Ipach Maibaum – Finding Places – CD-Review

Frank Ipach und ich kennen uns jetzt schon fast seit knapp 25 Jahren. Es begann mit dem Besuch eines Craving Hands-Konzert in Duisburg, danach folgte eine gemeinsame Zeit als Redakteure eines Online-Rockmusikmagazins (relativ zu Beginn des Internet-Zeitalters).

Nach Auflösung des Mags trennten sich zwar die Wege, der lose Kontakt als Schreibkollegen, sei es durch Treffen bei Konzerten oder über die heute üblichen digitalen Kanäle blieb bis zum heutigen Tage bestehen.

So war es dann auch nicht verwunderlich, dass Frank mich um die Beurteilung seiner neuen CD „Finding Places“ gebeten hat, die er in Kooperation mit dem Multiinstrumentalisten Rolf Maibaum realisiert hat.

Rolf Maibaum kenne ich bis dato zwar nicht, aber allein der Blick auf sein Bild sagt einem schon, dass er vermutlich ähnlich wie sein hier vertretener Kompagnon geerdet ist. Involviert auf dem Werk als Mitmusiker sind u. a. natürlich auch Franks langjährige Weggefährten von den Craving Hands.

Die textliche Inspiration holte sich Fronter Ipach zum Teil in Silvia Rüthers Rock’n’Roll Romanze „Rock This Way“ (briefgestoeber.de), ergänzt um Thematiken wie Obdachlosigkeit (‚Somewhere‘), Verlustängste (‚Falling Through‘) und Politikverdrossenheit (‚Leaving The Country‘) sowie Großvaterfreuden (Grandpa’s Advice‘), deren Verarbeitung ihm selbst auf der Seele brannte.

Auf der musikalischen Seite reicht das Einflussspektrum von den Siebziger- bis in die Neunziger Jahre, die ich auch als Hochphase der musikalischen Sozialisation von Leuten unserer Generation bezeichnen würde.

So startet der Silberling mit dem, durch ein Akustikgitarrenintro vorangestellten fluffigen Opener „Falling Through“, im Verlauf ein schöner Westcoast-Rocker mit markantem Country-/Southern-Einschlag im gelungenen E-Solo-Gitarrenpart, in dem Maibaum bereits seine spielerischen Qualitäten offenbart. Könnte von der Machart her fast aus dem Repertoire von Nashville Country Acts der 90er wie Brooks & Dunn, Little Texas, Restless Heart & Co. stammen, aber auch von Rock-Acts wie Del Amitri oder Journey, für mich das Highlight des Werks!

Auch das folgende „Cedar Lake“ macht richtig Spaß. Der Song hätte durchaus auf Pocos „Rose Of Cimarron“ eine gute Figur abgegeben. Lediglich die inkludierten Synthie-Strings hätte ich weggelassen. „Grandpa’s Advice“ mit leichtem Steely Dan-Touch und Southern-E-Parts oder auch der grassige Titelsong „Finding Places“ (mit Banjo, Mandoline und Fiddle) wissen in der ersten Hälfte zu gefallen.

Im zweiten Part kann der Longplayer das überwiegend hohe Niveau nicht mehr ganz halten, auch wenn die Intention einer anspruchsvollen instrumentellen Gestaltung der Tracks weiterhin stets spürbar bleibt. Teilweise manchmal mir fast zu ambitioniert (z. B. im Programming besonders bei den mehr poppigeren Tracks).

„All The Ending Roads“ mit ein wenig Del Amitri-Flair und „Ghost Of The Highway“ wieder mit dezentem Southern-Touch in den Gitarren stehen dabei auf der Haben-Seite. Das zurückgenommene „Sally Reed“ (nur Gesang und Resonator-Gitarren-Klänge) hätte ich vielleicht eher als Abschluss des Albums gewählt.

Am Ende bleibt eine unterhaltsame Ipach Maibaum-CD von zwei gereiften Musikern, die sich für ein Projekt zusammengefunden haben und frei von Zwängen ihre musikalischen Passionen samt eigener Ideen (voller melodischer Stücke mit einprägsamen Refrains, markanten Hooks und verspielten Soli) verwirklicht haben. Auch alle anderen involvierten Leute bis hin zur Covergestaltung leisten dazu ebenfalls ihren geschmackvollen Beitrag.

Eigenproduktion (2025)
Stil: Pop, Rock, Country

Tracks:
01. Falling Through
02. Cedar Lake
03. Grandpa’s Advice
04. Somewhere
05. Finding Places
06. Safe And Sound
07. All The Ending Roads
08. Sally Reed
09. Ghost Of The Highway
10. Used To Bad News
11. Fool’s Heaven
12. Leaving The Country

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Craving Hands – 12.11.2016, Ledigenheim, Dinslaken-Lohberg – Konzertbericht

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Die Craving Hands hatten in den mittlerweile berühmt-berüchtigten Dinslakener Stadtteil Lohberg geladen! Wer jetzt als Außenstehender mutmaßt, dass die Band etwa ihre Konvertierung in eine andere Religionsgemeinschaft groß feiern würde, dem sei gesagt, dass er völlig auf dem Holzweg sei, das beliebte Quintett wollte es mit speziellen Gästen schlichtweg zum 20-jährigen Bühnenjubileum unter dem Motto ‚Still Moving On‘ ordentlich krachen lassen.

