Review: Jörg Schneider
Die Mystic Chiefs, das sind die Musiker von Johnny Ray Jones‘ Allstar Band und gleichzeitig auch die Namensgeber für das erste Studioalbum dieser Truppe. Und die Liste der Bandmitglieder liest sich wie ein „Who is Who“ der Blues- und Rootsmusiker: der Gitarrist Junior Watson (u. a. Canned Heat und William Clarke), der Harpspieler Tex Nakamura (War) und der Perkussionist Stephen Hodges (Tom Waits), um nur drei herauszugreifen.
Auf „Mystic Chiefs“, welches auch das dritte Album des südkalifornischen Bluesers J. R. Jones ist, präsentiert er elf mitreißende Blues- und Rootsongs, Einige davon sind gekonnte Neuinterpretationen von Klassikern der Blueslegenden Sonny Boy Williamson („Trying To Get Back On My Feet“, „My Younger Days“), Willie Dixon („Don‘t Go No Further“, hier wunderbar relaxed und layed back dargeboten sowie „I‘m Ready“), James Moore („Shake Your Hips“) und anderen. Weitere Songs stammen aus dem Repertoire der L. A. Blueser The Red Devils, die Jones zeitweilig begleitete (u. a. „Automatic“, „Devil Woman“, „No Fighting“).
Das Album führt vom traditionellen Chicago Blues der 60’er Jahre à la Paul Butterfield, Mike Bloomfield oder Charlie Musselwhite hin zum L.A. Roots Rock der 80‘er und 90‘er Jahre, wie ihn z. B. die „Blasters“ und „The Red Devils“ gespielt haben. Alle Songs klingen sehr authentisch, nicht zuletzt auch wegen Jones‘ Stimme, die immer ganz leicht aus dem Off zu kommen scheint und irgendwie ein Analogfeeling hervor zu zaubern vermag. Die Scheibe dürfte also bei den Älteren unter unserer Leserschaft unweigerlich Erinnerungen an die “gute, alte Zeit“ aufkommen lassen. Und „I Wish You Would“ ist sogar von „Break On Through“ der Doors durchdrungen.
Carl Sonny Leyland liefert am Piano einen unglaublich guten Job ab, sei es bei „Automatic“ einem flotten Boogie-Woogie oder bei „Shake Your Hips“, einem Boogie im Stile von Canned Heat, aber auch dem Slowblues „My Younger Days“ weiß er Leben einzuhauchen. Nicht unerwähnt bleiben sollten auch Tex Nakamura‘s Leistungen mit der Mundharmonika, viele der Songs werden maßgeblich von seiner mitreißenden Spielkunst getragen.
Mit „Mystic Chiefs“ liefert Jones, der u. a. schon mit John Mayall, Walter Trout und Big Joe Turner auf der Bühne gestanden hat, ein straightes und zündendes Bluesalbum mit Clubfeeling ab. Der Umstand, dass es keine Liveaufnahmen sind,, schmälert dieses Gefühl absolut nicht. Ich kann ruhigen Gewissens sagen, dass diese 5-Sterne-Scheibe schon jetzt zu meinen All-Time-Favorites gehören wird.
Moondogg Records (2024)
Stil: Blues
Tracks:
01. Automatic
02. Trying To Get Back On My Feet
03. Devil Woman
04. Don‘t Go No Farther
05. Shake Your Hips
06. I Wish You Would
07. I‘m Ready
08. No Fightin‘
09. Sugar Sweet
10. My Younger Days
11. I‘ll Be Around