu früh gestorben, so im Gedanken aber weiter dabei ist (RIP Fotis, ich erinnere mich an ein Gespräch mit dir über die griechische Mythologie). Bei den Coverstücken seiner musikalischen Vorbilder, u. a. einer extendet Version von Jimmy Hendrix „Hey Joe“, die dieser, ehrlich gesagt, selbst gecovert hat und Rory Gallaghers „Bullfrog Blues“ beweist Julian Sas, dass er musikalisch auf deren Pfaden wandelt und deren Feeling auch in die eigenen Stücke transportiert hat.

Line-up Julian Sas Band:
Julian Sas – Gitarre, Gesang
Lars-Erik van Elzakker – Schlagzeug
Edwin van Huik – Bass

So geht gegen kurz vor 22:00 Uhr ein musikalisch gelungenes Bluesmeeting Nr. 1 zuende, bei dem alle Musiker sich für Smalltalk, Autogrammwünsche oder das eine oder andere Erinnerungsfoto unter die Fans mischten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter die Energie und den Atem dazu aufbringen, das Bluesmeeting als konstante Veranstaltung in den musikalischen Terminkalender fest einzubringen.

Text und Bilder: Gernot Mangold

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