Greta Gaines – Bird Before Light – CD-Review

Review: Michael Segets

Die Songwriterin Greta Gaines legt mit „Bird Before Light“ ein interessantes Album vor, das seinen Indie-Einschlag nicht verbirgt. Am deutlichsten wird dieser bei dem rockigen „Harm’s Way“, aber auch bei „Homegrown“ oder „One Eye Open“ scheint er in einigen Passagen durch. Unmittelbar eingängiger ist da „Coming To Fruition“, mit dem Gaines den Longplayer eröffnet. Die Stücke des Longplayers bewegen sich meist im unteren Midtempo, entwickeln aber dennoch einen gewissen Drive.

Die Songs wirken modern, folgen jedoch in ihrer Anlage durchaus traditionellen Mustern des Singer/Songwriter-Genres wie die Single „What Do You Want“. „Moderation“ ist ein ruhiges, melodiöses Stück, das durch die Keys von Eric Fritsch (Marty Stuart) sehr stimmungsvoll begleitet wird. Der Song zählt neben dem dunkleren Abschluss des Albums, der mit „All Yours“ beginnt und bei „Sonic Bloom“ seinen Höhepunkt erreicht, zu den herausragenden Titeln. Der letzte und mit vier Minuten längste Track trägt schon beinahe einen hymnischen Charakter. Gaines baut hier Elemente des Rocks ein, die u. a. mit drei Gitarren und Ken Coomer (Wilco) am Schlagzeug umgesetzt werden.

Bemerkenswert ist zudem „Port-A-Lee“, bei dem eine nautische Note auf das Album gelangt, die etwas aus dem Gesamtwerk herausfällt. Für den Track engagierte Gaines den mit einem Grammy ausgezeichneten Geigenvirtuosen Tim O’Brien. Während dieser Beitrag einen frischen Wind einfängt, erscheint die Kollaboration auf „Tenderhooks“ mit Gastsänger Raul Malo von den Mavericks und Adam Ollendorff (Kacey Musgraves) an der Pedal Steel sehr getragen.

Der Tochter des Autors Charles und der Malerin Patricia Ellisor Gaines ist die kreative Ader quasi in die Wiege gelegt. Für „Bird Before Light“ bewegt sie sich nach eigener Aussage aus ihrer Komfortzone als Songwriterin, indem sie bei vier Tracks die Zusammenarbeit mit Coautoren sucht. Die so entstandenen Stücke – „Moderation“, „Port-A-Lee“ von Dan Bern, „What Do You Want“ von Mondo Saez sowie „All Yours“ von Liam St. John mitgeschrieben – zählen zu den überzeugenden Titeln des Albums.

Gaines, die seit Ende der 1990er Alben herausbringt, holt sich routinierte Musiker in ihre Begleitband. Sie trat bereits gemeinsam mit Sheryl Crow und Sarah McLachlan auf und supportete Alanis Morissette sowie Tori Amos. Aber auch vor ihrer musikalischen Laufbahn machte Gaines auf sich aufmerksam. Sie war wohl die erste Frau, die an offiziellen Snowboard-Wettbewerben teilnahm, und sorgte zudem abseits der Piste für die Popularität dieses Sports – nicht zuletzt durch ihre Moderatoren-Tätigkeit bei MTV.

Von dem designtechnisch fragwürdigen Cover darf man sich nicht abschrecken lassen. Die Songwriterin Greta Gaines nimmt an manchen Stellen Einflüsse aus Rock und Independent Music auf, wodurch ein abwechslungsreiches Angebot entsteht. „Bird Before Light“ ist vielleicht kein völlig stringentes Werk, hält aber auf jeden Fall einige hörenswerte Tracks bereit.

Big Air Records (2025)
Stil: Singer/Songwriter, Independent Music

Tracks:
01. Coming To Fruition
02. Homegrown
03. Moderation
04. Harm’s Way
05. Tenderhooks
06. What Do You Want
07. Port-A-Lee
08. One Eye Open
09. All Yours
10. Sonic Bloom

Greta Gaines
Greta Gaines bei Facebook
Devious Planet