Kurzer Review: Meine persönliche Beziehung zur Band reicht bis an die Jahrtausendwende zurück. Da hatte ich das Vergnügen, ihr, in jeder Hinsicht stark gemachtes Werk „Working Overtime“ für das damalige Online-Musik-Magazin Home Of Rock, dessen Mitbegründer ich war, zu besprechen. Kurze Zeit später hatte ich die Gelegenheit, die Jungs bei ersten Konzerten kennenzulernen. Frank Ipach zeigte sich schon zu dieser Zeit nicht nur als charismatischer Sänger, sondern offerierte auch sein Talent, Musikkritiken in Form geflügelter Worte, in kompetente Berichte umzumünzen.

Da passte es zum Anlass meines 40-jährigen Geburtstags, bei dem die Craving Hands dann auch, immer noch dankenswerter Weise, für die musikalische Unterhaltung sorgten, ihn ins HOR aufzunehmen. Unsere gemeinsame Zeit war allerdings nur von kurzer Dauer, nach unüberbrückbaren Querelen in der Gruppe, verließ ich samt einiger anderer Kollegen das Magazin, um für einen Nischen-CD-Mailorder tätig zu werden und parallel die neue Plattform Rocktimes ins weltweite Netz zu bringen. Frank verblieb noch eine Weile und gründete dann aber aus vermutlich den gleichen Motiven Hooked On Music, wo er bis zum heutigen Tage im Großen und Ganzen, auch das Ruder in der Hand hält. Meine Wenigkeit führt jetzt seit gut einem Jahr diese Webseite. Alle genannten Magazine existieren erstaunlicher Weise auch heute immer noch parallel nebeneinander.

Genug in der Vergangenheit gekramt! In den sozialen Netzwerken war die Werbetrommel intensiv gerührt worden, demnach war das schöne Ledigenheim, gelegen in einer typischen früheren Zechensiedlung, ziemlich gut gefüllt. Während Kollege Gernot sich schonmal zwecks guter Fotos in der Nähe der Bühne positioniert hatte, war mir in der ersten halben Stunde des Gigs, das Vergnügen zu Teil, für die Kompensation des zu erwartenden Flüssigkeitsverlustes zu sorgen.

Drei sich im Rentenalter befindliche Personen (eine Dame, zwei Herren), zapften dort noch nach guten altem Brauchtum, das Pils in 0,2 l-Gläsern im Sieben-Minuten-Turnus und wickelten jede Bestellung in stoischer Ruhe einzeln ab. Somit wurde hier so manch durstiger Mensch auf eine harte Geduldsprobe gestellt und zur Entwicklung von optimierten Trinkstrategien, im Rahmen der bestehenden Situation, gezwungen.

Kommen wir zum musikalischen Teil. Ihr alter Weggefährte und Songschreiber Hans, damals unter J. W. Zaksek firmierend, führte durch das, in mehrere Segmente aufgeteilte Programm. Bis zu ersten Pause wurden dabei u. a. Tracks aus ihrer Tom Petty-Cover-Phase („Won’t Back Down“), dem Erstwerk „Dancing Through Aisles“ („Modern England“, „My Destiny“), dem Nachfolger „Working Overtime“ (inkl. dem Hit „Light Ahead“, „Julia“ und dem folkigen „Take Me Away“ mit Olaf Behrends an der Mandoline), sowie „Download Believers“ vom, unter ominösen Umständen, vernichteten geplanten Drittwerk, das demnach nie zustande kam, zum Besten gegeben.

Die zweite Hälfte stand dann ganz im Zeichen von Covermusik, der sich die Band dann bis zum heutigen Tage zugewandt hat. Über Sachen von Paul Weller („Wild Wood“, dem groovigen „Wishing On A Star“), Clapton-Stücken wie „Blues Power“, „Lay Down Sally“, „White Room“ (Cream), schloß sich der Kreis des Hauptteils mit Tom Petty-Klassikern, wie schon zu Anfang des Events. Großartig hier besonders das melancholische Südstaaten-Kleinod „Southern Accent“. Die bekannten Hits „Into The Great Wide Open“ und „Free Falling“ dienten als zum Finale perfekt gewählte Stimmungshöhepunkte.

Der mittlerweile ganz schön ins Schwitzen geratene Leader Frankie und seine Kumpel Olaf, Atti, Lutz und Joachim wurden vom begeisterten Publikum für die fälligen Zugaben auf die Bühne zurückapplaudiert. Doors‘ „Riders On The Storm“ und Bowies „Heroes“, sowie eine fulminante Version des Marley-Stücks „I Shot The Sheriff“, bei dem die Ex-Weggefährten Ute Wilczewski, Jochen Lehmann und Olaf Barnscheidt, die zuvor auch schon sporadisch in Aktion getreten waren, nochmal im Kollektiv zum Einsatz kamen, huldigten verstorbene Musikgrößen als krönendem Abschluss und ließen auch den Puls meines Classic Rock-affinen Kollegen Gernot höher schlagen.

Fazit: Ein angenehmer, runder und gelungener Abend mit den Craving Hands, der das Schaffen der Band in einem passsenden Rahmen, samt der vielen Bekannten des Fünfers, sehr schön reflektiert hat. Wir wünschen den Burschen weiter von ganzem Herzen ein spaßiges und erfolgreiches musikalisches Bestehen. Zum 50-jährigen Jubileum der Truppe werden ganz sicher alle, inkl. uns, wieder kommen, auch wenn die/der eine oder andere, dann vermutlich schon einen Rollator vor sich her schieben wird. In diesem Sinne: ‚Rock on‘ Craving Hands!

Line-up:
Frank Ipach (vocals, electric guitar)
Olaf Behrends (electric guitar, mandolin, vocals)
Lutz Weigang (keys, acoustic guitar, vocals)
Atti Stoppek (drums)
Joachim Burger (bass)

Gäste:
Olaf Barnscheidt (electric guitar)
Ute Wilczewski (Vocals)
Jochen Lehmann (saxophone, flute)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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