Derek Davis – Resonator Blues – CD-Review

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Review: Michael Segets

„Babylon A.D.“ ist nicht nur der Titel eines mittelmäßigen Science-Fiction-Actionfilms mit Vin Diesel, sondern auch der Name einer Hardrock-Band, die sich vor dreißig Jahren formierte, in den neunziger Jahren einige Erfolge landete, sich zwischenzeitlich auflöste und wieder vereinigte.

Derek Davis, Frontmann und Songwriter der Combo, wandelt seit 2012 auf Solopfaden und bringt mit „Resonator Blues” sein drittes Album heraus.
Der Titel der CD umreißt deren Programm. Der spezielle, etwas metallische Klang von Resonatorgitarren – oft mit Bottleneck-Slide gespielt – prägt den Longplayer, bei dem Davis auf eine Mischung von Blues und Rock unterschiedlicher Richtungen setzt.

Ob Dobro, Telecaster, Cigar Box Gitarre oder Bass, Davis zupft nicht nur sämtliche Saiten, sondern klopft auch auf die Tasten der Keys. Für die Mundharmonika-Einlagen holte er sich Charlie Knight. Am Schlagzeug sitzt James Pacheco, ein Kollege von Babylon A.D.

Mit angerauter Stimme treibt Davis die schnelleren Stücke voran oder gibt den langsameren eine intensive Note. Wenn er eine kräftige Vibration in seinen Gesang legt, erinnert dieser stellenweise an Roger Chapman. In jedem Fall ergänzt die Klangfarbe der Stimme die erdigen Gitarren hervorragend.

Davis covert zwei klassische Bluesstücke: „Death Letter“ von Son House sowie „It Hurt’s Me Too“ von Elmore James, die er auf seine Art interpretiert und modernisiert. Die anderen Songs schrieb Davis selbst und greift dabei auf verschiedene stilistische Einflüsse der Roots Music zurück.

„Resonator Blues“ ist ein Bluesrocker, wie er im Buche steht. Am Rock ’n Roll der 50er und 60er Jahre orientieren sich „Sweet Cream Cadillac“ und „Red Hot Lover“. Hervorragend sind „Mississippi Mud“ und „Whiskey and Water“, bei denen Davis dem Southern Rock alle Ehre macht. Charlie Knight glänzt hier, wie auch auf anderen Stücken – beispielsweise bei „Prison Train“ – mit seiner Mundharmonika.

Davis schreibt gute Texte, mit denen er zum Teil eindrucksvolle Geschichten entwirft. So thematisiert er in dem Folk-Song „Penitentiary Bound“ ein trauriges Familienschicksal. Das Stück hebt sich von den anderen der Scheibe dadurch ab, dass es akustisch gehalten ist. Dynamik erhält es allein durch Davis‘ kraftvollen Gesang.

Mit stampfenden und klatschenden Hillbilly-Anflügen erzählt „Jesus Set Me Free“ von zwei Brüdern, die aufseiten der Konföderation im Amerikanischen Bürgerkrieg die Schrecken des Krieges erleben. Der treibende Titel ist mein Favorit der Scheibe.

Derek Davis kommt ursprünglich aus einer anderen musikalischen Ecke, legt mit „Resonator Blues“ aber ein beeindruckendes Roots-Rock-Album vor. Ähnlich wie unlängst Chris Shiflett scheinen die harten Jungs langsam erwachsen zu werden und sich mehr auf die Wurzeln des Rocks zu besinnen, ohne ihren Drive oder die Power zu verlieren.

„Resonator Blues“ ist das richtige Album, um im Cabrio über die Autobahn zu cruisen – da fehlt eigentlich nur noch das richtige Auto.

Southern Blood Records/Two Side Moon (2019)
Stil: Blues, Roots Rock

Tracks:
01. Resonator Blues
02. Sweet Cream Cadillac
03. Mississippi Mud
04. Penitentiary Bound
05. Jesus Set Me Free
06. Red Hot Lover
07. Death Letter
08. Whiskey and Water
09. Unconditional Love
10. It Hurts Me Too
11. Back in My Arms
12. Prison Train

Derek Davis
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